Ludwigshafen Wofür es sich zu kämpfen lohnt

In ihrem Film zeigt die Transfrau Samira Fansa die Gesichter hinter den Sonnenbrillen und Vermummungen des „schwarzen Blocks“.
In ihrem Film zeigt die Transfrau Samira Fansa die Gesichter hinter den Sonnenbrillen und Vermummungen des »schwarzen Blocks«.

„Wofür würdest du auf eine radikale Weise einstehen?“ Um diese Frage geht es der 55-jährigen Regisseurin Samira Fansa mit ihrem Film „Deckname Jenny“, den sie in Mannheim vorstellt. Fansa ist eine Transfrau, die 1999 Aufmerksamkeit erregte, als er/sie aus Protest gegen den Kosovo-Einsatz der Bundeswehr einen Farbbeutel auf den damaligen Außenminister Joschka Fischer warf. Anarchie im Cinema Quadrat.

Die Klimakrise, das Absaufen von Flüchtlingen im Mittelmeer oder die Kasernierung der Geretteten in Flüchtlingslagern – das will eine Gruppe junger Leute nicht länger hinnehmen. Die autonome Bewegung im Berliner Untergrund versucht, die Machtverhältnisse zu ändern und schreckt dabei auch nicht vor illegalen Mitteln zurück. „Jenny“ lautet der Kampfname einer jungen Frau in dieser Szene. Als ihr Vater von den militanten Ambitionen erfährt, und sich Sorgen macht, reaktiviert er seine Kontakte zu alten Genossen, mit denen er in den 70er-Jahren als Teil der Bewegung 2. Juni und der Revolutionären Zellen selbst den Kampf gegen „das System“ aufgenommen hatte. Mit seine Filmfiguren verleiht Samira Fansa den Autonomen, Aktivisten und Anarchisten individuelle Gesichter, wo sonst meist vom „Schwarzen Block“ gesprochen wird, der 2017 beim G20-Gipfel in Hamburg in Erscheinung trat. „Die mögen ja alle verschroben sein oder auch nicht, aber ihre Aktionen haben einen Grund: Sie halten die Verhältnisse nicht aus“, sagte sie. „Der ’Schwarze Block’ lässt sich sehr gut kriminalisieren, pathologisieren und entpolitisieren.“ Die Regisseurin, die ihren Vornamen Samir in Samira abwandelt hat, weil sie sich nicht als Mann sieht, sondern mit dem weiblichen Geschlecht identifiziert, trat in Mannheim mit einer Perlenkette über dem schwarzen T-Shirt, in einem Rock und mit Stulpensocken vor die Zuschauer. Mit dem Filmkollektiv Schwarzer Hahn hatte sie bereits die Dokumentation „Verdrängung hat viele Gesichter“ gedreht und verschiedene Kurz- und Essayfilme. Ebenfalls im Kollektiv entstand ihr erster Spielfilm „Deckname Jenny“, in dem sie das soziale Gefüge der autonomen Szene näher betrachten will. Sie blickt hinter die Vermummungen, die dunklen Sonnenbrillen und unter die schwarzen Kapuzen. Autonome sollen nicht mehr „als Monster oder Unmenschen erscheinen, die nur Lust an Randale haben“. Termin „Deckname Jenny“ ist am Freitag, 10. Mai, 20 Uhr, auch bei der Anarchistischen Buchmesse im Mannheimer Jugendkulturzentrum Forum zu sehen.

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