Rhein-Pfalz Kreis Altersbestimmung mit Bohrer

Im Holz der Zehntscheune gebohrt worden war am internationalen Museumstag am 18. Mai. Jetzt liegen die Ergebnisse der dendrochronologische Proben vor. Das Sozialhistorische Zigarrenfabrikmuseum Rödersheim-Gronau hatte damals zu einer Führung durch die Renaissance-Zehntscheune mit Praxis-Übung geladen.

RÖDERSHEIM-GRONAU. Die erste urkundliche Erwähnung der Zehntscheune liegt in einem Domprotokoll vom 20. Juni 1531 vor. Wie alt das wohl älteste erhaltene Gebäude in Rödersheim wirklich ist, steht damit allerdings nicht fest: In der Urkunde geht es nämlich um die Erneuerung des Dachs, die Scheune hat also schon gestanden. Seit 1776 taucht das Gebäude durchgängig an jetziger Stelle in den Karten auf. Heute stellt sich die Frage, welche Teile des Gebäudes wirklich original sind. Bei der Führung im Mai erläuterte deshalb der Fachbeirat des Museums, Sebastian Arnold, die verschiedenen Möglichkeiten zur Altersbestimmung: die Kohlenstoffanalyse und Dendrochronologie, also die Altersbestimmung von Holz. Als praktisches Beispiel wurden an drei Stellen mit einem speziellen Bohrer Holzproben aus den Fachwerkbalken entnommen und zur Altersbestimmung in ein entsprechendes Labor geschickt. „Damit man die richtigen Balken erwischt, muss man sich ein Gebäude sehr genau anschauen“, erläuterte Arnold. So wurden bei der Begehung auch Balken entdeckt, die augenscheinlich vorher anderweitig verwendet worden waren, da in ihnen Aussparungen an ungewöhnlichen Stellen waren. „Tragende Balken versprechen genauere Ergebnisse“, sagte Arnold, und man muss auch etwas Glück haben. So ging an einer Stelle der Bohrer sofort in das Holz, „da hat der Holzwurm zu gute Vorarbeit geleistet“, schmunzelt Arnold. An einer anderen Stelle dagegen war das Holz so hart, dass der Bohrer nicht weit kam. Leider ergab die Untersuchung der drei entnommenen Proben – zwei aus Ständer-Balken und eine aus einem Querriegel von der südlichen Traufseite – lediglich Fälldaten der Hölzer preis: 1734, 1751 und 1746. In diesen Jahren ist wohl das Fachwerk der Zehntscheune oberhalb des Mauerwerkgeschosses neu aufgebaut worden, nachdem die Scheune ebenso wie die Pfarrkirche im 30-jährigen Krieg stark beschädigt worden war. Um eventuell Originalbauelemente zu finden, müssten noch weitere Untersuchungen auch unter Freilegung des Mauerwerks vorgenommen werden, für die der Verein für Zigarrenmuseum und Altes Brauchtum, der die bisherigen Untersuchungen finanziert hat, momentan keine Mittel zur Verfügung hat. Problematisch ist der bauliche Zustand der Scheune, die der Pfarrpfründestiftung gehört und derzeit als Lagerraum verwendet wird. Außerdem ist ihre Zukunft ungewiss, da die Pfründestiftung über eine Veräußerung nachdenkt. Derzeit ist man in Rödersheim dabei, Nutzungskonzepte zu erarbeiten. An Ideen mangelt es nicht, aber am Geld, das Gebäude entsprechend herzurichten.

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