Pirmasens und ich Ein geteiltes Verhältnis zu Pirmasens

Andreas Sebald ist heute noch regelmäßig im Rheinberger. Allerdings nicht in der dort befindlichen RHEINPFALZ-Lokalredaktion, so
Andreas Sebald ist heute noch regelmäßig im Rheinberger. Allerdings nicht in der dort befindlichen RHEINPFALZ-Lokalredaktion, sondern bei seinem Zahnarz t.

Wer aus Rieschweiler-Mühlbach kommt, hat eine Meinung zu Pirmasens. Wer zwei Jahre in der Lokalredaktion gearbeitet hat, sowieso. Wie Geo- und Biografie ein zweigeteiltes Verhältnis zur Schuhstadt formen.

Zu Pirmasens habe ich schon immer ein zweigeteiltes Verhältnis. Das ist nicht negativ gemeint. Gar nicht. Das kommt so: Ich bin in Rieschweiler-Mühlbach aufgewachsen. Die Doppelgemeinde liegt ziemlich genau in der Mitte zwischen Pirmasens und Zweibrücken. Je nachdem in welchem Ortsteil man wohnt, ist die Orientierung zu einer Stadt eine andere. Als Faustregel gilt: Wer in Rieschweiler wohnt, den zieht es eher in die Herzogsstadt, Höhmühlbacher sind mehrheitlich nach Pirmasens orientiert. Das spiegelt sich auch in der RHEINPFALZ-Welt wider: Die Höhmühlbacher lesen die Pirmasenser Rundschau, wer im Ortsteil Rieschweiler wohnt, bekommt meist die Zweibrücker Rundschau zugestellt.

Da ich rund 22 Jahre in der Pirmasenser (!) Straße gewohnt habe, der Ortsdurchfahrt von Höhmühlbach, sollte ich eigentlich auf Pirmasens gepolt sein. War ich aber nicht. Schwimmen lernte ich noch im damaligen Stadtbad, die weiterführende Schule habe ich dann aber in Zweibrücken besucht, dort später auch Abitur gemacht. Meinen Zivildienst habe ich auch in der Rosenstadt abgeleistet. Das prägt. Pirmasens rückte aus dem Fokus. Irgendwann hatten wir zuhause dann auch die Zweibrücker Rundschau der RHEINPFALZ gelesen. Die Umorientierung war auch äußerlich vollzogen.

Für beide Ausgaben geschrieben

Es ist nicht so, dass ich etwas gegen Pirmasens hätte – gegen die Lokalredaktion schon dreimal nicht. Denn die Tatsache, dass ich in meinen Anfangsjahren öfter über meine Heimatgemeinde (und die dazugehörende Verbandsgemeinde, damals noch Thaleischweiler-Fröschen) berichtet habe, machte meine Artikel für beide Lokalausgaben, also Zweibrücken und Pirmasens, attraktiv. So weit so gut.

Nach dem Volontariat und den Anfangsjahren in Landau, wo es mir sehr gut gefallen hat, trug die Chefredaktion den Wunsch an mich heran, nach Pirmasens zu wechseln. Da meine damalige Freundin (und heutige Ehefrau) in Zweibrücken wohnte, war ich oft auf der B10 unterwegs und hatte dabei unzählige Male Pirmasens passiert. Kamen die Anlagen von Profine in Sicht, war klar: Bald bin ich daheim – und die Arbeit lag weit weg, irgendwo im Osten, an der Weinstraße.

Keine Strafversetzung

Nun also der Vorschlag, nach Pirmasens zu wechseln. Warum eigentlich nicht? Näher an der künftigen Ehefrau, eine gemeinsame Wohnung, wieder näher an der Heimat und obendrein noch zuständig für die Berichterstattung einer Region, die ich sowieso gut kannte. Ich sagte zu. Als sich bei den im Landkreis Südliche Weinstraße tätigen, politischen Akteuren herumsprach, das ich bald wechseln würde, musste ich einem Gerücht entschieden entgegen treten: Nein, ich wurde nicht strafversetzt. Keinesfalls. Ich tat es aus freien Stücken, Pirmasens hat auch seine Reize und nein, ich gräme mich nicht.

Tat ich dann auch nicht, als ich in Pirmasens in der Lokalredaktion anfing. Ich lernte nicht nur die Innenstadt (wieder) kennen, sondern auch Orte wie Clausen, Donsieders und Merzalben. Im Sommer 2011 gab es gar über eine handfest Abhöraffäre – Watergate ließ grüßen – zu berichten. In Vinningen tauchten Aufnahmen einiger Treffen lokaler CDU-Politiker auf, in denen nicht nur Tacheles geredet wurde, sondern auch CDU-Politikerinnen und -Politiker unschön und beleidigend angegangen wurden. Wer die Aufnahmen gemacht hatte, konnte nie geklärt werden.

Schöne Plätze und interessante Geschichten

Über die Monate sah ich das bestätigt, was eigentlich jeder wissen sollte: Jede Stadt, egal wie belastet der Ruf, hat ihre schönen Plätze. Und wer sich ein klein wenig für Menschen und ihre Geschichten interessiert, der findet in Pirmasens (in Rodalben, in Thaleischweiler-Fröschen, in Münchweiler) jede Menge Material. Im Mai 2012 war meine Zeit in Pirmasens auch schon vorbei. Ich verabschiedete mich einige Monate in Elternzeit und kehrte auf eine halbe Stelle zurück – allerdings nun in Kaiserslautern.

Die Redaktion in Pirmasens hat seither ihr Gesicht massiv verändert, von den damaligen Kollegen sind kaum mehr welche da. Der normale Lauf der Dinge. Geblieben ist die Erinnerung an eine schöne Zeit, in der ich Pirmasens und das Umland näher – aus einer völlig neuen Perspektive – kennenlernen durfte. Heute bin ich nur noch regelmäßig in Pirmasens, wenn ich zum Zahnarzt muss. Und das ist leider öfter der Fall, als mir lieb ist. Das hat aber nichts mit Pirmasens zu tun – und belastet mein Verhältnis zur Stadt überhaupt nicht. Ach ja: Und wenn in Rieschweiler-Mühlbach was los ist, dann taucht mein Name auch ab und an auf den Landkreis-Seiten der Pirmasenser Rundschau auf.

Zur Person

Andreas Sebald, Jahrgang 1975, wollte eigentlich Lehrer werden. Eine Zufallsbegegnung auf dem Sportplatz mit dem heutigen Lokalchef in Zweibrücken, Thomas Büffel, führte dazu, dass er seit 2000 für die Zeitung schreibt. Nach vier Jahren als freier Mitarbeiter folgte ein Volontariat und erste Jahre als Redakteur in Landau. Ab Februar 2010 war er gute zwei Jahre für die Berichterstattung aus den Verbandsgemeinden Rodalben, Thaleischweiler-Fröschen und Pirmasens-Land zuständig, bevor er nach Kaiserslautern wechselte. Er ist verheiratet (mit der RHEINPFALZ-Redakteurin Sigrid Sebald), lebt in Rimschweiler und hat eine elfjährige Tochter.

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