Neustadt „Mehr Spaß als drinnen“

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Die dritte Jungwinzer-Matinée beim Wine-Festival auf dem Hetzelplatz fand am Sonntag erstmals unter freiem Himmel statt. 21 Nachwuchstalente stellten dem Publikum eine Auswahl ihrer Produkte vor – bei strahlendem Sonnenschein. Glück muss man haben.

Im Gegensatz zu Samstag und Montag präsentierte sich der Sonntag im besten Wortsinne als „goldener Oktober“. Zum Glück für die Vertreter der 21 Betriebe, die sich anlässlich der Jungwinzer-Matinée erstmals im mediterranen Garten vor dem Spiegelzelt mit ihren ausgewählten Weinen vorstellten. „Wenn es geregnet hätte, hätten wir ein Problem gehabt“, meint Stefan Giese vom gleichnamigen Weingut in Königsbach. Die Weine und das Personal vor der Sonne zu schützen, erwies sich als weitaus einfacher – die Schirme waren schnell verschoben, hätten einem kräftigen Regenguss wie am Samstagnachmittag im Zweifel aber eher wenig entgegenzusetzen gehabt. „Es macht mehr Spaß als drinnen, die Leute haben mehr Freude an den Produkten“, meint er. Der 39-jährige Winzermeister, der vor seiner Selbstständigkeit bei namhaften Weingütern wie Geheimer Rat Dr. von Bassermann-Jordan oder Reichsrat von Buhl tätig war, hat fünf Weine und einen Sekt mit auf den Hetzelplatz gebracht, freut sich über die positive Resonanz der zahlreichen Weinfreunde, die schon vor dem Beginn des verkaufsoffenen Sonntags in der Innenstadt unterwegs sind: „Ins Spiegelzelt muss man sich erstmal reintrauen, hier kommt man offener ins Gespräch“, sagt Giese, der zum zweiten Mal an der Matinée teilnimmt. Er schätzt die Gelegenheit, seinen noch jungen Betrieb dem weinaffinen Publikum präsentieren zu können und freut sich über die Begegnung mit seinen ebenfalls jungen Kollegen: „Es ist schon spannend, sich auszutauschen und zu sehen, was die anderen so machen“, meint er. Zwei trockene Rieslinge, zwei trockene Scheureben und einen Rosé aus dem Jahrgang 2015 und einen Rieslingsekt brut 2014 zeugen von der Kompetenz des Weinmachers, machen Spaß beim Vergleich von Königsbacher Reiterpfad und Gimmeldinger Schlössel und zeugen von der Vielfältigkeit der Rieslingaromen ob der unterschiedlichen Terroirs. Ebenfalls zum zweiten Mal dabei ist Julia Spies vom Weingut Wolfgang Spies in Duttweiler. Seit 2014 hat sie im elterlichen Weingut ihre eigene Weinlinie mit vier Weinen – einem lieblichen Gewürztraminer, einer Cuvée aus Sauvignon Blanc und Cabernet Blanc, einem Riesling und einem im Barrique ausgebauten Chardonnay –, und seit dem Ende ihrer Ausbildung zur Winzerin arbeitet sie hauptberuflich in Duttweiler mit. Auch sie schätzt die zwanglose Begegnung mit dem Publikum und den Kontakt mit den jungen Kollegen, die allesamt über eine profunde Ausbildung und viel Fachwissen verfügen: „Man lernt eine Menge voneinander“, ist sie überzeugt. Spannende Neuentdeckungen gibt es auf dem Hetzelplatz ebenso wie die mittlerweile schon etablierten Betriebe, in denen nach und nach der Nachwuchs das Heft in die Hand nimmt: Wieder dabei ist so auch Bastian Klohr, seit 2014 Geschäftsführer der Winzergenossenschaft Weinbiet: Der 30-Jährige hat fünf Weine aus dem breiten Sortiment der Genossenschaft mitgebracht, die sich bester Bekanntheit erfreut. Auch Thomas Zeter vom gleichnamigen Weingut in Diedesfeld dürfte Weinfreunden bereits ein Begriff sein, ebenso wie Christian Nett vom Weingut Berdolt, Reif und Nett in Duttweiler, Steffen Kern vom Hambacher Weingut Müller-Kern, Frank Schäfer vom Weingut Schäfer oder Stefan Steigelmann vom Alten Weingut Steigelmann in Mußbach. Angesichts der Produkte, die die noch eher unbekannten Kollegen Dany Kruppenbacher aus Hambach, dem „Nussbaum-Projekt“ von Matthias Rau, Benedikt Grein und Joachim Schmidt aus Königsbach, die jeweils interessante Weine und Sekte am Start haben, ist man indes versucht, an den alten Spruch von den schönen Töchtern auch anderer Mütter zu denken: Die Vielfalt und die Qualität sind wahrlich überzeugend. Ebenso übrigens wie das Konzept der Matinée selbst, die mit junger Musik und lockerer Atmosphäre einen der Höhepunkte des Programms auf dem Hetzelplatz darstellt. Heute und morgen stehen im Spiegelzelt geschlossene Veranstaltungen auf dem Programm, der mediterrane Garten ist aber noch an allen Tagen bis kommenden Montag geöffnet. |hox

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