Neustadt Zur Sache: Hohnsteiner Handpuppen

Als Anhänger der Wandervogelbewegung, einer bürgerlichen Jugendbewegung zu Beginn des 20. Jahrhunderts, entwickelte Max Jacob (geboren 1888 in Bad Ems) den Hohnsteiner Kasper. Dieser war ein Gegenentwurf zum damals weit verbreiteten Jahrmarktkasper. Der war ein eher rauer Zeitgenosse, unflätig im Benehmen, eher besoffen als nüchtern anzutreffen und dem anderen Geschlecht zumindest verbal sehr zugetan. Er hatte unzählige Konflikte zu lösen – mit Amtspersonen, Räubern, Hexen und anderen Teufeln. Für die Problemlösung kannte er einfache und schlagkräftige Methoden: Hämmer, Bratpfannen und Pritschen. Max Jacobs Kasper dagegen sollte die Ideale der Wandervögel berücksichtigen. Der Kasper durfte seine Probleme fortan mit Kopf und Geist durch überzeugende Ideen und Gespräche lösen. Die Pritsche wurde nur noch im Notfall herausgeholt. Das führte zum Beinamen „Pädagogischer Kasper“. Insbesondere die Hohnsteiner Bühne von Friedrich Arndt erreichte nach dem Zweiten Weltkrieg eine sehr hohe Bekanntheit mit Tonträgern und Produktionen für das WDR-Kinderfernsehen. Friedrich Arndt hat auch als einer der ersten den deutschsprachigen Kasper in den 1960er Jahren auf Schallplatte verewigt. Ebenso gab es Fernsehfilme. Erstmals wurde das Kasperle in Köln 1964 von der Fernsehkamera in Schwarz-Weiß aufgezeichnet. (ast)

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