Podcast „Die Katastrophe von Ramstein“ Folge 3: Ersthelfer, Leichenfledderer und Widerstände gegen Nachsorge-Treffen

Über die Erfahrungen zu sprechen tat den Überlebenden und Hinterbliebenen gut – auch Jahre später noch, wie hier bei einem Treff
Über die Erfahrungen zu sprechen tat den Überlebenden und Hinterbliebenen gut – auch Jahre später noch, wie hier bei einem Treffen 2004.

Wie kann man weiterleben, wenn man zusehen musste, wie die Angehörigen an Verbrennungen sterben, von Trümmerteilen erschlagen werden? Wo findet man Hilfe und Trost? Darüber sprechen wir in Folge drei mit Menschen, die den Opfern der Katastrophe geholfen haben.

Von Rebecca Singer

Franz Pfaffenrath stand am 28. August 1988 in der ersten Reihe. Heute sagt er, es war großes Glück, dass der Feuerball ihn und seinen Verkaufsstand auf der Air Base in Ramstein verfehlt hat. Denn der brennende Jet stürzte in den Kühlwagen direkt neben ihm. Damit war er der erste am Unfallort und half den Menschen, die völlig verbrannt aus dem Feuerball kamen, wie er im Interview erzählt. Und noch etwas schockierte ihn: die „Leichenfledderer“, wie er sie nennt. Unmittelbar nach dem Absturz kamen die ersten, die an der Unfallstelle nach Wertgegenständen suchten. So etwas vergisst man nicht. Er erzählt davon, als sei es gestern gewesen. Er sagt, er habe es gut verkraftet, auch dank der Betreuung von Ärzten der Air Base, bei der er angestellt war.

An dieser Stelle finden Sie unseren aktuellen Podcast via Podigee.

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Andere Überlebende hatten das nicht. Sie waren deshalb froh, sich erst einmal untereinander austauschen zu können. Die Gelegenheit dafür boten Nachsorge-Treffen, die Sybille Jatzko gründete – gemeinsam mit ihrem Mann Hartmut Jatzko, Psychologe und Theologe Heiner Seidlitz, der damals die evangelische Telefonseelsorge leitete, und Franz Xaver Rupprecht. Rupprecht war Leiter der katholischen Telefonseelsorge. Sie mussten sich dabei gegen alle möglichen Widerstände aus der Politik durchsetzen, wie Jatzko im Podcast erzählt. Sie vermutet, dass die Politiker fürchteten, dass sich die Menschen in der Nachsorge-Gruppe gegen die Amerikaner in der Region verbünden könnten.

Wenn sie und ihr Mann von der Nachsorge erzählen, hört man die Emotionen in ihren Stimmen: einerseits Begeisterung und Stolz. Denn nach Ramstein halfen sie bei über 20 Unglücken weltweit und gründeten die Stiftung Katastrophen-Nachsorge. Andererseits hört man die Wut auf die Politik, die sie nicht unterstützt hat, auf Menschen, die sogar neidisch auf die Opfer waren – auf die Entschädigungen, die diese erhalten haben.

Die Leidenschaft für das Thema liegt im Blut: Ihr Sohn Alexander Jatzko hat sich dem ebenfalls gewidmet. Er ist Chefarzt der Klinik für Psychosomatik am Westpfalzklinikum Kaiserslautern und behandelt noch heute Opfer der Katastrophe von Ramstein. Er hat viel zu Posttraumatischen Belastungsstörungen geforscht und spricht im Podcast darüber, wie sich diese auf das Leben der Menschen auswirken und wie man sie behandeln kann.

DER PODCAST

„Die Katastrophe von Ramstein“ erzählt in sieben Teilen alle 14 Tage von den Folgen des Unglücks. Kostenlos zu hören unter rheinpfalz.de/ramstein und auf allen gängigen Plattformen, zum Beispiel Spotify.

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