Rheinpfalz Urinreaktor geht bald in Betrieb

In der Holzhütte haben Vereinsmitglieder einen 700 Liter fassenden Urintank (Foto) installiert. Später kommt noch ein Reaktor da
In der Holzhütte haben Vereinsmitglieder einen 700 Liter fassenden Urintank (Foto) installiert. Später kommt noch ein Reaktor dazu, in dem aus dem Urin der wertvolle Phosphor abgeschieden wird.

Ab Mitte Oktober werden alle paar Wochen Wissenschaftler der Kaiserslauterer Universität auf dem Reinighof vorbeischauen, um im Urin der Hausbewohner Forschung zu betreiben. Die bundesweit einmalige Forschungsanlage zur Phosphorrückgewinnung wird gerade gebaut. Der Reinighof wird die erste Anlage haben, die absolut keinen Abfluss mehr aufweisen soll.

Wie im Mai berichtet, stellt der Reinighof seine Abwasserentsorgung von der bisherigen Leerung einer Grube auf eine eigene Kläranlage um. Eine Besonderheit der neuen Abwasserentsorgung ist die getrennte Klärung von Urin, Waschwasser und Kot. Mit speziellen Trenntoiletten wird der Urin in einen kürzlich erst installierten Tank geleitet und dort gesammelt. Der Kot landet in einer Kompostierung. Wenn der 700-Liter-Tank langsam voll wird, blinkt bei Jan Zahoransky, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Kaiserslauterer Uni, eine Nachricht auf, und einer der Wissenschaftler macht sich auf den Weg nach Bruchweiler-Bärenbach, um den Urin in einem Reaktor mit Magnesiumoxid zu behandeln. Das auch bei Kletterern für die bessere Griffigkeit beliebte Magnesiumoxid fällt im Urin den Phosphor aus. Das Ergebnis ist Magnesiumammoniumphosphat (MAP), ein hochwertiger Stickstoff- und Phosphordünger, der dann gleich auf dem Reinighof zur Düngung der Gärten Verwendung finden könnte. MAP soll als sehr langsam wirkender Dünger gerade für die Belange des ökologischen Landbaus ideal sein. Phosphor gilt als begrenzter Rohstoff, der schon bald knapp werden könnte, weshalb Recyclingbemühungen verstärkt werden. Zahoransky schätzt, dass beim derzeitigen Bewohnerstand von zehn Personen auf dem Hof, etwa alle sieben bis acht Wochen der Tank voll sein dürfte. Wenn im Sommer der Zeltplatz stärker genutzt wird, könnte es kürzere Intervalle geben. Ewig wird die Uni den Reinighof-Urin aber nicht betreuen. Auf zwei Jahre läuft das Projekt, das von der Deutschen Bundesumweltstiftung gefördert wird. Dabei decke die Fördersumme die Baukosten nicht, erklärt Thomas Kölsch, Vorstandsmitglied des Biotopia-Vereins auf dem Reinighof. Die Mehrkosten für die Vorzeigeanlage werde der Verein über die eingesparten Abfuhrkosten wieder amortisieren, hofft Kölsch. Zuletzt seien die Kosten auf über 20 Euro pro Kubikmeter im Dahner Tal gestiegen. Phosphorrückgewinnungsanlagen gibt es bereits mehrere in Deutschland. Das Besondere an der Anlage auf dem Reinighof wird der fehlende Abfluss sein. „Das ist ein komplett geschlossenes System“, erklärt Zahoransky von der Uni. In anderen Anlagen werde immer noch Flüssigkeit mit Ammonium abgeschieden. Die Reinighofanlage hingegen leite den Überstand in einen Bodenfilter neben der Hütte, in der sich der Tank und Urinreaktor befinden. Der aus Lavasand und Zeolith bestehende Bodenfilter wandelt das Ammonium in Stickstoff um, der als Gas in die Atmosphäre entweichen kann. Vereinfacht kann der Bodenfilter auch als sehr großes Katzenklo gesehen werden. Dort wird ähnlich mit dem Katzenurin verfahren. Die Forschungsanlage wird mit viel Eigenleistung von den Mitgliedern des Reinighof erstellt. Die Hütte beispielsweise wurde komplett von den Mitgliedern gebaut. „Das ist unser am besten gedämmter Bau auf dem Hof“, scherzt Kölsch. Zahoransky lobt denn auch das Engagement der Vereinsmitglieder. „So was geht nur, wenn die Leute auch dahinter stehen“, so der Uni-Mitarbeiter.

x