Neustadt Ein schnelles Huschen, und sie sind weg
Der Moorfrosch ist eine vom Aussterben bedrohte Tierart, die deutschlandweit nur noch an einer Handvoll von Orten zu finden ist. Um ihm am Speyerbach eine Zukunft zu sichern, trafen sich am Samstagnachmittag Umweltexperten an der Haßlocher Aumühle mit der rheinland-pfälzischen Umweltministerin Ulrike Höfken.
Die wasserreichen Auen am Speyerbach in Geinsheim mit vielen seltenen Pflanzen und Vögeln bieten als „ein besonders artenreiches Gebiet“, wie Klaus Hünerfaut, bei der Stadtverwaltung Neustadt zuständig für Landwirtschaft, Umwelt Naturschutz und Landschaftspflege, betont, auch für den zierlichen Braunfrosch ideale Lebensbedingungen. Hier haben unter anderem bereits Teichhuhn, Wasserralle und der Eisvogel wieder eine Heimat gefunden. Der NABU (Naturschutzbund Deutschland) als Eigentümer der Fläche trägt zur Wiederansiedlung von Arten mit einem ausgeklügelten Wassermanagement bei, führte Wolfram Husemann, stellvertretender Vorsitzender des NABU Neustadt aus. So werden die Auen im Frühjahr regelmäßig überschwemmt, um diesen besonderen Lebensraum in der Kulturlandschaft zu erhalten. Schutz und Erhalt der Artenvielfalt, das Wiederansiedeln von „Leitarten“ wie dem Moorfrosch, die besonders sensibel auf Veränderungen ihrer Umwelt reagieren, sind Maßnahmen, die neben großem Engagement (auch von Ehrenamtlichen) fundiertes Wissen und Zusammenarbeit erfordern. So kann auch die Naturschutzorganisation GNOR (Gesellschaft für Naturschutz und Ornithologie) Rheinland-Pfalz ihr Projekt zum Schutz des Moorfroschs nur mit Hilfe von Fördermitteln des Landes umsetzen. Auch die Landwirtschaft wird mit ins Boot genommen, denn Ziel ist es, „den Naturschutz zu einer gesellschaftlichen Aufgabe zu machen“, wie die Umweltministerin Ulrike Höfken erläutert. „Wir brauchen eine flächendeckende Veränderung auch unserer Wirtschafts- und Lebensweise“, mahnt sie an. Wie zur Bekräftigung beginnt in diesem Moment laut ein Kuckuck zu rufen. Die Wiederansiedlung des Moorfrosch in den Auen am Speyerbach ist für den Erhalt der alten Kulturlandschaft ein wichtiger Schritt zu einem Ökosystem, von dem viele Lebewesen und letztlich auch der Mensch profitieren. Seit einem Jahr laufen die Vorbereitungen, um für diese Braunfroschart eine so genannte „Quellpopulation“ als Grundlage für eine erfolgreiche Vermehrung zu schaffen. Hans Hesping, Vorsitzender, und Hartmut Schader, Leiter des Arbeitskreises Herpetofauna (Gesamtheit der Amphibien- und Reptilienarten einer Region) der rheinland-pfälzischen GNOR, führen aus, dass sich der Moorfrosch nach der Trockenperiode von 2003 kaum mehr allein regenerieren kann. Damit die Starthilfe erfolgreich ist, er auch auf den Standort am Speyerbach „geprägt“ wird, war es notwendig, Laichballen zu entnehmen und diese in Wasser aus diesem Gebiet so weiter zu pflegen, bis aus ihnen kleine Kaulquappen schlüpfen, die dann wiederum an Ort und Stelle ausgesetzt wurden. Vor einem Jahr habe man so eine Population von etwas über 3000 Jungen erhalten, in diesem Jahr wurde der Vorgang wiederholt, und es werden bereits über 5000 erwartet. Lebensraum biete das Gebiet für „etliche Zehntausend“. Ein paar der „Moorfroschlarven“ setzt Hartmut Schrader nun zur Demonstration aus. Ein schnelles Huschen, und sie sind untergetaucht. Nicht weit entfernt brütet ein Storchenpaar. Dieses werden den Moorfrosch als Art nicht bedrohen, beruhigt Amphibienfachmann Christoph Bernd. „Störche und Frösche haben schon immer den gleichen Lebensraum bewohnt.“