Neustadt Neustadt kein touristischer „Hotspot“, aber mit Chancen

Der Tourismus in Neustadt hat sich gut entwickelt. Die jüngsten Zahlen liegen über dem Landesdurchschnitt.

Die städtische Tourist, Kongress und Saalbau GmbH (TKS) hat ihren Geschäftsbericht 2014/2015 vorgelegt. Er ist durchaus erfreulich – nicht zuletzt wegen überdurchschnittlicher Steigerungsraten bei den Gäste- und Übernachtungszahlen, die sich 2016 fortsetzten. Wichtig auch: Das digitale Zeitalter hat Neustadt endgültig erreicht, und die Zusammenarbeit der Regionen sollte selbstverständlich werden, wie TKS-Aufsichtsvorsitzender Steffen Christmann und Geschäftsführer Martin Franck sagen. Ausschnitte aus der Bilanz: Gäste und Übernachtungen Im Gegensatz zum Land, den Regionen und Nachbarstädten verzeichnete Neustadt in den Jahren 2014 und 2015 Zuwachsraten sowohl bei der Anzahl der Gäste als auch bei der Anzahl an Übernachtungen. Auch 2016 stieg die Rate um 13 beziehungsweise sieben Prozent. Der Anteil an ausländischen Besuchern erhöhte sich 2014 und 2015 ebenfalls, dabei kamen die meisten von ihnen aus Großbritannien und den Niederlanden. Positiv ausgewirkt hat sich laut TKS, dass der Kunigundenmarkt als Genussmarkt mit wechselnden Angeboten und Vertretern der europäischen Partnerregionen etabliert werden konnte – national wie international. Zuvor seien die Monate November und Dezember wenig attraktiv für Touristen gewesen. Die Verweildauer lag im Schnitt bei 2,41 Tagen. Die Reisemobilisten Vorneweg der Stellplatz in der Martin-Luther-Straße sorgt dafür, dass auch die Anzahl der Reisemobilisten zunahm. In den letzten beiden Jahren wurde er vergrößert und die Infrastruktur verbessert. Wurde anhand der Parkgebühren 2013 noch auf 4778 Reisemobile hochgerechnet, waren es in den beiden Folgejahren 4933 beziehungsweise 5998. Im Schnitt wird pro Reisemobil mit zwei Personen gerechnet, die eine Nacht bleiben. Die Wertschöpfung Kommen mehr Gäste und steigen damit auch die Übernachtungszahlen, bleibt mehr Geld in Neustadt. Laut Statistik beträgt der Tagesumsatz eines privaten Übernachtungsgastes 72,40 Euro, bei einem gewerblichen sind es 131,60 Euro. Das Verhältnis von gewerblichen zu privaten Übernachtungen liegt in Neustadt bei zwei Drittel zu einem Drittel. Einschließlich der Reisemobilisten (45,80 Euro) und der Tagestouristen (28,30 Euro) ergab sich daraus für das Jahr 2015 eine direkte Wertschöpfungssumme von 38 Millionen Euro, fürs vergangene Jahr wird von 40 Millionen ausgegangen. Internet und Social Media Das Fazit der TKS: Gäste werden digital(er) und zwar vor, während und nach der Reise. Folglich muss man mehr über die Gäste wissen, dieses Wissen in möglichst vielen Kanälen im weltweiten Netz richtig einsetzen und sie auch während des Aufenthalts dort begleiten. Den Menschen ersetzt das allerdings nicht: Bester Service, beispielsweise bei der Übernachtung, und innovative Ideen, beispielsweise beim Angebot, sind unabdingbar. Das Internet hat sich zudem bei der Vermittlung von Unterkünften durchgesetzt, der Anteil von direkt oder über die TKS digital gebuchten Unterkünften hat stark zugenommen. Daher war laut Bericht die Entscheidung, am landesweiten Online-Buchungsportal Deskline teilzunehmen, richtig; aktuell sind mit 128 Betrieben 74 Prozent aller Neustadter Vermieter erfasst. Der Umsatz daraus wurde um rund 60.000 Euro auf 217.841 Euro von 2014 auf 2015 gesteigert. Werbung und Marketing Auch dabei spielt das Internet eine große Rolle. Newsletter werden immer mehr abonniert, Unterkünfte von Gästen online bewertet oder „Gefällt mir“-Angaben in den sozialen Netzwerken gemacht, Mund-Propaganda sozusagen. Zunehmend online bestellt wird auch Prospektmaterial. Doch egal ob klassisch oder via Internet: Reichweite und Erfolg von Werbekampagnen hängen von deren Qualität und der Beachtung durch die Nutzer ab. Daher ist aus Sicht der TKS das gemeinsame Marketing in der Ferienregion Deutsche Weinstraße so wichtig wie nie. Seit 2013 wird gemeinsam mit der Südlichen Weinstraße ein Gastgeberverzeichnis herausgegeben, in diesem Jahr folgt ein gemeinsames Urlaubsmagazin „Weinland Pfalz – Entlang der Deutschen Weinstraße“ für 2017/18. Darauf ist die TKS stolz: Das Magazin wäre nicht erschienen, wenn Neustadt sich nicht dafür stark gemacht hätte. Hinzu kommt die gemeinsame Vermarktung über bislang zwei Internetseiten (www.mandelbluete-pfalz.de und www.keschdeweg.de). Ebenso wichtig angesichts der Steigerungsraten bei den Gästen: die Präsenz auf internationalen Messen und europaweite Kooperationen. Vermieter und Betten Kaum verändert hat sich in den vergangenen Jahren die Vermieter- und Bettenstruktur. Demnach gab es 2015 30 (Vorjahr: 31) gewerbliche Betriebe mit rund 1300 Betten und 144 (146) private Vermieter mit rund 600 Betten. Hochwertige Betriebs- und Bettenkapazitäten, wie sie für den Tourismus immer wichtiger würden, konnten dabei ausgebaut werden. Sich im Kurzurlaub selbst versorgen, ist nicht mehr „in“, auch wegen der allgemein kürzeren Aufenthaltsdauer. Deshalb rät die TKS weiterhin davon ab, neue Ferienwohnungen einzurichten. Gut ausgestattete Privatzimmer aber könnten sich über den Preis vom Hotelangebot absetzen und am Markt bestehen, wenn zusätzlich mehr Service angeboten wird. Gästeführungen Gästeführungen und Reiseleitungen waren erneut weniger gefragt. 2015 wurden jeweils 666 (Vorjahr: 776) Gästeführungen und 88 (102) Reiseleitungen gebucht, insgesamt mit 15.403 (17.938) Teilnehmern. Spitzenreiter waren klassische Altstadtführungen, Nachtwächterführung und Elwedritschejagd. Allerdings scheint es ein allgemeiner Trend zu sein: Auch das Hambacher Schloss verzeichnete einen Rückgang. Ausblick Neustadt ist kein Tourist-„Hotspot“, hat aber Chancen, sich positiv weiterzuentwickeln, sagt die TKS. Dafür muss es aber auf der „touristischen Weltkarte“ wahrgenommen werden. International punkten lässt sich mit dem Wein, herausragenden Veranstaltungen wie Genuss-Seminaren, Weinlesefest, Mundus Vini oder Maison et Jardin, vor allem aber mit einer intensiven Zusammenarbeit in der Region. Das Ziel: Themen attraktiv gestalten, die reizvoll für Gäste sind, und die Qualität ausbauen. Kompetenzzentren, da nicht jeder alles machen muss, böten mehr Chancen als Risiken für die Gesamtregion. |ahb

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