Interview „Ich hoffe auf den Phönix aus der Asche“

Frederik Rößler
Frederik Rößler

Der Kultur-Verein Lager 14 veranstaltet in Pirmasens seit 2018 Konzerte, mit denen er unterschiedlichste Genres bedient. Mit dem Open Air der Tribute-Band Still Collins auf dem Freigelände hinter dem Städtischen Stadion hat er sogar einen kulturellen Höhepunkt im Corona-Sommer 2020 angeboten. Wie es dem Verein derzeit ergeht, hat Peter Schneider vom zweiten Vorstand Frederik Rößler erfahren.

Herr Rößler, wie beurteilen Sie die momentane Situation für Ihren Club, und hatten Sie mit einem zweiten Lockdown für die Gastronomie- und Veranstaltungsbranche gerechnet?
Aktuell wird es richtig schwierig. Mit dem Verbot privater Vermietungen bricht das letzte Standbein weg und über den Winter ist es auch ein Kraftakt, eventuell mögliche Veranstaltungen rentabel durchzuführen. Ob wir durchhalten, hängt nun davon ab ob und in welchem Umfang das zweite Hilfspaket geschnürt wird und auch an der Kulanz der Stadt Pirmasens. Ich hätte niemals mit einem zweiten Lockdown gerechnet. Die Einschränkungen sind schon sehr umfassend und jeder merkt ja die enormen Eingriffe in das soziale Leben.

Haben Sie darauf gehofft, dass der Lockdown tatsächlich mit Ablauf Ende November vorbei sein wird?
Ich hatte es mir gewünscht, aber nicht wirklich daran geglaubt. Die Handhabung der Regierung ist eindeutig, man geht auf volle Kontrolle. Schon von Anfang an wurde auf das Worst-Case-Szenario gesetzt.

Ist es ein Vorteil, dass das Lager 14 ein Verein ist?
Es gibt das Lager 14 sowohl als Verein mit vielen aktiven Mitgliedern und Vereinsveranstaltungen als auch als Veranstaltungsstätte, die privat geführt wird. Wer in einem Verein aktiv ist, weiß bestimmt aus eigener Erfahrung, dass das ehrenamtliche Engagement nur bis zu einem gewissen Maß abrufbar ist und es Grenzen gibt. Der Verein nutzt kostenlos die Räumlichkeiten als Vereinsheim und die Technik oder die Werkzeuge. Der große Vorteil ist, dass die Hauptverantwortlichen jung und flexibel sind, keine Kinder und keine größeren Verpflichtungen haben. Der Gürtel wird enger geschnallt und nach alternativen Jobs gesucht. Die Ausgleichszahlungen, die wir erhalten haben, decken noch nicht mal unsere betrieblichen Fixkosten.

Waren Sie zufrieden mit dem Verlauf des Konzerts von Still Collins unter den damaligen Corona-Beschränkungen? Zu diesem Zeitpunkt hatte man eigentlich das Gefühl, das Schlimmste überstanden zu haben.
Das Konzert war musikalisch wie organisatorisch ein voller Erfolg. Eine hochklassige Band, tolles Publikum und ein engagiertes Team. Nur finanziell haben wir es nicht geschafft, schwarze Zahlen zu schreiben. Der Aufwand, komplett zu bestuhlen, um die Abstandsregeln einhalten zu können, und die verringerte Gästeanzahl haben dazu geführt, dass wir viel Arbeit und Herzblut eingebracht haben, und dann doch noch ins eigene Portemonnaie greifen mussten, um die Kosten zu decken. Die fehlende Bereitschaft, für Kultur einen angemessenen Preis zu zahlen, haben ihr Übriges getan: Wir waren das günstigste Still Collins-Konzert und trotzdem hörten wir oft die Klage, dass es einfach zu teuer wäre. Deswegen der Appell an alle Leute: Kultur kostet Geld. Oft wird gemeckert, dass zu wenig geboten wird. Geht vor die Haustür und nehmt die Angebote wahr! Wir bieten viele Möglichkeiten für tolle Erlebnisse. Letztes Jahr hatten wir zum Beispiel Techno-Superstar Felix Kröcher da. So etwas würden wir gerne öfter anbieten, sofern auch die Bereitschaft des Publikums da ist, Neues auszuprobieren.

Planen Sie und Ihr Team schon Konzerte für kommendes Jahr, oder warten Sie noch ab, wie sich die Corona-Situation entwickelt?
Wir werden jetzt ein Hygienekonzept verfassen und die Möglichkeit, Kombi-Veranstaltungen mit Innen- und Außenbereich ins Auge fassen. Dafür brauchen wir aber Zelte ohne Außenwände. Wir hoffen, dass wir diese teilweise durch staatliche Förderung finanzieren können. Natürlich kann jeder, der das Lager 14 unterstützen möchte, uns eine Spende zukommen lassen. Um jetzt etwas zu planen, braucht es viel Willens- und Schaffenskraft, da sich derzeit alles von heute auf morgen ändern kann. Diesen Umstand haben wir dieses Jahr schon mehrmals erfahren mussten. Wir sind aber gewillt, weiterzumachen, werden dabei jedoch besonnen vorgehen müssen, um die Krise, die uns sicherlich noch lange begleiten wird, überleben zu können.

Was macht Ihnen Hoffnung?
Ich habe große Zweifel, dass die Kulturszene nach Corona noch dieselbe sein wird. Selbst wenn die Beschränkungen vorüber sind, werden sich die sozialen Nachwehen auf jeden Fall auf die Gästezahl niederschlagen. Denn an ein soziales Miteinander werden sich offensichtlich viele erst wieder gewöhnen müssen. Wir hoffen, dass die Bereitschaft dahingehend nicht weiter sinkt und die Politik zukünftig einen offeneren Kurs einschlagen wird, der unsere Branche nicht weiter hinten runterfallen lässt. Denn Kultur ist Lebensqualität! Grundsätzlich bin ich positiv gestimmt. Pirmasens steht zusammen. Ich hoffe nach der Corona-Epidemie auf den Phönix aus der Asche!

Infos

Mehr zum Lager 14 steht im Internet unter https://lager14.de/ und https://www.facebook.com/lagervierzehn

Mit dem Open Air der Band Still Collins im August hat das Lager 14 eines der wenigen größeren Konzerte angeboten, die im vergang
Mit dem Open Air der Band Still Collins im August hat das Lager 14 eines der wenigen größeren Konzerte angeboten, die im vergangenen Sommer in Pirmasens über die Bühne gegangen sind.
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