Pirmasens Munter, aber konzentriert

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Schon das (Gruppen-)Bild (mit Dame) im Chor der Hambacher Pauluskirche besticht mit besonderem Charme: Die zierliche Maria Stange thront mit ihrer imposanten Harfe souverän inmitten der Szenerie auf einem Podest, rücklings im Halbrund eskortiert von fünf Herren mit blinkendem Blech in Händen: Generalprobenstimmung – munter übrigens – beim Blechbläserensemble „Das Rennquintett“, letzter Schliff für die Weihnachtstournee durch die Städte der Pfalz.

Den zweiten, erhellenden Blick tut man dann sozusagen durch die Ohren, wenn man Bekanntschaft macht mit dem zentralen Werk des Programms „Introduktion und Variationen über das Vyšehrad-Thema von Bedrich Smetana“ des 2008 verstorbenen Jan Koetsier. Das spannungsreiche, äußerst vielgestaltige Werk – virtuos changierend zwischen, tiefgründigem Pathos, elegischem Gestus, Spielwitz und überbordendem Temperament – gibt grandios Zeugnis davon, wie prachtvoll zwei so offensichtlich konträre instrumentale Charaktere wir Blech und Harfe harmonieren. Die klangliche Balance ist perfekt, das exotisch anmutende „Paar“ kommuniziert grandios ohne einander zu übertrumpfen, das getupfte Frage- und Antwortspiel des Mittelteils ist eine Art Kabinettstückchen. Maria Stange, gebürtige Neustadterin, Professorin an den Musikhochschulen Stuttgart und Karlsruhe und eine der gefragtesten Solistinnen ihres Fachs, freut sich ganz besonders auf dieses Stück. „Und ich spiele einfach sehr gerne in meiner alten Heimat“, fügt sie hinzu, „auch wenn die Terminpläne das selten zulassen. Daher habe ich dem ,Rennquintett’ mit Freuden zugesagt.“ Nach einer Reihe von Jahren, in denen jeweils vielköpfige vokale Musizier-Partner im Boot waren, habe man gerne mal einen kammermusikalischen Schwerpunkt eingelegt, erklärt der Trompeter Professor Peter Leiner, Spiritus Rector des ,Rennquintetts’, namens seiner Kollegen Uwe Zaiser (Trompete), Uwe Tessmann (Horn), Jochen Scheerer (Posaune) und Ralf Rudolph (Tuba). Und weist mit Nachdruck darauf hin, dass man auch diesmal nicht „nebeneinander her“, sondern etliche Stücke gemeinsam musizieren werde. An reizvollen Arrangements sei kein Mangel. Dem lockeren Mix aus klassischem Konzert-Repertoire, weihnachtlichem Medley – mal besinnlich, mal jazzlaunig – und einer geschmackvollen, kurzweiligen Moderation, die das Publikum nicht nur unterhält, sondern einbezieht, „an der richtigen Stelle abholt“, wie Leiner es nennt, bleibt man auch diesmal verpflichtet. Ansonsten reicht das Programm von Johann Sebastian Bach bis Carlos Salzedo, und auch Tschaikowskis „Nussknacker“ begibt sich auf den musikalischen Gabentisch. Beim Konzert am Montag, 28. Dezember, 20 Uhr, in der Pirmasenser Johanneskirche ist – wie jedes Jahr – Bezirkskantor Maurice Croissant dabei. Er wird die große Orgel mit Händen und Füßen zum Tönen bringen, solo und zusammen mit den Blechbläsern Die Probenpause nähert sich dem Ende. Maria Stange hat eben mal ein paar launige Anekdoten aus dem Flugreisealltag mit Harfe im Gepäck zum Besten gegeben. Uwe Zaiser kommt noch rasch wie von ungefähr auf das Jubiläum im kommenden Jahr zu sprechen. 30 Jahre „Rennquintett“ – das ist schon ein Wort. „Aber mindestens so lange wollen wir noch bei Puste bleiben“. Sagt’s, setzt sein Instrument an die Lippen und steigt gelassen, aber hochkonzentriert mit den Kollegen in den Bach’schen Toccaten-Kosmos ein. Generalprobe. Munter, wie gesagt. Info Pfarrer Bernd Rapp hat gestern mitgeteilt, dass das Konzert am 28. Dezember in der Pirmasenser Johanneskirche ausverkauft ist. Nur im Hausrat-Geschäft Wölfling, Telefon 06331/24970, waren gestern noch einige wenige Karten für 19 Euro erhältlich.

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