Rheinpfalz Merkelin ist der älteste bekannte Bobenthaler

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BOBENTHAL. Das Dorf an der Lauter feiert in diesem Jahr seine erste urkundliche Erwähnung vor genau 700 Jahren. Das soll mit verschiedenen Veranstaltungen gebührend gefeiert werden, deren Höhepunkt das Festwochenende am 18./19. Juni sein wird (die RHEINPFALZ berichtete). In loser Folge stellt die RHEINPFALZ das Dorf, seine Geschichte und die Feierlichkeiten vor. In Teil zwei geht es um die Urkunde der Ersterwähnung.

Wenn wir Menschen Geburtstag feiern oder nach dem Alter gefragt werden, können wir uns auf ein amtliches Dokument, unsere Geburtsurkunde berufen. Das ist bei Ortschaften nicht anders. Da unsere Dörfer und Städte aber schon hunderte von Jahren existieren und oft zahlreiche Kriege miterleben mussten, können nur noch ganz wenige Orte unserer Heimat mit einer Urkunde das tatsächliche Gründungsdatum belegen. Meist wird dann das älteste noch vorhandene Schriftstück hierfür herangezogen. Die Gemeinde ist also tatsächlich meist älter, als das erhaltene Dokument. Dies trifft auch auf die Wasgau-Gemeinde Bobenthal zu. Auf der Suche nach der Ersterwähnung des Ortes stieß man bis vor einiger Zeit lediglich auf das Datum 1348. In den „Kunstdenkmälern von Rheinland-Pfalz“ wird dieses Jahr genannt unter Bezug auf den sogenannten Berwartsteiner Codex. Selbst in neueren Geschichtsbüchern nennen beispielsweise die Historiker Martin Dolch/Albrecht Greule in ihrem „Historischen Siedlungsnamenbuch der Pfalz“ von 1991 für das Dorf ebenfalls noch das Jahr 1348 und beziehen sich auf eine Urkunden-Kopie Ende des 15. Jahrhunderts. Bei seinen Recherchen für die Ortschronik von Fischbach im Landesarchiv Speyer stieß der Historiker Wolfgang Schultz aus Niederschlettenbach Anfang der 1990er Jahre zufällig auf eine ältere Urkunde der Burg Hohenburg unweit von Nothweiler. Diese Urkunde war bis dahin in der Fachwelt wenig beachtet, ihr genauer Inhalt also nicht bekannt. Schultz hat das Schriftstück damals genauer studiert und eine Kopie gefertigt. Es ist datiert auf „Dunrestage in der Phingestwochen“ des Jahres 1316, damals also der 3. Juni 1316. In Speyer konnte Schultz jedoch nur eine dort vorhandene Kopie einsehen, eine verfilmte Urkunde im Bestand X 7/19. Der Inhalt war aber relativ gut zu entziffern und unter anderem der Ortsname Bobenthal zu lesen. Damit konnte die Urkunde bereits in der 1999 erschienenen Bobenthaler Ortschronik berücksichtigt werden. Die Originalurkunde befindet sich im Oberösterreichischen Landesarchiv Linz, Abteilung Sickingen. Sie ist auf Pergament geschrieben, das angehängte Siegel fehlt jedoch. Anlässlich der Jubiläumsfeierlichkeiten ließ Ortsbürgermeister Markus Keller im vergangenen Jahr ein Repro dieser Urkunde in Linz anfertigen. Bei der Urkunde handelt es sich um einen Erbteilungsvertrag. Als einer von mehreren Orten ist darin auch Bobenthal erwähnt. Wie die Urkunde eingangs berichtet, teilen Johannes und Conrad Puller von Hohenburg im Jahre 1316 die von ihrem Vater Conrad Puller ererbten Güter. Bei letzterem handelt es sich um den bekannten Minnesänger, der im Jahre 1315 verstorben war. Das Pergament führt dann die verschiedenen Besitztümer und Güter derer von Hohenburg auf. Von Liegenschaften in Bobenthal ist dabei nicht die Rede. Aber bei der Aufzählung der zum Haus Hohenburg gehörenden Eigenleute (Leibeigene) ist aufgeführt: „… Merkelin, Götze (Gottfried) Senften Sohn … von Bobendal und seine Mutter …“ Der Name der Mutter wird nicht genannt. Diesem Vertrag der Puller von Hohenburg verdanken wir also die älteste Erwähnung des Dorfes. Neben Bobenthal enthält die Urkunde 23 weitere Ortsnamen. Aus dem näheren Umkreis sind beispielsweise aufgeführt: Wegelnburg, Engenthal, Litschhof, Nothweiler, Heimbuchenthal, Lembach, Wingen und Fleckenstein. Wie aber kommt diese Urkunde nach Linz? Die Gründungszeit der Hohenburg dürfte in der Mitte bis zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts anzusetzen sein (Pfälzisches Burgenlexikon). Als erster Hohenburger erscheint Gottfried mit dem Beinamen Puller (von Apulien). Der Name Hohenburg ist dann erstmalig 1262 belegt. Im 15. Jahrhundert fiel bei einer Erbteilung der größere Anteil der Hohenburg an Schweickard von Sickingen, der 1475 die Tochter des Wirich III. von Hohenburg geheiratet hatte. 1504 baute Franz von Sickingen die Hohenburg großzügig aus und war seit 1522 alleiniger Besitzer der Burg. Eine Linie Sickingen-Hohenburg wurde gegründet, die jedoch schon zu Anfang des 17. Jahrhunderts ihren Schwerpunkt nach Süden und Vorderösterreich verlagerte. Die Tochter Sophie des 1855 verstorbenen Grafen Wilhelm von Sickingen-Hohenburg hatte das restliche Sickingische Hausarchiv nach Schloss Eferding/Oberösterreich mitgenommen. Von dort gelangte das Privatarchiv um 1950 ins Landesarchiv Linz. Die Burg Hohenburg selbst wurde im November 1680 durch die Franzosen völlig zerstört. Bei den eingangs erwähnten Quellen von 1348 handelt es sich übrigens auch nicht um die zweitälteste Bobenthaler Nennung. Hier hat Wolfgang Schultz eine weitere Urkunde, datiert vom 19.10.1319, ausfindig gemacht. Diese berichtet von „vier Morgen Äcker an zwei Stellen in Bobendal“ und befindet sich im Hauptstaatsarchiv in München. Info Teil eins der Serie mit dem Festprogramm erschien am 18. Februar.

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