Pirmasens Der Mann fürs Kreative

Die Volkshochschule Pirmasens (VHS) hat den renommierten Werbegrafiker Paul Peter Kober als Dozent im Fachbereich Kreativität gewonnen. Im Frühjahrssemester 2015 stehen ein Grundkurs und ein Aufbaukurs in Zeichnen und Malen auf dem Programm. Die Kurse haben bisher nicht begonnen. Es fehlen noch Teilnehmer.

Paul Peter Kober hatte bis 2011 ein Atelier für visuelle Kommunikation im Banana Building in Pirmasens. Mit seinen vier Mitarbeitern war er für führende Unternehmen der Stadt als Werbegrafiker und Designer tätig. Zu seinen Kunden zählten Peter Kaiser und Caprice, Helmitin, Ergo-Fit, Psb und das Hotel Kunz. Mit Anfang 70 will er nun kürzer treten, aber eben nicht ganz aufhören. Jetzt ist an der Reihe, was die ganze Zeit zu kurz kam: die Kunst, genauer: das Zeichnen und Malen. Studiert hat Kober unter dem international angesehenen Werner Tübke an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig. Als diplomierter Freier Grafiker und Illustrator begann er, sein Brot mit Werbung zu verdienen und war für ganze Industriezweige tätig. „Für mich war es das Land mit den unbegrenzten Möglichkeiten“, erinnert sich Kober an sein Leben in der DDR. „Ohne der Partei anzugehören, stand ich dick im Geschäft“. Nichtsdestotrotz wurden ihm die politischen Verhältnisse immer unerträglicher, bis seine Familie den Entschluss fasste, aus der DDR auszureisen. Sein Ausreiseantrag habe damals Wellen geschlagen, erinnert sich Kober. 1986 war es dann soweit. Die Kobers gingen von Leipzig nach Pirmasens. Warum hierher? Purer Zufall, sagt er. Ein Nachbar war ein Jahr zuvor ausgereist und fand, wie das Schicksal es wollte, Beschäftigung als Abteilungsleiter bei Helmitin. Und weil die Familien in der Zeit vor dessen Ausreise in engem Kontakt standen und sich angefreundet hatten, bot sich Kobers Familie genau hier die Möglichkeit der Neuorientierung. Aber zurück ins Jetzt. Kober will sein künstlerisches Wissen weitergeben. Was er kann, und was sich lohnt. „Denn Zeichnen ist das A und O für kreative Studiengänge, sei es Architektur oder Design“, erklärt der Mann mit den lachenden blauen Augen. Er gibt Schülern die Chance, unter professioneller Anleitung künstlerische Mappen für die Bewerbung an einer Hochschule zu erarbeiten. Die Kurse richten sich nicht nur an Schüler und angehende Studenten, die er bei der Erstellung der Mappe unterstützen möchte, sondern an alle, die schon immer zeichnen wollten. „Es geht um Schulung von Auge und Hand, um präzise Abbildung von Gesehenem und die Beschränkung auf das Wesentliche“, beschreibt er im VHS-Programm, „um die Raumaufteilung auf der Fläche, Proportionalität, räumliche Anlage des Objektes inklusive der Perspektive, Komposition, Plastizität und Stofflichkeit, Strukturen der verschiedensten Oberflächen, Licht und Schatten“. Oder darum, dem Verlust des ursprünglichen Formempfindens entgegenzuwirken. Paul Peter Kober hofft, dass sich noch Interessierte für seine Kurse an der VHS finden und diese doch noch starten. Und wenn nicht, kann er sich gut vorstellen, seinen Kurs privat anzubieten. (ckkm)

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