Pirmasens Traumhaft schön

Gut gewählt. So ließe sich das Programm der Pirmasenser Sommermusik in diesem Jahr überschreiben. Nachdem zuletzt der Kabarettist Sebastian Pufpaff das Publikum in der Alten Post zum Lachen brachte, folgte nun am Sonntag vor etwa 150 Zuhörern das „Wuppertrio“ an gleicher Stelle, das mit seinem Matinee-Konzert den üblichen Rahmen eines Kammerkonzerts erfreulich erweitere. Denn neben Beethoven und Bruch stand mit Astor Piazzolla auch ein zeitgenössischer Komponist auf dem Programm, der auf seine Weise den argentinischen Tango erneuert hat.

Max Bruchs (1838-1920) „Acht Stücke“ Op. 83 für Viola, Klarinette und Klavier und Astor Piazzollas „Vier Jahreszeiten“ (hier für Violine, Klarinette und Klavier gesetzt) haben zumindest eines gemeinsam: Sie sind auf ihre Weise (zum Teil) Programmmusik – was bedeutet, dass sich die Komponisten bei ihrem Schaffen ganz bestimmte Motive oder Themen auswählten. Gerade die sehr spezielle Musik Piazzollas , jene Mischung zwischen traditioneller lateinamerikanischer Musik, deutlichen Jazz-Anteilen und Stilelementen der europäischen Ernsten Musik, braucht viel Einfühlungsvermögen. Die argentinische „Version“ der „Vier Jahreszeiten“ zeigt sich einmal im Tango-Rhythmus und mal im Stil einer klassischen Jazzballade – mal beschleunigt sich das Tempo, dann folgt wieder ein Ritardando. Hier und da würzen ein paar „Blue Notes“ wie man sie bereits aus dem Blues kennt die stets eingängigen Melodiebögen. Zwar wird vom „Wuppertrio“ – Sayanka Schuck (Klarinette), Axel Hess (Violine, Viola) und Tobias Deutschmann (Klavier) – nicht das typische Balginstrument Bandonion benutzt; dafür überzeugte aber auch die Umsetzung im Trio für Violine, Klarinette und Klavier. Das Trio bleibt da stets ganz souverän und glänzt vor allem bei den Tempowechseln mit einer traumhaften Abstimmung untereinander – auch was die rhythmische Gestaltung betrifft. Kein Wunder, dass die Piazzolla-Ballade „Oblivion“ dann als Zugabe gespielt wird. Max Bruchs „Acht Stücke“ für Viola, Klarinette und Klavier aus dem Jahr 1908 sind mit den Klangfarben der Spätromantik gemalt. Diese Klangbilder sind von ganz unterschiedlichem Charakter. Die siebte Variation erklingt in fröhlicher Weise, die ersten werden als ganz ruhiges Klangbild gezeichnet. So entsteht auch ein schöner Kontrast zwischen Variation zwei und sechs: Erst ein leidenschaftlich gespieltes Allegro, dann ein ganz sanfter Nachtgesang im Dreiermetrum – durchsichtig und voller eingängiger melodischer Momente. Eröffnet wurde das Konzert mit Beethovens „Gassenhauer“-Trio für Klarinette, Viola und Klavier. So durfte das Publikum auch erfahren, was es mit der Bezeichnung „Gassenhauer“ auf sich hat – denn mit der Arie „Pria ch′io l′impegno“ verarbeitete der Komponist eine bekannte Melodie jener Zeit – natürlich auf seine kunstvolle Weise. Jedes Instrument darf da einiges an diffiziler Spieltechnik vorstellen – dennoch verlieren auch die Variationen nichts von ihrer Leichtigkeit. Ein so besetztes Trio klingt da schon wie die Miniaturausgabe eines kleinen klassischen Orchesters. Kammermusik kann unterhaltend und anspruchsvoll sein – besonders wenn sie auf einem so hohen technischen Niveau gespielt wird. Und es dürfte sich auch etwas von der sichtlichen Spielfreude der Musiker um den Pirmasenser Pianisten Tobias Deutschmann auf das Publikum übertragen haben – das zeigte sich im üppigen Applaus

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