Pirmasens Bald freier Blick auf Alte Post

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Nächste Woche fällt das frühere Hotel Matheis. Ab Mittwoch wird ein schwerer Abrissbagger das einst erste Haus am Platz dem Erdboden gleich machen. Der neue Platz soll im Herbst angelegt werden und Mitte kommenden Jahres fertig sein – inklusive zwölf Ulmen, acht Sitzbänken und zwei Bronzeskulpturen.


Die Fassade der Alten Post werde in dieser Woche wie geplant noch mit einer Schutzfolie versehen, um Schäden und zu große Bestäubung durch die Abrissarbeiten zu verhindern, erklärte gestern Leo Noll, der Leiter des Hochbauamtes, bei der Baustellenrundfahrt der Stadtverwaltung. Am Montag werde das Personal der Alten Post die Sicherheitssysteme und Klimatechnik herunterfahren, um Störungen durch die Abrissarbeiten zu vermeiden. Die Alte Post wird laut Presseamt vom 11. August bis zum 8. September wegen der Abrissarbeiten geschlossen. Als „Leuchtturm der Kunst“ soll das Haus zur Gasstraße hin des Abends während der Schließung strahlen. Strahler und eine computergesteuerte „Choreographie“ werden im Glasanbau und einigen Fenstern ein Farbspiel zaubern. Momentan entkernen Arbeiter noch das Gebäudeinnere. Nebengebäude wurden schon platt gemacht, um eine Aufstellfläche für den Großbagger zu bekommen, der dann ab Mittwoch dem früheren Hotel den Rest gibt. Ein schwerer Hydraulikbagger mit einem sehr langen Arm und Greifern wird das Haus relativ behutsam auseinandernehmen. Der Bagger kann bis zu einer Höhe von 33 Metern arbeiten. Das Material soll großteils recycelt werden. Die Keller des Hotels werden laut Noll verfüllt. 460.000 Euro sind für den Abriss eingeplant. Die Arbeiten sollen spätestens am 30. September beendet sein. Baudezernent Michael Schieler bedauerte gestern den Abriss des Traditionshauses. Immerhin sei das Hotel lange Jahre das erste Haus am Platze gewesen. „Es ist furchtbar schade, dass es so runtergekommen ist und nur der Abriss noch möglich war.“ Die Stadt habe aber nicht die Mittel gehabt, um das Gebäude zu erhalten. Und außerdem habe eine Idee für eine Nutzung gefehlt, so Schieler, der gestern von dem neuen Stadtplatz vor der Alten Post schwärmte. „Das wird ein völlig neues Ambiente wie um das Jahr 1900, als das Hotel Matheis noch nicht stand.“ Die „tolle Fassade“ der Alten Post sei mit dem gegenüberliegenden Hotel gar nicht wahrnehmbar gewesen. Für Schieler sind der Abriss des Hotels und der neue Platz Teil einer langfristigen Strategie in der Pirmasenser Stadtplanung, die in dem Bahnhofsviertel die Gründerzeitarchitektur wieder sichtbar machen soll. „Wir machen ja nicht irgendwas, damit was gemacht wird. Da steckt mehr dahinter.“ Fast eine Million Euro lässt sich die Stadt den neuen Platz vor der Alten Post kosten. Sitzstufen sollen die Platzfläche gliedern, die zur Hälfte gepflastert werden soll. Der Rest wird als wassergebundene Decke ausgeführt, um auch den geplanten zwölf Bäumen genug Regenwasser zuleiten zu können. „Es werden wohl Ulmen werden“, teilte Gartenamtschef André Jankwitz gestern den aktuellen Stand der Planung mit. Der Platz solle ganz offen bleiben, ohne Mauern oder Büsche. Von der Bahnhofstraße aus sei der Platz sogar barrierefrei. Zur Teichstraße hin sind Stufen nötig. Die schon ausgebaute Poststraße werde in die Platzgestaltung integriert, um später den Bereich vor den früheren Eingangsportalen als Freilichtbühne für Kleinkunstveranstaltungen nutzen zu können, die von der Fassade im Hintergrund als Bühnenbild profitieren könnten, so Schieler. „Das war eine Idee vom Oberbürgermeister.“ Eine weitere Bühne könnte auf dem höher gelegenen Platzbereich in Richtung Bauamt möglich sein. Acht Sitzbänke werden auf dem Platz verteilt und mit einer dezenten Beleuchtung soll auch abends für ein angenehmes Ambiente gesorgt werden. Unter anderem will Jankwitz die Bäume speziell anstrahlen lassen. Direkt vor der Alten Post ist auch ein Platz für zwei neue Bronzefiguren eingeplant. Was das sein soll, wollte Schieler gestern noch nicht verraten. „Sponsoren“ würden die Kunstskulpturen stiften, bei denen es sich garantiert nicht um Stiere oder Löwen handeln werde. Bei der Platzgestaltung wurde auch die Anbindung an die Nachbargrundstücke in der Teich- und Bahnhofstraße mitgeplant. Eine Treppe wird zum großen Parkplatz des Bauamtes in der Teichstraße führen, der dann auch von Besuchern der Alten Post besser genutzt werden kann. Ein ebenfalls um 1900 schon in der Bahnhofstraße stehendes Haus werde auch Veränderungen erfahren. Auf dem Grundstück würden neue Parkplätze für das Haus entstehen. Ein dem Rotlichtmilieu zuzuordnender Betrieb in dem Haus sei bereits ausgezogen, versicherte Schieler. (kka)

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