Ludwigshafen Vorhang auf für den Nachwuchs

Die neuen Stücke, für die interessierte Laiendarsteller im Alter zwischen 16 und 21 Jahren vorsprechen können, werden sich um mediale Lebenswirklichkeiten wie Facebook oder Twitter drehen, wie Gabriele Twardawa erzählt. Weitere Castings für Kinder und Jugendliche mit Lust am Schauspiel sollen demnächst folgen. Der 16-jährige Meran Khan steht beim Workshop-Casting des Jugendtheaters am letzten Samstag zum ersten Mal auf der Bühne. „Ich bin ein offener Mensch und präsentiere mich gerne. Beim Theaterspielen gefällt mir, dass ich mich einmal anders zeigen kann, als ich wirklich bin“, erklärt der Dannstädter. Er wolle bei den gestellten Aufgaben während des Castings auch seine eigenen Ideen einbringen. Dazu hat Meran einen ganzen Nachmittag lang im Ludwigshafener Bürgerhof auch alle Gelegenheit. Denn nach einer Atemübung geht es auch schon direkt mit verschiedenen Mimik- und Ausdrucksspielen los. Den Schüchternen spielt Meran mit geduckter Haltung und Fingern vor dem Mund, den Wütenden stellt er dagegen mit kräftigem Füßestampfen und lautem Geschrei dar. Anschließend müssen die fünf Teilnehmer in Zweierpärchen kleine Szenen vorspielen. Die Herausforderung: Drei Begriffe zu Ort, Personen und Thema müssen eingebaut werden. Durch Kombinationen aus Kirche, Nonne und Prostituierte sowie Apfelkuchen entstehen witzige Situationen, die von den Theaterbegeisterten verlangen, sich spontan in die unterschiedlichen Rollen einzufühlen. Genauso bei den anschließenden Aufgaben, in denen die Jugendlichen Szenen aus der medialen Lebenswirklichkeit mit „Selfies“, Facebook und Youtube vorspielen sollen. „Bei unseren Stücken geht es immer um Themen aus dem Leben der Jugendlichen. Sie können die Rollen so spielen, wie sie es selbst in ihrem Alltag wahrnehmen“, erläutert Gabriele Twardawa. Die freischaffende Regisseurin entwickelte im Jahr 2004 gemeinsam mit der Ludwigshafener Straßensozialarbeiterin Anuschka Hinz das Theaterprojekt für sozial benachteiligte Jugendliche. Im Jahr 2009 entstand daraus das AdRem-Jugendtheater. Twardawa möchte den Jugendlichen die Möglichkeit geben, Wertschätzung zu erfahren, Begabungen zu entfalten und sie für das Schauspiel zu begeistern. Im Laufe der Jahre führten die theaterbegeisterten Jugendlichen einige Stücke vor – unter anderem auch klassische Literatur wie „Bürgen schafft“ frei nach Friedrich Schiller. Und seit diesem Jahr hat die Theatergruppe im Bürgerhof auch einen eigenen Raum mit technischen Geräten bekommen, der von der Vinci-Stiftung finanziert wird. Nach rund zwei Stunden geht das Casting langsam zu Ende. Die Regisseurin ist vom Talent der Teilnehmer beeindruckt: „Die Jugendlichen haben das toll gemacht. Es ist schön zu sehen, was sie in kurzer Zeit ohne jegliche Vorbereitungen leisten können.“ Auch Meran hat es Spaß gemacht: „Ich hoffe, dass ich dabei bleiben und auch zukünftig meine Schauspielfähigkeiten verbessern kann.“

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