Neustadt Wohnungsnot bleibt größtes Problem

In Neustadt fehlen billige Wohnungen: Das wird auch im Jahresbericht 2016 der Tagesbegegnungsstätte „Lichtblick“ deutlich. 217 Männer und 65 Frauen aus Neustadt, dem Kreis Bad Dürkheim und anderen Orten der Umgebung nutzten sie als Postadresse, weil sie keine oder eine nicht zugängliche Wohnung hatten. Insgesamt seien 337 Menschen ohne festen Wohnsitz im „Lichtblick“ gewesen, berichtet der Leiter der Einrichtung, Hans Eber-Huber.

138 der 282 Menschen kommen aus Neustadt. Verlust der Wohnung ist bei 103 von ihnen der Grund dafür, warum sie sich ihre Post in den „Lichtblick“ schicken lassen. Weitere 55 sind nach Neustadt oder in die Umgebung gekommen, finden aber keine Wohnung. Das gilt auch für 14 Menschen, die aus einem Gefängnis oder Heim entlassen wurden. 110 Personen haben zwar offiziell eine Wohnung, können sie aber nicht nutzen, zum Beispiel, weil es große Probleme mit dem ebenfalls in der Wohnung lebenden (Ex)-Partner gibt. „Nur wer eine feste Postadresse hat, bekommt Sozialleistungen wie Arbeitslosengeld und ist damit auch krankenversichert“, erklärt Eber-Huber. Die Anzahl von 282 „Lichtblick“-Postadressen sei dabei „erschreckend hoch“. Besonders erschreckend sei es, dass 169 der Männer und Frauen unter 30 Jahren alt seien. Das Führen der Postadresse sei für die Betroffenen, vor allem aber für die „Lichtblick“-Mitarbeiter, mit viel Aufwand verbunden, berichtet Eber-Huber. So verlange das Jobcenter, dass sich die Betroffenen täglich in der Einrichtung melden, was dokumentiert werden müsse. Meldeten sie sich nicht, müsse dem nachgegangen werden. Hinzu komme das Verteilen der Post und vieles mehr. „Günstiger Wohnraum ist fast nicht mehr zu finden“, wissen Eber-Huber und Dekan Armin Jung. Das protestantische Dekanat ist Träger des „Lichtblicks“. „Die Situation wird sich erst ändern, wenn neuer sozialer Wohnungsbau geschaffen wird“, sagt Eber-Huber. Da dies nicht in kurzer Zeit möglich sei, regt er ein Modell an, mit dem die Tagesbegegnungsstätte gute Erfahrungen gemacht habe. Mancher Vermieter von finanzierbarem Wohnraum sei nicht bereit, direkt an Menschen zu vermieten, die bisher wohnungslos waren. Daher sei der „Lichtblick“ in einigen Fällen als Mieter aufgetreten, in Abstimmung mit dem Vermieter. Ähnlich könnten Stadt und Landkreis agieren, da dem „Lichtblick“ das Personal fehle, um das Modell auszubauen. Zumal die Einrichtung auch das Arbeitsprojekt Soli-Pakt stemme, Treuhandkonten führe, Möbellager, Kleiderkammer, Fahrradladen, Flohmarkt und einiges mehr anbiete. Mit der vergeblichen Suche nach Wohnraum wird auch Walter Nargang, der im „Lichtblick“ ehrenamtlich Beratungen in Sozialrecht anbietet, immer wieder konfrontiert. 2016 hat er etwa 500 Menschen beraten, davon waren 65 Prozent deutsche Staatsbürger und 25 Prozent andere EU-Bürger, vor allem aus Osteuropa. An der Besucherzahl insgesamt hat sich im Vergleich zum Jahr 2015 wenig geändert: 442 Menschen waren an 242 Tagen insgesamt 14.112-mal da, 9928 Essen wurden ausgegeben. Die einzige Vollzeitstelle im „Lichtblick“ hat Eber-Huber, daneben gibt es drei Teilzeitstellen und mehrere Midi-, Mini- und Eurojobs, die überwiegend an Besucher vergeben sind. Zudem engagieren sich 33 Ehrenamtliche. Eber-Huber und Jung bedauern, dass im vergangenen Jahr fünf Ehrenamtliche verstorben sind, darunter Sigrid Wehr, die von Anfang an Telefondienst gemacht hatte. |ann

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