Neustadt Fest zum letzten Lesetag

Am Sonntag steht der große Winzerfestumzug als Höhepunkt des Deutschen Weinlesefestes in Neustadt an. Schon vor über 100 Jahren wurde besonders an der Mittelhaardt der Abschluss der Weinlese mit ideenreichen Festzügen und dem dankerfüllten Ruf „Fröhlich Pfalz – Gott erhalt’s“ gefeiert. So auch in Deidesheim.

Bevor die letzten Mostfuhrwerke heimgefahren wurden, schmückten die Leserinnen diese mit Reb- und Traubenzweigen und marschierten mit neuen, von den Gutsherren gestifteten farbigen Kopftüchern und Schürzen singend vor den Erntewagen voran. Besonders in Deidesheim wurden vor 100 Jahren die Herbstabschlüsse mit Umzügen gefeiert, die besonders die landesweit bekannten Weingüter von Bassermann-Jordan und Reichsrat von Buhl gestalteten. Auch die Gemeinde Forst war mit einem stolzen Viererzug und ihrem „Forster Ungeheuer“ vertreten. Einen besonderen Höhepunkt erlebte das Weinstädtchen Deidesheim im Jahre 1905. Fürsorglich hatte man sich im Buhl’schen Weingut auf den letzten Lesetag vorbereitet. Kostümierte Gruppen in Pfälzer Bauern- und Winzertrachten hatten die Fuhrwerke abgeholt. Die Wagen und Zugtiere sowie Einwohner und Besucher waren gleichermaßen festlich geschmückt beziehungsweise gekleidet. Dabei zeigten Spaßvögel, die den „Wasser-Doktor mit Gehilfen“ darstellten, dass Sünden am wertvollen Produkt Wein schon immer Tagesthema waren. Der Winzerfestzug in Deidesheim endete stets am Marktplatz zum musikalischen Ausklang. Die Bevölkerung der näheren und weiteren Umgebung nahm an dieser Veranstaltung immer regen Anteil. Diese Feste wurden mit ausgiebiger heimatlichen Verbundenheit gefeiert. Dass sich die Zeiten geändert haben, ist auch seit Jahren an den technischen Neuerungen bei der Traubenlese zu erkennen, die von dem Traubenvollernter geprägt ist. Diese Maschine ersetzt die Leistung von 80 bis 100 Lesern und Logelträger. Mit Weinromantik hat das nichts mehr zu tun – aber es kostet weniger Zeit und Geld im Herbst. Lokale Herbstfeste gibt es zwar immer noch einige. Nur die Umzüge sind seltener geworden, da sich die meisten Weinmacher auf den großen Winzerfestumzug in Neustadt konzentriert.

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