Pirmasens Von Woche zu Woche:

Linken-Politiker Frank Eschrich kann zwar manchmal ganz schön penetrant sein, meistens aber ist er eine Bereicherung für den Stadtrat. Weil er Opposition kann, Missstände beim Namen nennt, über den Tellerrand schaut. Da hilft ihm auch sein Job als Abgeordnetenmitarbeiter für den Kaiserslauterer Bundestagsabgeordneten Alexander Ulrich. Er weiß dadurch, wie man bundespolitische Themen runterbricht, hat so auch einen ganz anderen Zugang zu Informationen. Das erleichtert die Arbeit. Sein Problem ist: Er stellt sich manchmal selbst ein Bein. Weil er überzieht. Sich bei einem Thema vergaloppiert. Das ist ihm diese Woche wieder passiert. Da hat er die gute Neujahrsrede von Oberbürgermeister Bernhard Matheis, in der dieser auf die Flüchtlingsproblematik einging und ausdrücklich unter großem Beifall vor Scharfmachern warnte, mal eben in einer Presserklärung angeprangert. Sein Vorwurf: Der OB übernehme Positionen der Pegida und AfD: Dabei hatte Matheis genau das Gegenteil getan. Peinlich am Rande: Eschrich hat den Neujahrsempfang gar nicht besucht, folglich auch die Rede von Matheis nicht gehört, sondern sich nur auf die Ausschnitte, die in der Presse wiedergegeben waren, kapriziert. Apropos Neujahrsrede. Darin hatte der Oberbürgermeister gewünscht, dass sich viele Menschen für das Gedeihen der Stadt mitverantwortlich fühlen, sich nützlich machen. Was offenbar direkt auf offene Ohren gestoßen ist. Bereits am Dienstag hat sich eine Initiative gegründet, die sich um Flüchtlinge in der Stadt kümmern will, sie beim Einkaufen begleitet, mit ihnen zum Arzt geht, übersetzt, vielleicht auch mal eine Einladung zum Essen ausspricht, kurzum beim Ankommen hilft. Schöne Sache! Da kann sich die Landespolitik eine Scheibe abschneiden, die statt zu handeln die Flüchtlingsdebatte für Machtspielchen nutzt. Aufhorchen ließ diese Woche eine Auszeichnung im Polizeipräsidium Westpfalz. Da wurden zehn Bürger aus der Region geehrt, weil sie Zivilcourage gezeigt, nicht weggeschaut, sondern beherzt eingegriffen haben, als Mitmenschen in Gefahr waren. Von zehn Lebensrettern aus der ganzen Westpfalz kamen allein vier aus Pirmasens. Das wirft mal wieder ein positives Licht auf die Stadt. Im vergangenen Jahr, als sich die Vandalismusfälle in Pirmasens häuften, verfestigte sich ja leider der Eindruck, dass in Pirmasens zu viele wegschauen. Dem ist wohl doch nicht so. Allerdings trösten die Zivilcouragepreise auch nicht darüber hinweg, dass die Polizeimeldungen an manchen Tagen alarmierend sind. In der Neujahrsnacht beispielsweise hat ein Betrunkener ein Auto angehalten, Böller reingeworfen und zwei Menschen verletzt, in der ersten Januarwoche ballerten Unbekannte mit einer Softairwaffe auf Schaufenster- und Autoscheiben. Am Montag wurde eine Frau am helllichten Tag auf dem Lidl-Parkplatz von einem Luftgewehrgeschoss getroffen. Zum Fürchten! Die Volkshochschule hat diese Woche ihr Programm vorgestellt. Es ist solide, bietet wenig Ausgefallenes, trifft dafür aber wahrscheinlich einen breiten Publikumsgeschmack. Eine nette Idee ist das Lauftraining für Anfänger, das dem Firmenlauf, der Jahr für Jahr mehr Anhänger findet, noch mehr Teilnehmer in die Arme treiben soll. So schafft man Identitätsgefühl. Zum Schmunzeln verführt hat mich bei der Programmvorstellung eine Bemerkung der Beigeordneten Helga Knerr, sie habe im letzten Semester selbst ein VHS-Seminar besucht, die Anleitung zum Glücklichsein. Nicht wundern also, wenn bei der nächsten heftigen Debatte über die Schulpolitik die Dezernentin nicht verärgert dreinschaut, sondern ganz gelassen bleibt. Om!

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