Neustadt Gemeinschaftswerk für sauberes Wasser

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An diesem Wochenende, 29. bis 31. Januar, gibt es etwas zu feiern: Seit nunmehr 90 Jahren sorgt der Wasserzweckverband Friedelsheimer Gruppe in Teilen der Vorderpfalz für sauberes Trink- und Brauchwasser. Er stellt es den Haushalten und Landwirten in seinem Versorgungsgebiet zur Verfügung, unter anderem in den Gemeinden Niederkirchen und Meckenheim.

Einfach den Wasserhahn aufdrehen und schon strömt einwandfreies Nass heraus: Das klingt selbstverständlich, war es Anfang des 20. Jahrhunderts aber keineswegs. Die hygienischen Zustände waren damals miserabel: „Die Brunnen in den landwirtschaftlichen Betriebsstellen waren vielfach durch Eindringen von Jauche verunreinigt“, berichtet der Zweckverband in einer Jubiläumsbroschüre. Das habe den Ausbruch der Infektionskrankheit Typhus begünstigt. Obendrein benötigten die Gemüsebauern und Winzer mehr Wasser, als vorhanden war. Deshalb kam schon vor dem Ersten Weltkrieg (1914 bis 1918) die Idee auf, eine Wasserversorgung aufzubauen, die von mehreren Gemeinden getragen wird. Bis tatsächlich konkret über die Umsetzung dieser Idee diskutiert wurde, sollten allerdings noch etliche Jahre vergehen. Georg Friedrich Beck, zweiter Bürgermeister in Friedelsheim, brachte schließlich am 18. Oktober 1924 Vertreter der Gemeinden Ellerstadt, Friedelsheim, Gönnheim, Niederkirchen und Rödersheim an einen Tisch, um über den Bau einer solchen gemeinsamen Wasserversorgungsanlage zu sprechen. Die Beteiligten stimmten dafür, einen Zweckverband zu gründen und betrauten Beck mit weiteren Verhandlungen. Die Anfänge erwiesen sich jedoch als schwierig. So scheiterte das Vorhaben, auf den Siebenröhrenbrunnen in Wachenheim zurückzugreifen, da mit der Stadt keine Einigung zustande kam. Versuchsbohrungen bei Alsheim, Ellerstadt, Friedelsheim, Gönnheim, Lambsheim, Meckenheim und Rödersheim verliefen im Sande. Doch die Beteiligten gaben nicht auf. Und es klappte: Am 15. Februar 1926 gründeten Ellerstadt, Friedelsheim, Fußgönheim, Gönnheim, Hochdorf, Lambsheim-Maxdorf, Niederkirchen und Rödersheim die Friedelsheimer Wasserversorgungsgruppe. Bohrungen im Poppenthal waren erfolgreich. Insgesamt flossen 1,8 Millionen Reichsmark in das Projekt. Im November desselben Jahres erhielt die erste Kommune Wasser. Im Dezember 1927 traten Alsheim-Gronau, Assenheim und Meckenheim dem Zweckverband bei. Alle Mitglieder zu versorgen, war jedoch erst nach Abschluss der Bauarbeiten am Versorgungsnetz Ende 1928 möglich. In den folgenden Jahrzehnten wuchs das Versorgungsgebiet um zwei Großsiedlungen – die heutige BASF-Siedlung in Maxdorf und die heutige Ortsgemeinde Birkenheide. 1951 wurde ein eigenes Pumpwerk in Ungstein in Betrieb genommen. 1960 folgte das Wasserwerk in Hochdorf, 1969 das Werk in Maxdorf. Ab 1977 wurde in Ungstein wegen der hohen Nitratbelastung kein Wasser mehr gefördert. Die verbleibenden Werke wurden erweitert. In den Maxdorfer Standort wurden dafür bis 1991 elf Millionen Mark investiert – das teuerste Einzelprojekt in der Geschichte des Verbands. Der Sitz der Friedelsheimer Gruppe wurde 1983 von Wachenheim nach Fußgönheim verlegt. Seit 2007 arbeitet sie mit den Verbandsgemeindewerken Freinsheim. Neben den Anforderungen an die Wasserqualität ist vor allem der Bedarf deutlich gestiegen. Wurden 1935 noch 300.000 Kubikmeter Wasser gefördert, waren es im vergangenen Jahr nach Angaben der Friedelsheimer Gruppe rund 2,5 Millionen Kubikmeter. Der Grund: Mehr Einwohner, mehr Firmen. Der Verband beschäftigt 21 Vollzeit- und vier Teilzeitkräfte. Mit drei Wasserwerken in Hochdorf, Maxdorf und Wachenheim sowie einem rund 220 Kilometer langen Leitungsnetz werden circa 36.500 Einwohner mit Trinkwasser versorgt.

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