Ludwigshafen Wo ist die große Liebe?

Informationsanalytiker Harald (Markus Schultz) wurde von seiner Frau verlassen, seine beste Freundin Henriette (Jennifer Münch)
Informationsanalytiker Harald (Markus Schultz) wurde von seiner Frau verlassen, seine beste Freundin Henriette (Jennifer Münch) hilft ihm bei der Suche nach seiner Traumfrau.

«Böhl-Iggelheim.»Die Liebe – oder der Mangel an eben dieser – ist schon allein deshalb perfekter Stoff für ein Theaterstück, weil das Thema nie aus der Mode kommt. Dass es dennoch möglich ist, die Irrungen und Wirrungen im zwischenmenschlichen Miteinander überraschend zu inszenieren, bewies das Heidelberger Theater Carnivore am Samstag mit seiner Aufführung „Traumfrau verzweifelt gesucht“ im Kreativhaus h6 in Böhl-Iggelheim.

Ganz so brutal, wie es der Name Carnivore (Fleischfresser) vermuten lässt, verlief der Theaterabend im idyllischen Garten des Kreativhauses nicht. Höchstens der Angriff auf die Lachmuskeln des Publikums könnte als brutal bezeichnet werden. Denn das Ensemble um Regisseur Florian Kaiser hat die von Missverständnissen und Rückschlägen geprägte Suche nach einer passenden Partnerin mit so viel Witz und Situationskomik inszeniert, dass die Zuschauer immer wieder herzhaft auflachen mussten. Im Mittelpunkt des Stücks aus der Feder von Tony Dunham steht der Informationsanalytiker Harald, dargestellt von Markus Schultz, der selbst aus Iggelheim stammt. Während Harald Bilder aus seinem früheren Leben aufhängt, berichtet er dem Publikum freimütig davon, wie seine Frau Julia ihn für einen anderen Mann verlassen hat. All die Menschen auf den Bildern sind nur noch eine Erinnerung. Denn er habe feststellen müssen, dass all die gemeinsamen Freunde eigentlich Julias Freunde gewesen seien, gesteht Harald. Geblieben ist ihm seine beste Freundin Henriette (Jennifer Münch). Mit weiß geschminktem Gesicht, strengem Blick und ständig glimmender Zigarette schreitet sie durch seine Wohnung und schubst ihn mehr oder weniger unsanft zurück ins Leben, indem sie ihm die Hoffnung auf Julias Rückkehr ausredet und ihm zu Kontaktanzeigen rät. Gleich in der ersten Kandidatin Trish, einer überdrehten Amerikanerin, begegnet der zwischen Selbstzweifeln und Selbstüberschätzung schwankende Harald einer gleichermaßen labilen Persönlichkeit. „Ich bin auf der Suche, aber ich weiß nicht wonach“, verrät sie dem Publikum und bringt damit auf den Punkt, was auch die Hauptfigur umtreibt. Denn egal, welche Art von Frau der Verlassene im Laufe des Stücks trifft, es endet immer gleich: Das, was er eben noch geglaubt hat, zu suchen, fühlt sich dann doch nicht richtig an. Weder die engelsgleiche Kamilla aus seiner Fantasie mit ihrer romantischen, opernhaften Vorstellung von Liebe, noch die pragmatische Gaby mit der Verheißung auf zwanglose körperliche Liebe können die Leere in seinem Leben ausfüllen. Obwohl die allesamt von Jennifer Münch dargestellten Damen sich rein äußerlich nur durch jeweils andere Perücken und Kleidungsstücke unterscheiden, verleiht die Schauspielerin einer jeden überspitzt einen völlig anderen Charakter. Im Zusammenspiel jonglieren Markus Schultz und Jennifer Münch herrlich komisch mit Klischees und werfen sich gekonnt die Bälle zu. Dabei zeigen sie viel Körpereinsatz sowie jede Menge Wortwitz – sei es bei einer ruckeligen Fahrt in der U-Bahn oder einer erotischen Einlage an der Stange. Und mit dem Auftritt des „italiänischen Schattens“ (Horst H. Walther) kommt noch eine kleine Prise Absurdität hinzu. Dass Regisseur Florian Kaiser mit dieser Mischung genau richtig liegt, zeigte auch die Reaktion des Publikums im Kreativhaus. Den rund 80 Zuschauern gefiel die Komödie der Wanderbühne äußert gut, es gab lang anhaltenden Applaus.

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