Rheinpfalz Forschung im Plumpsklo

Zurück zum Plumpsklo oder auch Trockentrenntoilette genannt. Der blaue Einsatz sammelt Urin, während die Fäkalien dahinter in ei
Zurück zum Plumpsklo oder auch Trockentrenntoilette genannt. Der blaue Einsatz sammelt Urin, während die Fäkalien dahinter in einen Eimer unter der Toilette fallen.

Der Reinighof und das Projekt „Biotopia“ wollen ein weiteres Stück unabhängig von der Außenwelt werden. Der Strom wird schon länger selbst produziert und das Wasser aus einer Quelle bezogen. Jetzt soll das Abwasser mit einer Pflanzenkläranlage vor Ort entsorgt werden. Ein Projekt, das Maßstäbe setzen will. Die Universität Kaiserslautern ist in einem Teilbereich als Partner mit im Boot.

Bisher kommt das ganze Abwasser des Hofes in eine Grube, die regelmäßig geleert werden muss. Ein inzwischen teures Verfahren, meint Thomas Kölsch, Vorsitzender des Betreibervereins vom Reinighof. 2015 habe die Leerung der Grube noch weniger als zehn Euro pro Quadratmeter gekostet. Im vergangenen Jahr waren es schon 16 Euro und aktuell wären es über 21 Euro. „Das ist uns zu teuer“, dachten sich die Mitglieder von Biotopia und gingen das Projekt einer Pflanzenkläranlage an. Eine klassische Anlage ging nicht wegen Bedenken der Genehmigungsbehörde, da die Wiesen rund um den Hof ein sensibles Grundwassergebiet seien. Ein Verdunstungsteich wäre zu groß geworden. „Das wäre ein richtiger See.“ Da die Toilettenspülung die Hälfte des Abwassers ausmacht, wird deshalb jetzt das Abwasser getrennt. Der Urin geht mitsamt Klospülung in einer eigenen Leitung zu einem Urinsammeltank und in ein kleines Häuschen, in dem die Uni Kaiserslautern an der Trennung von Phosphat aus dem Urin forschen wird. Danach kommt der Urin in ein kleines Klärbeet und anschließend in die Pflanzenkläranlage. Das so genannte Grauwasser von der Badewanne, Geschirrspülen und Waschmaschine kommt in einen drei Meter tiefen Absatzschacht und dann in die Pflanzenkläranlage. Die besteht vereinfacht gesagt aus einem Becken mit 6,4 Meter Durchmesser und einer Tiefe von 75 Zentimeter. Dort findet sich Lavasand, der eine sehr große Oberfläche hat, an der Mikroorganismen hängen, die das Abwasser reinigen. Bepflanzt ist das Klärbecken mit Schilf, der die Klärprozesse unterstützt. Anschließend geht das gereinigte Wasser in den nach unten vollkommen abgedichteten Verdunstungsteich, der auch bepflanzt sein wird, um die Verdunstung zu fördern. 300 Quadratmeter groß ist der Teich. Kein Tropfen Wasser soll auf die Wiesen drumherum gelangen oder gar in einen Bach. Alles wird verdunstet. Die Fäkalien aus der Trockentrenntoilette werden in einem Eimer unter der Toilettenschüssel gesammelt und per Handentsorgung zu einem Schnellkomposter gebracht. Dort soll sich laut Kölsch die Fäkalienmasse auf über 70 Grad Celsius erhitzen und dadurch hygienisiert werden. Das Ergebnis wird, so Kölschs Hoffnung, ein ganz normaler Kompost, der auf dem Feld ausgebracht werden könne. Beim Reinighof soll dieser Kompost für die Obstbäume genutzt werden, wo kein direkter Kontakt zwischen Obst und Erdreich möglich ist. Die Pflanzenkläranlage wird rund 25.000 Euro an Materialkosten verschlingen. Die Reinighofbewohner bringen sich mit viel Eigenleistung ein. In zweieinhalb Wochen soll die Anlage in Betrieb gehen. Ausgelegt ist die Anlage für 16 Bewohner. Aktuell leben auf dem Hof sieben Erwachsene plus Gäste. Durch den geplanten Zeltplatz werde diese Zahl temporär aber höher sein, so Kölsch. Zur Finanzierung setzt Biotopia auf Crowdfunding, also das Sammeln von Spenden über eine Internetplattform. Bis zum 31. Mai will der Verein auf der Plattform www.startnext.com mindestens 9000 Euro zusammen haben. Als Dankeschön für die Spender gibt es Yogakurse, Wildkräuterwanderungen oder für Großspender auch ein Wochenende im Bauwagen auf dem Reinighof. Bis gestern sind 2026 Euro zusammen gekommen.

Der Absatzschacht für das Grauwasser steht schon.
Der Absatzschacht für das Grauwasser steht schon.
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