Neustadt Sportplatzverlegung geplatzt

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„Es gibt zu viele finanzielle Risiken, die wir bei unserer Verschuldung nicht auf uns nehmen können.“ Mit diesen Worten beerdigte Oberbürgermeister Hans Georg Löffler (CDU) am Mittwoch bei einer Pressekonferenz das Projekt Jahnplatz für Lachen-Speyerdorf, das ihn über zehn Jahre beschäftigte, davon dreieinhalb Jahre gemeinsam mit der VR-Bank Südpfalz. Neben ihm saß Christoph Ochs, Vorstandsvorsitzender der Landauer Bank, die der Stadt am Montag mitgeteilt hatte, unter den derzeitigen Bedingungen abzusagen. Ausschlaggebend waren die Ergebnisse eines 30.000 Euro teuren Gutachtens zur Bodenbeschaffenheit, das seit Januar vorliege. Demnach sind in Stichproben auf dem 48.000-Quadratmeter-Gelände Kohlenwasserstoffe und Schwermetalle nachgewiesen. Der Boden war nach dem Krieg aus Bauschutt um etwa einen Meter aufgeschüttet worden. Es bestehe laut Bodenschutzverordnung keine Gesundheitsgefährdung. Ein Aushub müsse nach dem Abfallgesetz aber als Sondermüll entsorgt werden. Die VR-Bank wollte die Grundstücke für 2,4 Millionen Euro kaufen und vermarkten. Mit dem Geld und einem Landeszuschuss über 100.000 Euro wären auf dem Gelände der Edon-Kaserne für den TuS Lachen-Speyerdorf und den TC Blau-Weiß neue Vereinsanlagen gebaut worden. Die bisherige Kalkulation sah Entsorgungskosten für den Jahnplatz und die bisherigen Sportplätze von 450.000 Euro vor. 300.000 Euro wollte die VR-Bank übernehmen, den Rest die Stadt. Dieser Betrag hätte aber nur gereicht, wenn ausschließlich der Boden für die Baugruben entsorgt worden wäre. „Wenn wir das gesamte Gelände über die Baufenster hinaus abtragen, also auch inklusive der Gartenbereiche, müssen wir von Mehrkosten von rund einer Million Euro ausgehen“, erklärte Volker Klein, der Leiter der Bauabteilung. Oberbürgermeister Löffler räumte ein, dass die Diskussion um die Arsenbelastung eines Grundstückes in Diedesfeld bei der Verwaltung ein Umdenken ausgelöst habe: „In den Gärten sollten künftig Kinder spielen. Wir haben da einfach die moralische Verpflichtung, das komplette Gelände abzutragen, und das ist nicht mehr zu finanzieren.“ Als zweite unkalkulierbare Größe nannte Oberbürgermeister Löffler die Möglichkeit, dass auf Grund der Nähe zum Flugplatz Kampfmittel aus dem Zweiten Weltkrieg die Kosten und den Zeitplan gefährden könnten. Hier hätten die Erfahrungen mit dem Landesgartenschaugelände in Landau ein Umdenken ausgelöst. Durch den Fund einer Bombe auf dem Ibag-Gelände in der vergangenen Woche fühle er sich bestätigt. Für Christoph Ochs von der VR-Bank ist „schlimm, dass wir bei den Vereinen und den Bürgern Erwartungen geweckt haben, die wir nun nicht erfüllen können“. Die rein betriebswirtschaftliche Sicht, vergeblich Geld und Arbeit investiert zu haben, sei leichter zu verschmerzen: „Das ist normales Unternehmer-Risiko, das wir tragen müssen.“ Die VR-Bank hätte laut Ochs bei der Komplettvermarktung eine Rendite von 200.000 bis 300.000 Euro gemacht: „Diese Zahl macht deutlich, dass wir keinen Spielraum hatten, weitere Entsorgungskosten zu tragen.“ Der sehr lange Entscheidungsprozess und die Diskussion über die Altlasten und Weltkriegsbomben hätten zudem das Vermarktungsrisiko deutlich erhöht. Ochs hatte mehrmals bei der Verwaltung auf mehr Tempo gedrängt. Groß ist die Enttäuschung bei Tobias Weisenburger, dem Vorsitzenden des TuS Lachen-Speyerdorf: „Wir müssen jetzt eine Sanierung am bisherigen Standort angehen. So weit waren wir 2004 auch schon, nur dass es heute viele geringere Zuschüsse gibt.“ Ortsvorsteher Claus Schick (SPD) gab sich tief enttäuscht: „Der Ort wäre zusammengewachsen. Ich war fest von diesem Konzept überzeugt. Das ist kein guter Tag für Lachen-Speyerdorf.“ Der Bereich der Edon-Kaserne, auf dem die Sportplätze entstehen sollten, bleibt nun unbebaut. Das Gebiet steht unter Naturschutz. Ausschließlich für die Sportplätze hatte die Stadt eine Ausnahmegenehmigung erhalten. Die Ausweitung alternativer Flächen für ein Neubaugebiet sieht Hans Georg Löffler derzeit nicht: „Das gibt der Flächennutzungsplatz nicht her.“ (wkr)

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