Neustadt Spätschicht im Autohaus

ELMSTEIN. Der Letzte macht das Licht aus. Im Elmsteiner Autohaus Semmelsberger ist das in der Regel der Chef selbst, Heinz Semmelsberger. Mit seinen 74 Jahren steht der Senior noch tagtäglich bis spät abends in seiner Werkstatt, repariert, restauriert, lackiert. Mit anderen Kollegen wurde der Altmeister jetzt von der Handwerkskammer der Pfalz für seine Verdienste um das Kfz-Handwerk mit dem goldenen Meisterbrief geehrt.

„Ich fühle mich glücklich und möchte einfach kein Rentnerdasein führen. Das wäre mir zu langweilig“, sieht Heinz Semmelsberger trotz anstrengendem Zwölf-Stunden-Arbeitstag noch lange keinen Grund, aus dem Berufsleben auszusteigen. „Solange es gesundheitlich klappt, arbeite ich.“ In drei Jahren feiert das in der Elmsteiner Bahnhofstraße ansässige Familienunternehmen 50-jähriges Bestehen, und bis dahin will der Chef auf alle Fälle durchhalten. Fort- und Weiterbildungen, um mit der rasanten, technischen Entwicklung auch als Kleinbetrieb mitzuhalten, besucht er immer noch. Ob der mitarbeitende Sohn Dirk (40), der jüngste seiner drei Jungen, den Kfz-Betrieb einmal weiterführt, „steht allerdings noch in den Sternen“. Gleich nach der Schule, mit 14 Jahren, absolvierte Heinz Semmelsberger, der älteste von drei Brüdern, bei der Neustadter Automobilfirma Falter eine Lehre als Kfz-Handwerker und machte nach fünf Gesellenjahren 1964 die Meisterprüfung. Im August 1967 eröffnete er den mittlerweile über das Elmsteiner Tal hinaus geschätzten Kfz-Betrieb mit Ehefrau Gisela, seiner fleißige Hilfe im Büro, mit der er nächstes Jahr goldene Hochzeit feiert. Neben Wohnhaus und Büro wurde damals eine rund 150 Quadratmeter große Werkstatthalle errichtet mit drei Arbeitsplätzen und inzwischen drei Hebebühnen, Bremsprüfstand, Richtbank sowie einem Lackierarbeitsplatz auf der Straßenseite gegenüber. Neben und unter der voll unterkellerten Halle ist ein umfangreiches Ersatzteillager. „Wir sind hier im Tal weit vom Schuss. Da muss ich Vorrat halten und kann nicht jeden Bremsbelag oder jede spezielle Schraube einzeln vom Hersteller anfordern“, beschreibt Semmelsberger einen Nachteil des Standorts. Über 31 Jahre führte das Elmsteiner Autohaus eine Werksvertretung für VW, danach fünf Jahre für die Marke Skoda. „Im Zuge der Rationalisierung in der Autoindustrie wurden die Kleinvertretungen abgeschafft“, wird der Strukturwandel bedauert von Semmelsberger, der in seinem Berufsleben viel Erfahrung mit anderen Fahrzeugtypen sammelte. Über die Internet-Seite „talmotors.de“ bietet das Unternehmen EU-Neuwagen verschiedenster Marken an. Zudem warten draußen, auf dem weiten Firmengelände Oldtimer, die der Chef selbst restauriert und wieder in Gang gebracht hat, auf Käufer. Beispielsweise zwei Unimog aus den Jahren 1954 und 1980, ein Ford-Taunus von 1960 oder zwei Porsche 924 aus dem Baujahr 1980. Heute beschäftigt der Familienbetrieb drei Mitarbeiter. „Zu Zeiten der Hochkonjunktur zwischen den 70er und 90er Jahren waren wir doppelt so viel“, erzählt Heinz Semmelsberger, dessen große Leidenschaft seinem neun Meter langen Segelboot gilt. Fünf verschiedene Bootsführerscheine hat der Kfz-Meister. Der seetaugliche „Trolli“ liegt im Reffenthal bei Speyer vor Anker und hofft auf eine weitere Reise durchs Mittelmeer.

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