Maikammer Überschwemmungsgefahr: St. Martin am stärksten betroffen

St. Martin liegt direkt am Haardtrand. Bei starkem Regen fließt das Wasser aus einer großen Wald- und Weinbergsfläche in den Ort
St. Martin liegt direkt am Haardtrand. Bei starkem Regen fließt das Wasser aus einer großen Wald- und Weinbergsfläche in den Ort.

Um künftig besser gegen Überflutungen und vollgelaufene Keller geschützt zu sein, arbeitet die Verbandsgemeinde Maikammer seit über zwei Jahren an einem Konzept zur Verringerung der Folgen von Hochwasser und Starkregen. Auch die Bürger sind dabei gefragt.

Bei einem sogenannten Starkregen besteht in der Verbandsgemeinde Maikammer in St. Martin die größte Gefahr, dass es Überschwemmungen gibt, in Kirrweiler ist die Gefahr am geringsten. Das berichteten Mitarbeiter des Ingenieurbüros ipr-Consult bei der Vorstellung eines Entwurfs eines Hochwasser- und Starkregenvorsorgekonzepts für die Verbandsgemeinde bei einem Bürgerworkshop am Dienstag in Maikammer.

Das Neustadter Ingenieurbüro wurde Anfang 2021 vom Verbandsgemeinderat mit der Ausarbeitung des Konzepts beauftragt. 90 Prozent der dafür anfallenden Kosten zahlt das Land. Peter Bader, Mitglied des Führungsteams des Ingenieurbüros, erläuterte den etwa 30 Bürgern, die zu dem Workshop gekommen waren, den Unterschied zwischen Hochwasser und Starkregen: Unter Letzterem verstehe man einen „extrem intensiven Niederschlag“ auf einer kleinen Fläche. Problem bei einem Starkregen sei, dass das Wasser nicht schnell genug abfließen kann. Das könne auch dort zu Problemen führen, wo kein Gewässer ist. Starkregen könne Hochwasser verursachen. Doch gebe es auch andere Ursachen für Hochwasser, etwa Dauerregen.

Bader betonte, dass der Schutz vor Wassermassen eine Gemeinschaftsaufgabe von Bund, Land, Gemeinden und Bürgern ist. Hausbesitzer müssten selbst für den Schutz ihres Eigentums sorgen.

Dichte Bebauung

Bei starkem Regen fließe aufgrund der topographischen Lage von St. Martin aus einer relativ großen Wald- und Weinbergfläche Wasser in den Ort, erläuterte Christian Langhauser, Mitarbeiter von ipr-Consult. Zudem sei der Kropsbach in der Ortslage stark eingeengt, das erhöhe die Gefahr von Überschwemmungen. Aufgrund der dichten Bebauung sei eine Vergrößerung des Bachbetts nicht möglich. Die Liste von Vorschlägen, die ipr-Consult zur Verbesserung des Schutzes von St. Martin vor Hochwasser und Starkregen vorgelegt hat, betrifft überwiegend das Gebiet oberhalb der Gemeinde. Retentionsmulden und Aufschüttungen von Wällen im Bereich Wolselquelle, die Renaturierung des Kropsbachs im Bereich Im Stöckelfeld sowie das Anlegen von Flutmulden in diesem Gebiet: Das sind einige der Vorschläge, die dazu beitragen sollen, dass Wasser oberhalb von St. Martin versickern kann.

Im Ort seien keine Verbesserungen möglich, so Langhauser. Ausnahme sei die Ecke Kirch- und Tanzstraße. Hier könne ein Prallblech angebracht oder eine kleine Mauer errichtet werden. Langhauser betonte, es sei wichtig, die Abflussmöglichkeiten im Ort regelmäßig zu pflegen. Das gelte auch für Gräben, Regenüberlaufbecken und alle sonstigen für den Ablauf des Wassers erforderlichen Einrichtungen in der gesamten Verbandsgemeinde. Die Verbandsgemeinde Maikammer sei hier bereits jetzt „relativ vorbildlich“.

Einige Engstellen

Auch in Maikammer fließe Wasser aus den Weinbergen in den Ort, so Langhauser. Im Ort habe das Bachbett von Kropsbach und Alsterweilerbach einige Engstellen. Bürgermeister Karl Schäfer (CDU) erinnerte daran, dass für Maikammer bereits 1985 ein Hochwasserrückhaltekonzept beschlossen worden sei. Insgesamt seien die Rahmenbedingungen in Maikammer gut. Hauptproblem sei der Ortseingang an der Hauptstraße in Alsterweiler. Hier sei ein großes Regenrückhaltebecken vorhanden, doch fließe das Wasser nicht hinein. Das müsse geändert werden. Das gleiche Problem bestehe bei einem Rückhaltebecken in der Gartenstraße.

Quer verlaufende Wälle westlich des Schützenhauses und dezentrale Rückhaltemulden westlich von Hohlweg und Kredenburgstraße nannte Langhauser unter anderem als Verbesserungsmöglichkeiten in Maikammer.

In Kirrweiler gebe es am Kropsbach nur ein oder zwei Stellen, an denen Wasser überlaufen könnte, sagte Langhauser. Doch seien auch in Kirrweiler noch weitere Verbesserungen möglich. Als Beispiele nannte er die Schaffung von Retentionsvolumen entlang des Kropsbachs, die Vergrößerung des Durchlasses an der Stelle, an der der Kropsbach die Hauptstraße quert, und ein Drosselbauwerk am Kropsbach im Bereich der Schlossmauer.

Kompromisslösung gesucht

Diskutiert wurde auch über zwei Staffelbecken, durch die östlich von St. Martin der Kropsbach fließt. Diese sind in den 1980er Jahren zum Hochwasserschutz angelegt worden. Allerdings habe sich gezeigt, dass die Wasserqualität des Bachs sich durch die Aufstauung verschlechtere, erklärte Martin Utech, Leiter des Fachbereichs Bauen der Verbandsgemeindeverwaltung, auf RHEINPFALZ-Anfrage. Außerdem seien die Becken untereinander mit Rohren verbunden, so dass das Gewässer für Fische nicht durchgängig ist. Inzwischen werde hier eine Lösung angestrebt, die sowohl dem Ziel der Durchlässigkeit von Gewässern als auch dem Hochwasserschutz und dem Naturschutz gerecht werde.

Auf die Bedeutung der Wasserflächen – neben den zwei großen Staffelbecken gibt es noch zwei kleinere Becken – wies unter anderem Gundula Berner, Nabu-Vorsitzende und Ratsmitglied in St. Martin, hin. Hier habe sich eine vielfältige Flora und Fauna entwickelt, die nicht zerstört werden dürfe, sagte sie. Auch Maikammers Ortsbürgermeister Karl Schäfer (CDU) erinnerte daran, dass diese Becken angelegt wurden, um die Entwicklung der Natur zu fördern.

Liste noch nicht vollständig

Verbandsbürgermeisterin Gabriele Flach (CDU) betonte, dass die Liste der Vorschläge für alle drei Orte nicht endgültig ist. Über die Anregungen könne diskutiert, weitere Ideen und Möglichkeiten vorgeschlagen werden, bis etwa zum Jahresende. Das Konzept werde fertig ausgearbeitet und dabei eine Prioritätenliste der Maßnahmen erstellt. Anfang kommenden Jahres soll der Verbandsgemeinderat das Konzept beschließen.

Der Entwurf des Hochwasser- und Starkregenvorsorgekonzepts kann auf der Homepage der Verbandsgemeinde nachgelesen werden.

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