Neustadt Immer da, wenn’s nötig ist

Im Einsatz für die, die Hilfe brauchen: Organisatorin Gabriele Kaiser bringt Alois Roth seine Einkäufe.
Im Einsatz für die, die Hilfe brauchen: Organisatorin Gabriele Kaiser bringt Alois Roth seine Einkäufe.

Der Esthaler Ortsbürgermeister Gernot Kuhn (CDU) hatte 2015 eine Zukunftswerkstatt initiiert, bei der auch Nachbarschaftshilfe ein Thema war. Die sollte ähnlich wie in Lambrecht über einen Trägerverein organisiert werden, der im November 2016 gegründet wurde. „Ich habe die Idee Nachbarschaftshilfe super gefunden, aber es war klar, dass sich der Bürgermeister nicht auch noch darum kümmern kann“, sagt Harald König, der sich in vielen Bereichen ehrenamtlich engagiert. So habe er sich Gedanken gemacht, wie ein solches Angebot realisiert werden könne. Und mit wem. Obwohl sie sich nur flüchtig kannten, ging König auf Gabriele Kaiser zu, die auch Mitglied im Ortsgemeinderat ist. „Ich habe mir gedacht: Das ist die richtige Frau für soziales Engagement“, sagt König. Die beiden entwarfen ein Konzept und legten es Kuhn vor. Dieser war sofort einverstanden. Kaiser und König entwickelten einen Info-Flyer, verteilten ihn an alle Esthaler Haushalte, stellten ihr Anliegen bei einigen Vereinen vor und richteten eine Internetseite ein. „Ruck, zuck hatten sich 15 Helfer gemeldet“, erinnert sich König. „Uns ist wichtig, dass Senioren und andere Hilfsbedürftige Vertrauen zu uns haben“, sagt Kaiser. Deshalb hätten sie zu Beginn Menschen im Ort direkt angesprochen. Und darum ist seit rund einem Jahr einer der beiden werktags von 7 bis 9 Uhr über Festnetz- oder Handynummer zu erreichen. „Wenn die Leute wissen, wen sie anrufen, fällt es ihnen leichter, um Hilfe zu bitten“, weiß Kaiser. Außerdem beschloss das Duo, ein Bürgercafé anzubieten. „Bei der Zukunftswerkstatt war mehrfach der Wunsch nach einem Seniorencafé genannt worden“, sagt König. „Wir wollten aber einen Treffpunkt für alle. Deshalb haben wir uns für ein Bürgercafé entschieden“, ergänzt Kaiser. Das bietet der Verein seit März 2017 an jedem ersten Dienstag im Monat von 14 bis 17 Uhr im Bürgerhaus an. Beim ersten Mal seien etwa 40 Besucher da gewesen, „beim zweiten Mal wurden wir fast überrannt. Da kamen ungefähr 90 Leute“, sagt Kaiser. Diese Zahl sei seither konstant geblieben. Es kämen überwiegend Senioren, aber auch einige Jüngere. Zu jedem Bürgercafé gehört ein Programm. Ehrenamtliche kümmern sich um Vorbereitung, Bewirtung, Fahrdienst und Aufräumen. Kaiser und König freuen sich, dass auch Schüler zu den Helfern gehören. Zur Finanzierung des Projekts werde eine Spendenkasse aufgestellt. „Doch niemand muss sich verpflichtet fühlen, etwas hineinzuwerfen“, betont Kaiser. Manche Senioren nutzten beim Bürgercafé die Gelegenheit, sie oder König über die Nachbarschaftshilfe um Unterstützung zu bitten. Bedarf bestehe vor allem hinsichtlich Fahrten und Begleitung zu Arztterminen, für Einkäufe oder Fahrten zum Einkauf. Kein Wunder, denn in Esthal gibt es keinen Arzt und außer einer Bäckerei kein Geschäft. Immer wieder gefragt seien auch kleine Hilfeleistungen. „Beispielsweise eine Glühbirne austauschen oder einen Nistkasten anbringen“, sagt König. Ein Mann, der kaum noch laufen kann, werde manchmal zur örtlichen Bankfiliale gefahren. „Wir kümmern uns auch darum, dass ein Kind zum Kindergarten gebracht und wieder abgeholt wird, wenn zum Beispiel die Mutter krank ist“, verweist König darauf, dass auch Jüngere manchmal Hilfe benötigen. Auch Besuche gehören zum Hilfsangebot. Er und Kaiser nehmen die Bitten um Unterstützung entgegen und vermitteln über Telefon, Mail und über den Kurznachrichtendienst Whatsapp den passenden Helfer. Zwar sei der Pool an Helfern größer als der Bedarf, doch freue man sich trotzdem über zusätzliche Unterstützung. Kaiser kümmert sich außerdem um die Finanzen. Die Hilfsangebote sind kostenlos. Die Helfer bekommen ihre Auslagen, etwa Fahrtkosten, ersetzt. Auch regelmäßige Helfertreffen und gelegentliche Hilfsaktionen bietet der Verein an. Etwa einen Grabpflegetag, bei dem Senioren bei der Pflege von Gräbern geholfen wird. „Wir sind ein Super-Team“, sagt König über die Helfergruppe. Die Nachbarschaftshilfe mache ihm und Kaiser viel Freude. König betreut die Internetseite „Du bist Esthal“. Auf dieser sind auch Projekte aufgelistet, für die noch Ehrenamtliche gesucht werden. Das sind teils einmalige Aktionen wie die Herrichtung des Bildstöckels, aber auch langfristige Anliegen wie die Pflege der Streuobstwiesen. Wer die Verantwortung für eines der Projekte übernehmen möchte, kann sich bei Bürgermeister Gernot Kuhn melden. Bei Bedarf wird der Projektleiter von der Ortsgemeinde unterstützt, versichern die Verantwortlichen. Kontakt —Im Internet: www.du-bist-esthal.de. —Telefonisch erreichbar sind Gabriele Kaiser und Harald König unter 06325/184995 oder 0176/82754186.

x