Pirmasens Jazzige Tunes, Chansons und Schlager

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Mit federleichter Feierabendunterhaltung hat Kwerbeht am Donnerstag im Neufferpark das Publikum darüber hinweggetröstet, dass man Musik unter freiem Himmel in diesem Sommer wohl nicht ganz unbenetzt genießen darf. Musiker und Publikum hatten gleichwohl einen entspannten Abend in einem der schönsten Parks der Stadt.

Kwerbeht mit Bea Melendez (Gesang), Robert Salignat (Gitarre), Heinz Kutsche (Bass) und Peter Herlitz (Akkordeon) ist erstmal eine ungeheuer fleißige Band, die in drei Stunden netto ein Repertoire von mehr als 40 Songs zu bieten hatte. Auffällig ist, dass seit dem Einstieg der Sängerin Bea Melendez die ursprüngliche Repertoirepolitik stilistisch verbindlicher daherkommt. Ursprünglich - und dafür steht ja der Bandname Kwerbeht - füllte man den Spielzettel ohne stilistische Scheuklappen nach der Maßgabe: Gespielt wird, was gefällt und sich mit der Besetzung Stimme, Gitarre, Kontrabass und Akkordeon sinnvoll darstellen lässt. Quer durchs musikalische Gartenbeet eben. Mit Bea Melendez, die in San Juan, Puerto Rico ihre musikalische Initiation erfahren hatte, konzentriert sich der Spielvorrat mehr und mehr auf jazzige Tunes, Lateinamerikanisches, ein bisschen französischer Chanson, italienische Gassenhauer und deutsche Vorkriegs-Schlager. Da und dort verirrt sich auch mal ein Pop-Song wie „Lemon Tree“ von Fools Garden ins Programm oder Klassiker wie Stevie Wonders „You Are The Sunshine Of My Life“ oder Burt Bacharachs Oscar-prämierte Filmmusik für „Butch Cassidy and the Sundance Kid“, „Raindrops Keep Falling On My Head“, die von B. J. Thomas zu einem Welthit gesungen wurde. Allesamt Lieder, mit denen das Publikum nicht erst bekanntgemacht werden musste. Wer in Sachen Meteorologie zu Aberglauben neigt, durfte sich bestätigt fühlen, denn just bei „Raindrops“ gab es eine feuchte Bestätigung von oben. Der angenehm timbrierte Alt von Bea Melendez ist heute das eigentliche Markenzeichen von Kwerbeht. Sie ist im Grunde auch die eigentlich einzige aktive Schnittstelle zum Publikum, die mit ihren Conférencen die Zuhörer anspricht und auf den nächsten Song einstimmt. Das macht sie gut und mit so sympathischem wie charmantem Aplomb. Hier entspringt auch der wesentlichste Einwand gegenüber dem Bühnengebaren der Band. Leider verschanzen sich die drei Begleiter geradezu hinter ihren Noten, nehmen kaum Blickkontakt zu ihrem Publikum auf und haben viel zu selten Fühlung mit ihrer Sängerin. Das ist schade, denn von Bea Melendez kommen viele Impulse, die die Band nur aufnehmen müsste, um der Musik Farbe und Dynamik zu geben. Schließlich lebt ein Auftritt davon, dass man als Musiker aufeinander eingeht und die Stimmung aus dem Publikum für sich einsetzt. Anders gewendet schuf Kwerbeht aber auch einen angenehm zurückhaltenden Klanghintergrund für einen gemütlichen Abend im Biergarten. Wer Lust zum Zuhören hatte, wurde mit einer leichtfüßig beschwingten, der Entspannung förderlichen Musik bedient. Die unaufdringliche Gesamtlautstärke tat ein Übriges. Kwerbeht haben auf jeden Fall erkennbar den Geschmack des Publikums getroffen, das sich auch durch kleine Regenschauer die gute Laune nicht verderben ließ und auch für die vier Zugaben der Band mit Vergnügen ausharrte.

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