Pirmasens CDU gewinnt, AfD zweitstärkste Kraft

Der demokratische Kampf ums Pirmasenser Rathaus ist entschieden.
Der demokratische Kampf ums Pirmasenser Rathaus ist entschieden.

Ein zufriedener Oberbürgermeister, viele geschockte Kandidaten und ein begeisterter AfD-Spitzenkandidat: Die Stadtratswahl hat das Kräfteverhältnis im Rat drastisch verändert. Vielleicht gibt es sogar eine neue Koalition.

„Es ist ein erschreckendes Ergebnis, dass so viele Wähler ohne Inhalt ihre Stimme abgeben“, meinte die CDU-Fraktionsvorsitzende Stefanie Eyrisch zum Abschneiden der AfD, von deren Kandidaten im Vorfeld keiner sein Gesicht habe zeigen wollen. Es sei schade, dass Bundes- und Weltpolitik bei dieser Wahl vor kommunalpolitische Themen gestellt worden sei von vielen Wählern, findet die Christdemokratin.

Letztlich sehr zufrieden war hingegen CDU-Oberbürgermeister Markus Zwick, der als Spitzenkandidat die Liste seiner Partei angeführt hat. Die CDU sei mit dem Pirmasenser Ergebnis landesweit vorne mit dabei. „Ich sehe uns, in unserer Politik bestätigt“, so Zwick, der vor allem sein persönliches Abschneiden als Unterstützung im Oberbürgermeisteramt wertet. Auf die Koalitionsfrage angesprochen, wollte Zwick am Montagabend nur Gespräche mit der AfD kategorisch ausschließen. Mit allen anderen werde jetzt geredet und die für Pirmasens beste Konstellation ausgelotet, kündigte Zwick an. Zuerst werde jedoch in der Fraktion besprochen, mit wem zuerst geredet werde, so Zwick.

„Ich bin auf keinen Fall zufrieden“, betonte SPD-Spitzenkandidat Sebastian Tilly. Seine Partei rutschte von elf Sitzen auf neun, was er ganz klar dem Bundestrend zuschreibt, der für die SPD derzeit nicht gut aussehe. Dazu komme eine der AfD zugeneigte Stimmung in der Bevölkerung, wozu der Polizistenmord von Mannheim sicher beigetragen habe. Traurig stimme ihn, dass die von seiner Partei geleistete Oppositionsarbeit im Stadtrat nicht beim Wähler angekommen sei. Stattdessen seien vollkommen unbekannte und unerfahrene AfD-Kandidaten gewählt worden. Für Gespräche mit der CDU zeigte sich Tilly am Montagabend offen.

Schockiert und frustriert zeigte sich die Grünen-Spitzenkandidatin Annette Sheriff nach Auszählung des letzten Wahlkreises. „So schlimm habe ich mir diesen Rechtsruck nicht vorgestellt“, bekannte die Grüne. Die Schrumpfung der Sitze im Stadtrat führt Sheriff selbstkritisch auf das zu zaghafte Verhalten ihrer Fraktion in der Koalition mit der CDU, FDP und dem Freien Wählerblock zurück. „Wir haben uns nicht mutig genug gezeigt“, so Sheriff. Die CDU habe es gut verstanden, grüne Ideen als die ihren auszugeben.

Vollkommen frustriert war Steven Wink (FDP), der künftig als einiges FDP-Mitglied im Stadtrat sitzen wird. Der Liberale fragt sich, wie er im Stadtrat ohne Fraktionsstatus überhaupt arbeiten kann. Dem Bundestrend könne das Pirmasenser Wahlergebnis nicht zugeschrieben werden. Bei der Europawahl habe die FDP in Pirmasens mehr Stimmen als bei der Stadtratswahl erhalten, was Wink als Zeichen wertet, dass die Wähler mit der Pirmasenser FDP-Politik nicht einverstanden gewesen seien. Gerade das FDP-Ergebnis sorgte am Montagabend für Spannung, vor allem beim Zweitplatzierten der Liberalen, Maximilian Krolo. Zeitweise sah es so aus, dass Wink mit Krolo zusammen in den Stadtrat einziehen wird, was den jungen Krolo begeisterte und später „halb verrückt“ machte, als sein Sitz verloren ging um gleich wieder zu erscheinen und letztlich doch wegzufallen.

Sehr angetan vom Ergebnis des Freien Wählerblocks (FWB) war dessen Vorsitzender Jochen Knerr. Der FWB konnte sich immerhin von drei auf vier Sitze verbessern, was Knerr als Beleg für die gute Arbeit des neuen und jungen Vorstandsteams wertet. „Es hat alles funktioniert“, so Knerr. Allerdings habe seine Wählergruppe auch Probleme gehabt, den Bürgern klar zu machen, dass die Bundespolitik mit dem FWB gar nichts zu tun habe.

Strahlender Gewinner des Abends war Volker Haberkost (AfD). „Die Leute lassen sich nicht mehr einschüchtern und wählen uns“, wertet der Spitzenkandidat der AfD das deutlich gesteigerte Ergebnis seiner Partei im Stadtrat. „Das sind keine Frustwähler mehr“, findet Haberkost, der in Baden-Baden geboren wurde und erst seit zweieinhalb Jahren in Pirmasens lebt. Er will sich im Stadtrat hauptsächlich um das Sicherheitsthema kümmern. Auch wolle er mit seiner Fraktion die Bürger mehr einbeziehen als bisher. Wie das konkret passieren soll, ließ er am Montagabend offen. Auf jeden Fall wolle die AfD die Sozialen Medien weiter ausbauen.

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