Pirmasens Kompositionen in 1000 Jahren

Wenn bekannt wird, dass die Sänger-Gruppe „Man(n) singt“ in der Dietrich-Bonhoeffer-Kirche in Winzeln ihren Auftritt hat, bedeutet das immer eine hohe Anzahl an erwartungsvollen Besuchern. Und so lauschten die Zuhörer am Samstag voller Begeisterung den zwölf jungen Sängern bei der Vorstellung ihres diesjährigen Programms mit dem Titel „Evolution“.

Es ging in diesem Konzert um die Entwicklung verschiedener Kompositionen für Männerchöre im Laufe von 1000 Jahren. Die zwölf Männer hatten sich im Altarraum der Kirche aufgestellt und eröffneten den musikalischen Abend a cappella mit der Motette „I will praise thee, o Lord“ des erst vor zwei Jahren verstorbenen Komponisten Knut Nystedt. Mit dem lateinisch gesungenen Hymnus „Ave, maris stella“ begann der Chor mit der Vorstellung alter Musik, wobei ein Sänger von der Kanzel auch solistisch sein Können zeigte. Köstlich anzuhören waren unter anderem aus der Renaissance von Josquin Desprez das vokalpolifone Madrigal „El grillo“ über eine liebestolle Grille oder von Thomas Tallis die herrliche Motette „If ye love me“ und weiterhin a cappella gesungen von Jacobus de Kerle „Kyrie“ und „Gloria“ aus der „Missa regina coeli“. Der „Haus- und Hoforganist“ der Bonhoeffer-Kirche (so die liebevolle Äußerung eines Chorsängers), Gernot Gölter, zeigte wie immer sein großartiges Spiel an der Oberlinger-Orgel auf der Empore mit dem „Präludium G-Dur“ von Johann Sebastian Bach. Die Sänger zog es indessen ebenfalls auf die Empore und von dort oben ertönte die Hymne „Lead me, Lord“ von Samuel Wesley aus der Romantik, begleitet von leisen Orgelklängen. Richtig temperamentvoll ging es zu beim „Jägerchor“ aus dem „Freischütz“ von Carl Maria von Weber für Chor und Orgel. Während sich die Sänger wieder vor dem Altar aufstellten, spielte Gölter äußerst einfühlsam den „March“ (Marsch) von William Faulkes. Mit A-cappella-Gesang des Chors ging es so langsam in die Neuzeit. Zuerst aber gedachte man noch des vor 100 Jahren verstorbenen Max Reger mit dem Lied „Wie ist doch die Welt so schön“. Es war unverkennbar, mit welch großer Freude und Hingabe der Chor seine ausgesuchten Lieder vorstellte, so auch bei den Volksliedern wie „Das Leben bringt groß Freud“ von Friedrich Silcher oder „Ein Jäger längs dem Weiher ging“ von Bernd Engelbrecht. Eine besondere Ehre hatte der Chor durch den zeitgenössischen Komponisten Jan Wilke erfahren: Er vertonte eigens für „Man(n) singt“ das lateinische „Nunc Dimittis“. Von Amarcord sang der Chor speziell mit einer sehr hohen Männerstimme bedacht „In this Heart“. Köstlich das „Ob-la-di, Ob-la-da“ von den Beatles: Hier benutzten die Sänger nicht nur ihre Stimmen, auch Geräusche wie Finger in und aus dem Mund waren zu hören. Ein unterhaltsames, großartiges Chorkonzert endete mit frenetischem Beifall, der von den Sängern mit drei Zugaben honoriert wurde, etwa mit dem ergreifend schön gesungenen „Am Brunnen vor dem Tore“.

x