Ludwigshafen Vier-Gänge-Festschmaus zum Jubiläum
Zum 20-jährigen Bestehen der Suppenküche in der Apostelkirche im Hemshof hat die Besucher gestern eine richtige Festtafel erwartet: Schüler der Berufsschule haben für die Bedürftigen ein Vier-Gänge-Menü gekocht und serviert.
Kerzen brennen auf den gedeckten Tischen im Gemeindehaus der Apostelkirche, gelbe Narzissen blühen. Auf dem großen Büffet dampft die Spargelsuppe, daneben stehen große Platten mit Spargelröllchen, Tomaten-Mozarella und Melone mit Schinken. Hinter den langen Tischen warten 14 angehende Köche, eindrucksvoll in weißer Kleidung und mit hoher Kochmütze. Zwei Tage lang haben die Azubis der BBS-Kochklasse KO 12 C das Mittagessen für die ständigen Besucher der Suppenküche vorbereitet. „Wir haben Schweine- und Rinderbraten, dazu Kartoffelknödel und –gratin, zum Dessert außerdem Obstsalat, Mousse und eine Rhabarber-Biskuit-Rolle“, zählt Kochschüler Dennis auf. Seit Februar haben die Schüler den Tag geplant, sich um die Menüzusammenstellung gekümmert, aber auch Spenden für die Lebensmittel eingeworben, erzählt sein Kollege Michael. An schön gedeckten Tischen gemeinsam zu essen und sogar noch bedient zu werden – das genießen die über 80 Gäste sichtlich. Schon vor dem offiziellen Beginn ist der Bertha-Steinbrenner-Saal gut gefüllt, schnell bildet sich eine lange Schlange vor dem Büffet. Die Besucher der Suppenküche kommen aus allen Altersgruppen, sogar Kinder gehören dazu. So wie Soniza. Die Achtjährige aus dem Hemshof kommt regelmäßig mit Opa und kleiner Schwester in die Suppenküche. „Die Suppe ist hier immer so lecker“, schwärmt sie. Das komplette Menü scheint ihr aber auch gut zu schmecken, denn sie holt sich schon zum zweiten Mal vom Nachtisch. Mama und Papa kommen nicht mit hierher, erzählt sie. Doch werden sie offensichtlich mit versorgt, denn der Großvater holt zwei große Plastikbehälter und füllt sie - den einen mit Braten, Kartoffeln und Gemüse, den anderen mit Obstsalat. Einmal in der Woche kommt Oskar in die Suppenküche. „Es gibt viel Armut in Deutschland. Da ist so eine Einrichtung wichtig und richtig“, sagt der Ludwigshafener. Die vier jungen Männer um die 20 einen Tisch weiter sind jeden Tag zu Gast im Bertha-Steinbrenner-Saal. Die Verständigung ist schwierig, sie sprechen kaum Deutsch, doch erzählen sie mit Händen und Füßen, dass sie aus Ägypten kommen und schon seit sechs und acht Monaten in Ludwigshafen leben. „Essen und auch die Getränke sind hier sehr gut“, versichern sie. „Alles gut“, lautet der knappe Kommentar eines Besuchers, der offensichtlich kein Interesse an einem ausführlicheren Gespräch hat. Für die Schüler sei es „eine gute Erfahrung“ gewesen, wie die angehenden Restaurantfachkräfte Grese und Daniel berichten, die mit ihrer Klasse die Dekoration, das Eindecken und den Service übernommen haben. „Es ist schön, den Leuten etwas Gutes zu tun“, sagt Daniel. Die Kooperation zwischen der BBS Technik II und der Suppenküche findet bereits zum achten Mal statt. „Für die Schüler ist es ein ganzheitliches Projekt und ein außerschulisches Lernfeld mit großen Erfahrungen, die weit über das hinausreichen, was der Berufsalltag sonst mit sich bringt“, sagt Dekanin Barbara Kohlstruck. Das Engagement der Kirche in der Suppenküche sei auch nach 20 Jahren immer noch notwendig, denn man könne vor der Armut in der Stadt nicht die Augen verschließen. „Armut heißt nicht nur, dass Menschen nichts zu essen haben. Armut ist eine nicht mögliche Teilhabe an der Gesellschaft“, betont die Dekanin. Wer kein Geld habe, sei nicht in die Gesellschaft integriert. Das Thema Armut in der Stadt stand auch am Nachmittag auf dem Programm. In einem Podiumsgespräch diskutierten darüber der Landespfarrer für Diakonie, Albrecht Bähr, Kohlstruck und die sozialpolitischen Sprecher der Ratsfraktionen.