Pirmasens Leserbrief an die Lokalredaktion:

Der Leserbrief von Herrn Jung wirft mehr Fragen auf, statt Antworten auf folgende Themen zu liefern: Wer ist schuld am Niedergang der Schuhindustrie in der Westpfalz, besonders in Pirmasens? Wer ist für die Entwicklung des Hotel Matheis verantwortlich? Was sind die Alternativen zum Abriss? Beginnen wir mit dem Niedergang der Schuhindustrie. Hier kommt sehr vieles zusammen, unternehmerische Fehler, Lohnstückkostenentwicklung in Deutschland, fehlender Weitblick, Überheblichkeit der Stadt gegenüber anderen Industrie-Branchen, was deren Ansiedlung gemeinsam mit nicht ausreichend vorhandener Infrastruktur verhinderte. Vergleicht man dann noch die Höhe der staatlichen Subventionen an Kohle und Stahl mit denen an die Schuhindustrie, wird einem auch der damalige Stellenwert überdeutlich. Trotz dieses Niedergangs hätte das Hotel bestehen können. Auch hier wurden unternehmerische Fehler begangen, die Qualität ließ auch nach, und es wurde geschlossen. Der größte Fehler, der Todesstoß überhaupt, war natürlich, aus einem solchen Objekt ein Flüchtlings-/Asylantenheim zu machen. Auch wenn die Bausubstanz als stabil bezeichnet werden kann, darf man es Bruchbude nennen, bezieht man den inneren Zustand, insbesondere herausgerissene Kupferrohre mit ein. Auch der bisherige Besitzer, welcher dieses Haus für angeblich 50.000 DM erwarb, ist in hohem Maße mitverantwortlich. Freilich gibt es Alternativen zum Abriss. Man lässt es einfach stehen, und hofft darauf, das irgendwann ein finanzstarker Investor kommt, ähnlich wie bei der Villa Loeser. Fängt dieser dann damit an, das Haus nach seinen Vorstellung zu verändern, erschallen die Proteste, wie der dieses schöne Haus doch verunstaltet. Eine weitere Alternative wäre eine Vorgehensweise wie beim Schlosshotel in Bad Bergzabern, doch hierfür bräuchte man neben der Maßlosigkeit einer Landesregierung wohl eine bessere Lobby, auch beim Bund. Und diese ist seit fast 50 Jahren unser größtes Problem, welches man an der unvollendeten A 8 b beziehungsweise B10 am besten erkennen kann. Erst war es die sozialliberale Koalition, die die Streichung aus dem Bundesverkehrswegeplan vornahm, aber auch unter dem pfälzischen Bundeskanzler Kohl wurde nichts revidiert. Nun gut, wir bekamen etwas einzigartiges, eine zweispurige A 62. Kurz vor der Abwahl der CDU in Rheinland-Pfalz forderte diese erstmals forsch den vierspurigen Ausbau der B10 bis Landau; und von der SPD unter Kurt Beck wurden wir, wie (...) gewohnt, im sprichwörtlichen Sinne an den Koalitionspartner, die Grünen verkauft! Trotzdem erlebt Pirmasens aktuell mit Sicherheit nicht gerade seine schwärzeste Zeit, die war wohl eher nach Kriegsende, als Menschen Hunger leiden mussten. Ich persönlich bin nicht froh, dass das „Matheis“ abgerissen wird, aber Pirmasens muss sich dieser und anderer Veränderungen stellen. Dabei wird die Stadt vom exzellenten Oberbürgermeister Matheis profitieren.

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