Ludwigshafen Visionäres und flinke Fingerwischerei

Ottmar Hörls „Naturschauspiel“, Fingermalerei von 2017.
Ottmar Hörls »Naturschauspiel«, Fingermalerei von 2017.

Wenn Galerien „Künstler der Galerie“ ankündigen, ist das oft eine sterbenslangweilige Angelegenheit. Dass es auch anders geht, zeigt Peter Zimmermann. Bei Friedrich W. Kasten sorgt Ottmar Hörl mit rattenscharfer Fingermalerei für Furore, und Grandel zeigt leider immer noch nur an Samstagen Arbeiten aus dem Nachlass des 1998 verstorbenen Phantasten Axel Arndt.

Wer es trotzdem zu einer Samstagsöffnung in die Mannheimer S-Quadrate schafft, wird von den unerwartet abstrakten Seiten des durch vieldeutig-visionäre Stadtlandschaften bekannt gewordenen Malers, Zeichners und Bildhauers überrascht sein. Wie ein Wiesel wetzt Axel Arndt zwischen abstrakt und figurativ hin und her. Das macht die beiden Seiten des Künstlers bedenkende Auswahl interessant. Man entdeckt eine still konzentrierte Parallelstraße, die dem Kenner allen Respekt abfordert. Am schönsten, aber das ist Geschmackssache, sind die kleinen, mit losgelöstem Gekritzel gefüllten Blätter. Obwohl es „nur“ einen handverlesenen Querschnitt durch das Galerieprogramm gibt, lohnt der Abstecher zu Zimmermann in die Oststadt allemal. Allein schon wegen einer auf 1968/69 datierten Holz-Plexiglas-Arbeit von Klaus Staudt, die jeder Sammlung zur Ehre gereicht. Das ganz erstaunlich gut erhaltene Frühwerk ist nicht gerade für einen Appel und ein Ei zu haben, aber bekanntlich kann auch bloßes Hingucken erhebliche Freude bereiten. Dürers Hase, Luther, Karl Marx oder Richard Wagners Hund im Gartenzwergformat oder größer – Mit dem unendlich vermehrbaren bunten Plastikfiguren des inzwischen emeritierten Kunstprofessors Ottmar Hörl ist die Galerie Kasten stets auf der sicheren Seite. Jetzt – Überraschung! - malt Hörl auch noch. Mit seinen zehn Fingern. Das hat er in seinem Künstlerleben bisher nicht getan, aber wie er es tut, hat mit ordentlichem Malen nichts zu tun, passt aber haarscharf in seine fintenreiche Kunstpraxis. Wobei zu fragen ist, was denn ordentliche Malerei eigentlich sei. Schließlich haben auch Kollegen wie Soutter, Baselitz oder Arnulf Rainer lustvoll wischend und schmierend die Finger betätigt. „Blutrausch“ und „Naturschauspiel“ heißen die beiden 2017 stammenden Zyklen, in der (was sonst) die „Natur“-Bilder grün, die „Blut“-Bilder rot sind. Jedenfalls meistenteils. Beidhändig wird die Leinwand mit einem System von übereinandergelegten Schlingen und Schlieren überzogen. Das muss sehr schnell vonstatten gehen, anders als Ölfarbe trocknet Acryl schnell. Gummihandschuhe schützen die Künstlerhand. Womit mit einem Nichts an Aufwand ein Maximum an Wirkung erzeugt wird: Typisch Hörl. Der sieht seine Arbeit bildhauerisch, was ja auch stimmt. Die räumliche Tiefenwirkung der Bilder ist nicht von der Hand zu weisen. Öffnungszeiten —Galerie Grandel in Mannheim, S4, 23, bis 10. März, Samstag 10-16 Uhr sowie nach Vereinbarung. —Galerie Peter Zimmermann in Mannheim, Leibnizstraße 20, bis 10. März, Dienstag bis Freitag 12.30-18 Uhr, Samstag 11-14 Uhr. —Galerie Kasten in Mannheim, Werderstraße 18, bis 14. April, Donnerstag und Freitag 14-19 Uhr, Samstag 12-15 Uhr.

Zu sehen in der Galerie Grandel: „Alphaville“ von Axel Arndt, Aquatinta aus dem Jahre 1972.
Zu sehen in der Galerie Grandel: »Alphaville« von Axel Arndt, Aquatinta aus dem Jahre 1972.
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