Pirmasens Zeichen der Solidarität: Muslimische Gemeinde lädt zum gemeinsamen Fastenbrechen

Nach Sonnenuntergang dürfen Muslime während des Ramadans ihr Fasten brechen.
Nach Sonnenuntergang dürfen Muslime während des Ramadans ihr Fasten brechen.

Vor der Johanneskirche herrschte am Sonntagabend bei Dämmerung großer Andrang. Die muslimische Ditib-Gemeinde veranstaltete ein gemeinsames Fastenbrechen. Eingeladen waren auch Menschen anderer Glaubensrichtungen sowie Nichtgläubige.

Feierlich ging es am Sonntagabend vor der Pirmasenser Johanneskirche zu. Zumindest als es dämmerte. Die Ditib-Moschee am Exerzierplatz hatte zum öffentlichen Fastenbrechen geladen. Dort erwartete die Gäste ein langes Buffet mit vielen Leckereien: gefüllte Paprika und Weinblätter, türkische Pizza, Rote-Linsen-Suppe mit Joghurt, viele Salate, Brote und natürlich Baklava, der Klassiker unter den türkischen Desserts.

Ins Leben gerufen wurde die Veranstaltung von Akgül Yazici, die für die CDU in den Stadtrat will und vor Dan-Odysseas Miliadis Vorsitzende des Beirats für Migration und Integration war. Beruflich ist sie als Gesundheits- und Krankenpflegerin im Städtischen Krankenhaus tätig. „Die Frauen haben gekocht und die Männer haben die Bänke aufgestellt“, erzählt Yazici, deren Opa als Gastarbeiter nach Deutschland gekommen ist. Mit Yazicis Tochter sei ihre Familie nun schon in der vierten Generation in Pirmasens.

Geschenke für die Kinder

Los ging es mit dem gemeinsamen Fastenbrechen kurz nach 20 Uhr, nachdem die Sonne untergegangen war und der Hoca, der Lehrer der Moschee, den Gebetsruf zelebriert hatte. „Allah ist groß, kommt zum Gebet“, wiederholte er in einer Art Sprechgesang minutenlang. Im Anschluss daran haben die Männer vor der Johanneskirche ihre Gebetsteppiche ausgerollt und gen Mekka gebetet. Zur gleichen Zeit standen bereits viele Gäste am reichgedeckten Buffet an, um das Fasten am Sonntag zu brechen. Sogar Geschenke für die Kinder seien für den Sonntagabend vorbereitet worden, freut sich Yazici und betont, wie dankbar sie für die große Unterstützung der Helfer sei.

„Ich liebe Pirmasens“, sagt Yazici, die sich auf vielen Ebenen für ihre Heimatstadt einsetzt. „Ich möchte, dass es ruhig bleibt und alle in Frieden miteinander sind“, erklärt die Türkin mit deutschem Pass.

Auch Christen und Nichtgläubige eingeladen

Um das Miteinander und Zusammenleben zu fördern, seien nicht nur Leute aus der Ditib-Moschee zu dem Fest eingeladen gewesen, sondern auch Muslime aus anderen Moscheen, Christen und Nichtgläubige. Aus der ganzen Südwestpfalz seien Gäste angereist – aus Zweibrücken und auch aus dem benachbarten Frankreich, hauptsächlich aus Saargemünd.

Eingeladen hatte sie über soziale Netzwerke. „Leider sehr kurzfristig, weil ich auf die Genehmigung der Stadtverwaltung warten musste“, erklärt Yazici. Die sei erst am Donnerstagnachmittag erfolgt, weil die zuständige Bearbeiterin der Stadtverwaltung krank gewesen sei. Trotzdem hätten sie so viele Menschen eingeladen wie möglich, erklärt Mitorganisatorin Zeynep Aras.

Islam oft falsch dargestellt

Worum geht es beim Ramadan, bei dem von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang gefastet wird? „Wir essen und trinken den ganzen Tag lang gar nichts“, erklärt die 45-Jährige. Davon ausgenommen seien Kranke, Diabetiker oder Frauen, die stillen. „Das Fasten soll ja etwas Gutes im Körper bewirken“, erklärt sie. Ursprünglicher Sinn des Fastens sei es, mit sich ins Reine zu kommen, sagt Yazici. Der sei aber mit der Zeit wie beim christlichen Weihnachtsfest verloren gegangen.

Eigentlich gehe es darum, sich selbst zu fragen: Was kann ich besser machen? Was muss ich ändern? Leider würde in den Medien ein völlig falsches Bild vom Islam vermittelt, bedauert sie. Da entstehe der Eindruck, dass der Islam als Religion mit Terror gleichzusetzen sei. Dabei gehe es im Islam und Koran um Frieden, betont die Pirmasenserin. Sie selbst erlebe ihren Glauben als friedlich und tolerant. Zentral sei die Liebe und die Bereitschaft, sich gegenseitig zu helfen.

Unterstützung durch Johanneskirchengemeinde

Zwei Tage lagen am Sonntagabend noch vor den Muslimen, bevor der Fastenmonat Ramadan beendet wird. Gleich im Anschluss werde das große Zuckerfest gefeiert, kündigt Yazici an: „Dann haben wir drei Tage Feiertag.“ Unterstützung bekommt die Ditib-Moschee auch vom Pfarrerehepaar Strauch der Johanneskirchengemeinde, die für das Fastenbrechen Tische und Bänke zur Verfügung gestellt hat. „Wir dürfen sogar die Toiletten der Gemeinde nutzen“, freute sich Yazici.

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