Neustadt Macken und Sprünge

Als ich vor ein paar Tagen wieder mit dem Auto unterwegs war, lief in einem der Radiosender ein Lied von Helene Fischer, das mich aufhorchen ließ. Helene Fischer sang in „Fehlerfrei“ von menschlichen Schwächen und rief dazu auf, einmal von Perfektion abzusehen. Denn: Wer ist schon fehlerfrei? Für mich hat hier Helene Fischer einen Nerv getroffen. Wir alle werden über Leistung definiert. Auch wenn vieles in dem Liedtext wenig mit meinem Glaubensleben zu tun hat, stößt gerade Jesus immer den Meckerer und Streitsucher vor den Kopf. „Kümmert euch um euch selbst, bevor ihr andere verurteilt.“ Ähnlich befreiend wirkt wohl auch das Lied „Fehlerfrei“ auf die Zuhörer. Wir werden daran erinnert, dass alle Menschen fehlerhaft, also sündig sind. Darum geht es Jesus in seinem Wirken und im übertragenen Sinn wohl auch Helene Fischer. Auf die Frage: „Wer ist schon fehlerfrei?“ kann ich antworten: Jesus ist es. Er starb für meine Fehler am Kreuz und hilft mir, mit meinen – vielen- Schwächen umzugehen. Passend dazu eine Geschichte: Es war einmal eine alte Frau, die zwei große Schüsseln hatte. Die hingen von den Enden einer Stange und sie trug sie über ihren Schultern. Eine der Schüsseln hatte einen Sprung, während die andere makellos war. Am Ende der Wanderung vom Fluss zum Haus der Frau war eine Schüssel immer nur halb voll. Zwei Jahre lang geschah dies täglich: Die Frau brachte immer nur anderthalb Schüsseln Wasser nach Hause. Die makellose Schüssel war sehr stolz auf ihre Leistung, aber die arme Schüssel mit dem Sprung schämte sich wegen ihres Makels. Nach zwei Jahren, die ihr wie ein endloses Versagen vorkamen, sprach die Schüssel zu der alten Frau: „Ich schäme mich so wegen meines Sprungs, aus dem den ganzen Weg zu deinem Haus Wasser läuft.“ Die alte Frau lächelte nur und erwiderte: „Ist dir aufgefallen, dass auf deiner Seite des Weges Blumen blühen, aber auf der anderen Seite nicht? Ich habe auf deiner Seite des Weges Blumensamen gesät . Nun gießt du sie jeden Tag, wenn wir nach Hause laufen. Zwei Jahre lang konnte ich wunderschöne Blumen pflücken. Wenn du nicht genauso wärst, wie du bist, würde diese Schönheit nicht existieren.“ Jeder von uns hat Macken und Fehler, aber es sind die Macken und Sprünge, die unser Leben so interessant und lohnenswert machen. Also, an alle meine Freunde mit einem Sprung in der Schüssel: Habt einen wundervollen Tag und vergesst nicht, den Duft der Blumen auf euerer Seite des Pfades zu genießen. Der Autor Elmar Schrader ist Dekanatsjugendreferent im Protestantischen Kirchenbezirk Neustadt.

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