Ludwigshafen Stille Kunst zum Jahresende

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Fast meint man, bei Arthea am Rosengarten, Zimmermann und Keller hätten sich die Galeristen dazu verabredet, das Jahr mit eher stiller Kunst ausklingen zu lassen. Natürlich ist das alles nur Zufall und keine bewusst eingefädelte Parallelaktion. Aber spannend bleibt die Begegnung mit dem Bildhauer Thomas Reifferscheid und den Malern Bruno Kurz, Peter Lang, Frank Gerritz und Manfred Holtfrerich doch.

Wenn Thomas Reifferscheid den Granit aus Australien oder den Gabbro aus Schweden bearbeitet, entstehen Wunder an Fragilität. „Schneide“, „Fragile“ oder „Schwebend“ sind sprechende Titel für raffiniert aus dem Stein geholte Schalenformen und hoch in den Raum schießende Inventionen, die ihre Herkunft von Stele und Säule nicht verleugnen. Man wundert sich, wie diese mit raffinierten Biegungen und Torsionen spielenden Dinger überhaupt stehen bleiben, denn Sockel sind nicht vorgesehen. Selbst die an archaische Torsi erinnernden „Amphoren“ mahnen die mögliche Zerbrechlichkeit an. Mit der Malerei von Bruno Kurz ist das eine etwas andere Sache. Seine skrupulös horizontal geschichteten Farblandschaften auf Metall simulieren arktische Winter, bringen Gletscherströme zum Leuchten, bedenken „Farblicht“ und „Nebel“, so seine sehr poetischen Bildtitel), und verführen zum hoch emotionalen Fantasieren, ja: seligem Abhängen. Da bleiben die Leute auch außerhalb der Öffnungszeiten gerne einmal vor den erleuchteten Fenstern der Galerie Arthea am Rosengarten stehen. In Peter Lang bei Keller treffen wir auf einen nicht gar so weit entfernten Verwandten von Bruno Kurz. Der mit einem mobilen Atelier, namens PRC („Peters Reise Container“) durch entlegene Weltgegenden tourende Bayer liebt es riesengroß, dafür ist in Ursula Kellers Galerieräumen kein Platz. Aber auch im handlicheren Zimmerformat überzeugen Langs gemalte Mitbringsel von monatelangen Malreisen nach Island und Patagonien. Wieder wird die Landschaft in horizontale Streifen zerlegt, die mit in Farbe getauchte Maurerschnüren auf die Leinwand geschlagen werden, eine wahnsinnige Konzentrationsübung. In voller Größe konnte man Langs Breitwandwerke 2011 im Wilhelm-Hack-Museum bewundern. Um Konzentration geht es auch bei den minimalistischen Monochromien von Frank Gerritz, die bei Zimmermann zu sehen sind. Großformatige Aluminiumplatten werden hier so lange mit Paintstick bearbeitet, bis geschlossene Oberflächen entstehen. Das ist optisch irreführend, denn die zunächst abweisenden Flächen reagieren auf das wechselnde Licht im Raum, funktionieren wie blinde Spiegel. Was man darin sieht (oder sehen kann) lassen die auf spektakuläre Weise gleichzeitig verschlossenen und offenen Bilder großzügig offen. Jahreszeitlich betrachtet ist Manfred Holtfrerich spät dran. Er malt Blätter, pro Bild ein Blatt und im Maßstab eins zu eins. Ausgestellt sind Beispiele aus einer Aquarellserie vom Frühjahr 2013. Wie Broschen sitzen sie auf dem Büttenpapier, sind penibel durchnummeriert und ohne jeden Hinweis auf die Baumart, zu der sie gehören. Natur oder Kunst? Gemalte Konzeptkunst? „Wenn es fertig ist, dann ist es einfach da. Dann ist es ein Blatt“, hören wir Holtfrerich sagen. Ein Schelm, wer dabei Böses denkt. Öffnungszeiten —Galerie Arthea am Rosengarten in Mannheim, bis 20. Dezember. Geöffnet Dienstag, Donnerstag und Freitag von 14 bis 18.30 Uhr, Samstag von 12 bis 16 Uhr. —Galerie Keller in Mannheim, Rheindammstraße 50, bis 30. Dezember. Geöffnet Donnerstag und Freitag von 14 bis 18 Uhr, Samstag von 12 bis 16 Uhr. —Galerie Peter Zimmermann in Mannheim, Leibnizstraße 20, bis 23. Dezember. Geöffnet Dienstag bis Freitag von 12 bis 18 Uhr, Samstag von 11 bis 14 Uhr.

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