Pirmasens Tore, Träume, Temperamente:

Steffen May ist 27 Jahre jung und Torwart des SC Weselberg, der mit einem Team in der B-Klasse West und einem in der C-Klasse Mitte am Spielbetrieb teilnimmt. Und weil wegen zahlreicher verletzter Spieler gerade Personalmangel herrscht beim SCW, erklärte sich May am Sonntag bereit, sich in beiden Spielen seines Vereins, die hintereinander beim SV Höhmühlbach stattfanden, ins Tor zu stellen. Die Konsequenz daraus: Sven Schütz, der Keeper der zweiten Mannschaft, rückte aus dem Tor ins Feld. Und der Bruder des in der ersten Mannschaft spielenden Sebastian Schütz zeigte seine Fußballerqualitäten und markierte beim 9:0-Erfolg der Zweiten gleich zwei Treffer. Auch Torwart Steffen May schrieb sich in die Torschützenliste ein, denn er verwandelte in der 75. Minute einen Freistoß zum 8:0. „Steffen ist ein hervorragender Fußballer, der jederzeit im Feld mitspielen könnte“, heimste May Lob ein von seinem Trainer und Arbeitgeber Attila Baum. „Steffen verfügt über einen harten, präzisen Schuss“, wusste auch Baum und hatte May zum Freistoß nach vorne beordert. Der ehemalige Verbandsligakeeper des TuS Hohenecken hielt zudem auch noch seinen Kasten sauber. Nach einer viertelstündigen Pause stand May dann erneut im Kasten, als die B-Klasse-Mannschaft des SCW an der Reihe war. Auch hier hielt May seinen Kasten sauber. Sein Team, das die Tabelle in der B-West anführt, gewann mit 4:0. Unter den Torschützen war auch Steffen May. Nachdem die Quote der verwandelten Elfmeter beim SCW in den Keller gegangen war, zuletzt verschoss Andy Lehmann in Bottenbach, hatte Baum May als Elfmeterschützen nominiert, auch „weil sich keiner mehr so richtig getraut hat.“ Nicht so May. Er schnappte sich den Ball und donnerte ihn aus elf Metern zum 4:0 ins Höhmühlbacher Netz. Damit schoss May als Torwart an einem Spieltag für seine beiden Teams je ein Tor und ließ keines zu. Erleichterung pur beim TuS Heltersberg. Mit dem 3:2-Erfolg am Sonntag gegen die SG Thaleischweiler landete der Tabellenletzte und designierte Absteiger aus der A-Klasse im 23. Versuch den ersten Sieg. „Das hatte uns doch keiner mehr zugetraut“, freute sich auch Spielertrainer Marcel Engel. Immerhin ergeben die drei Tore fast 20 Prozent aller Tore der Saison. „Die Punkte sind wichtig für die Weiterentwicklung unserer Mannschaft“, ist sich Engel sicher. Es spreche für den TuS und die Stimmung in der Mannschaft, dass sich ihr Spieler anschließen, obwohl man keine Werbung gemacht habe. Dominik Gundacker, der aus Weselberg kommt, könnte in zwei Wochen bereits seine erste Partie bestreiten. Ein „bisschen stolz“ sei man in Heltersberg schon, dass trotz des sportlichen Niedergangs die sonstigen Strukturen stabil geblieben sind. Mehr noch: Der TuS bietet wohl bei seinen Heimspielen das beste Rahmenprogramm. Und das hat einen Namen: Christian Käfer (39). Rund eine Stunde vor Beginn eines Spiels reist er an, baut zwei Lautsprecherboxen und ein Mischpult auf. Auf seinem Laptop hat er Musik im Stadionmix arrangiert. „Er ist ein Bombentyp und Musikliebhaber“, charakterisiert Engel den Heltersberger Stadionsprecher. Rund eine Dreiviertelstunde vor Spielbeginn startet er mit seinem Programm. Er liefert Informationen über die Mannschaft des TuS („er informiert sich vorher jedes Mal bei mir“, weiß Engel), die Mannschaftsaufstellungen und jedwede Information über den Verein. Auch während des Spiels feuert er sein Team an. „Eine Riesenleistung, zumal wir ein halbes Jahr lang keinen Punkt geholt haben,“ ist Engel angetan. Gleichwohl erntete Käfer zuletzt gar noch Spott – von den Gegnern, die sich lustig machten, weil eben solch ein Aufwand für einen Tabellenletzten betrieben werde. Jetzt endlich wurde auch Käfer belohnt: Dem ersten Sieg für den TuS seit dem 9. März 2014, dem 3:1, damals noch in der Bezirksliga gegen Reichenbach. Engel: „So einen Mann wie Käfer gibt es nicht mehr.“

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