Neustadt Arthouse: Die geliebten Schwestern

Neustadt. 1787 begegnet die Adelige Charlotte von Lengefeld (Henriette Confurius), die ihre Patentante Frau von Stein in Weimar besucht, einem gewissen Friedrich Schiller (Florian Stetter). Der junge, etwas heruntergekommene Dichter, der bereits mit seinem Stück „Die Räuber“ für Aufregung gesorgt hat, ist nun nicht gerade jene Sorte Verehrer, den ihre verwitwete Mutter Louise ihrer schüchternen Tochter Charlotte wünscht. Charlotte soll stattdessen wie ihre Schwester Caroline (Hannah Herzsprung) einen standesgemäßen und vor allem gut betuchten Mann finden. Doch Caroline lädt Schiller 1788 auf das kleine Landgut der Familie in Rudolfstadt an der Saale ein. Und ist selbst schwer angetan von Friedrich Schiller, der sich tatsächlich in beide Schwestern verliebt. Die selbst unglücklich verheiratete Caroline von Beulwitz rät Charlotte zu einer strategischen Liebesheirat … Die „ménage à trois“ ist historisch nicht zu 100 Prozent verbürgt. Doch es gibt deutliche Hinweise darauf, dass Schiller mit den beiden unzertrennlichen Schwestern tatsächlich eine Zeitlang zeitgleich in (meist) bester Eintracht liiert war. 1790 heiraten der Dichter und Charlotte. Regisseur Dominik Graf, durch intelligente Krimis bekannt geworden, inszeniert eine anfangs luftig-leichte Liebesutopie, bei der man schon die nahe Französische Revolution mit ihrer Umwälzung der ständischen Konventionen erahnt. Wie sich dieses idealistische Liebesdreieck im Lauf der Jahre ebenso wandelt wie die Hoffnung auf die befreiende Kraft der Revolution – das erzählt Graf mittels bezaubernder Begegnungen, in denen diese „liaisons dangereuses“ gar nicht „plüschig“ und stattdessen ungemein authentisch wirken. Der rote Faden dieses Melodrams ist aber die Sprache. In codierten Briefen debattieren die drei über ihr Gefühlschaos, und das Reden über die Liebe hat sich selten so leidenschaftlich und geistreich angehört wie hier. Fürs Kino wurde der ursprünglich 170 Minuten lange Film zwar um eine halbe Stunde gekürzt, doch es wird auch einen TV-Zweiteiler von 190 Minuten Länge geben.

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