Pirmasens Von Berlin nach New York und Dahn

Kiddy Citny überträgt grenzenlosen Optimismus in seine unbeschwert leichte, aber kraftvolle Kunst.
Kiddy Citny überträgt grenzenlosen Optimismus in seine unbeschwert leichte, aber kraftvolle Kunst.

Vor 30 Jahren war der Wahlberliner Kiddy Citny eine große Nummer im Westberliner Subkulturbetrieb. Seinen Elan und die Energie von damals hat sich der inzwischen 60-Jährige erhalten, wie seine Einzelausstellung beim Dahner Kunstverein im Alten Rathaus zeigt. Und im Gegensatz zu anderen Künstlern dieser Zeit reproduziert Kiddy Citny nicht einfach die einst erfolgreiche Masche, sondern hat sich weiterentwickelt.

Der 1957 in Stuttgart geborene Künstler war vor allem durch seine Mauermalerei bekannt geworden. Ostberlin sollte mit Kunst umschlossen werden, so die Zielsetzung Citnys und seiner Kollegen. Dumm nur, dass er erst Ende der 80er Jahre damit begann und durch den Fall der Mauer das Trägermaterial für sein Projekt mit den Mauerspechten abhanden kam. Ein Teil seines Werkes wanderte übrigens mitsamt Mauer in das New Yorker Museum of Modern Art (Moma). Ein ganz kleines Stück einer Mauer findet sich auch in der Dahner Ausstellung. Aber natürlich keines der heute sehr teuren Original-DDR-Mauerstücke. Kiddy Citny malt heute auf Betonfertigteile aus dem Baumarkt. Die anderen Bilder der Ausstellung sind alle in Acryl auf Leinwand gefertigt. „Die Welt im Arm“ ist der Titel der Ausstellung und gleichzeitig programmatische Richtung des Schaffens von Kiddy Citny, der am Sonntagmorgen persönlich die Ausstellung eröffnete. Gut gelaunt und sehr kommunikativ präsentierte sich der Künstler und passt damit perfekt zu seiner Bildwelt. Da wimmelt es von lächelnden Kriegerinnen, Magikern, Königinnen und alle haben ein extrem sonniges Gemüt. Aber nicht die aufgesetzte Fröhlichkeit, wie sie vielerorts zur Schau getragen wird, findet sich auf den Bildern von Kiddy Citny, sondern echte positive Stimmung mit viel Energie und Kraft, die von den Bildern auf die Säle im Alten Rathaus der Stadt Dahn ausströmt. Ob Kiddy Citny Kunst studiert hat oder anderweitig das Handwerk erlernt hat, spielt bei diesem Künstler keine Rolle. Hier sitzt einfach jeder Pinselstrich, wie er sein sollte. Beispielsweise das Bild „Magic“ mit einer gelb gemalten Frauengestalt, die voller Elan befreit beinahe von der Leinwand springen will. Perfekt hat der Künstler Hintergrund und Frauengestalt komponiert und vor allem die Frau in einer Art realisiert, wie sie wohl direkt aus ihm rausgekommen sein muss. Das kann kein Künstler lernen, das ist Talent. Oder das Bild „Carte blanche“, das im letzten Saal hängt. Kiddy Citny hat die Frauengestalt mit wenigen Strichen sehr lebendig auf einen ideal dazu passenden Untergrund gepinselt. Ein Meisterwerk, das auf der gegenüberliegenden Wand mit fantastischen Bildern einer Ton-in-Ton-Malerei von den Ausstellungsmachern geschickt ergänzt wird. Mit weißer, hochpastoser Acrylfarbe wurde hier auf weiße Leinwand gemalt. Den Scherz des weißen Hasen im Schnee hat Kiddy Citny hier vielleicht aufgegriffen. Auf anderen Bildern greift der Wahlberliner Gestalten aus dem Berliner Nachtleben auf. Gekrönte Häupter finden sich vielfach und repräsentieren wohl die Königinnen der Clubnächte, die strahlend für wenige Nächte herrschen oder die „Sunny Queens“, die den Betrachter leuchtend intensiv anstrahlen. Solche Sonnenköniginnen braucht es in herbstlich-grauer Zeit. „Die Welt im Arm“ ist das Motto der Ausstellung, was eventuell naiv wirken kann. Düster-pessimistische Weltbilder und Prognosen gibt es aber mehr als genug. Da kommt eine Malerei und die unbeschwert-leichte, aber kraftvolle Kunst wie die von Kiddy Citny gerade recht und zeigt andere Wege. Den Optimismus von Künstlern wie Kiddy Citny muss die Welt erst wieder finden. Öffnungszeiten Bis 19. Oktober mittwochs, donnerstags und sonntags von 15 bis 18 Uhr.

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