Pirmasens Musikalische Magnolien

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Ein Sonntagmorgen wie gemalt und gute Musik im Pirmasenser Neufferpark: Mississippi Tree gaben am Sonntag ein Frühschoppenkonzert. Zu erleben gab es drei großartige, sympathische Musiker, die ihre Stücke mit fröhlicher Ernsthaftigkeit auf die Bühne bringen.

Manfred Pfeifer an Klarinette, Tenor-Saxophon, Querflöte und Mundharmonika, Bodo Bode am E-Kontrabass und Thomas Seibel an der Archtop-Gitarre gehören zum Musiksommer im Neufferpark wie das Bier zum Frühschoppen. Seit den Anfängen des musikalischen Sommerprogramms sind sie dabei und gehören schon lange zu den Publikumslieblingen. Diese drei musikalischen Magnolien – denn das bedeutet Mississippi Tree – spielen für und mit ihrem Publikum. Das beginnt bei den launigen Dialogen, die auch mal einen fürchterlichen Kalauer beinhalten, und geht weiter mit dem heiteren, fast kindlichen Bühnenzauber und der unprätentiösen Lässigkeit, mit der Musik gemacht wird. Die drei Männer sind gestandene Profis, aber keine abgezockten Berufsmucker, denen man ansieht und anhört, dass sie längst den Spaß an der Musik verloren haben. Jeder für sich genommen sind sie zudem ausgesprochene Individualisten – was sich für Jazzer so gehört. Einen so schönen Klarinettenton, wie ihn Manfred Pfeifer zustande bringt, hört man selten, seine Improvisationen entwickelt er schlüssig und folgerichtig aus den Melodien heraus. Gleichzeitig bedient Pfeifer die Gepflogenheiten des Old Time Jazz, wenn er die Begleitfiguren seiner Kollegen kontrapunktisch umspielt. Da er die Zirkularatmung beherrscht, die es ihm erlaubt, gleichzeitig zu atmen und die Klarinette zu blasen, kann Manfred Pfeifer Töne beinahe endlos halten. Mississippi Tree sind als Trio ohne Schlagwerk dem Old Time Jazz näher als dem Dixie, zumal viele alte Ragtimes im Programm sind, aber auch Stücke wie „Ice Cream“, „Bei mir bist du schoen“ und „What A Wonderful World“, unvermeidlich als Louis-Armstrong-Imitation gesungen. Die „Sentimental Journey“ kommt mit schönem A-Cappella-Satz und mit „Der kleine grüne Kaktus“ und „Ich hab` das Fräulein Helen baden sehn“ sind Publikums-Favoriten im Repertoire. Thomas Seibel holt dazu passenderweise einen ziemlich authentischen Banjo-Sound aus seiner Gitarre. Mit „Creole Love Call“ von Duke Ellington erfüllen Mississippi Tree am Sonntag auf Zuruf einen Publikumswunsch, der gar nicht auf der Spielliste stand. Mississippi Tree steht unverfälscht in der Tradition von Old Time Jazz und Dixie, ohne die oft reichlich krachlederne Version des Dixie-Jazz zu liefern, die nur mit reichlich Bier zu ertragen ist. Hinter dem heiteren Spiel steckt bei den Dreien ein gewaltiger Respekt vor der eigenen Musik, die man nie für einen billigen Bühnen-Gag verraten würde. Bei Mississippi Tree spielen drei Jazzer mit Herz und Verstand. Und allein das wäre es wert, sie ins Herz zu schließen.

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