Ludwigshafen Solisten gehört der Schluss

Zwei berühmte geistliche Werke aus Italien, das „Miserere“ von Gregorio Allegri und das „Stabat Mater“ von Giovanni Battista Pergolesi, bildeten den Rahmen eines Konzerts des Mannheimer Kammerchors in der Christuskirche. Dazwischen standen Passionsmotetten der Barockzeit von Johann Sebastian Bach und aus seinem Umkreis auf dem Programm.

Unter der Leitung von Johannes Michel bereiteten der Kammerchor, die beiden Solisten Sabine Goetz und Franz Vitzthum sowie das begleitende Capricornus Ensemble Basel den Werken geradezu exemplarische Aufführungen. Das „Miserere“, die Vertonung des 51. Psalms, von Gregorio Allegri gehörte zur Karfreitagsliturgie der Päpste und sollte auch innerhalb der Sixtinischen Kapelle bleiben. Es war Wolfgang Amadeus Mozart, der dafür sorgte, dass das Stück auch außerhalb der päpstlichen Mauern aufgeführt werden konnte. Als Zwölfjähriger hörte er es in Rom und schrieb den ganzen neunstimmigen Satz aus dem Gedächtnis in Noten nieder. Der Mannheimer Kammerchor gestaltete das „Miserere“ höchst eindringlich in seiner dunklen Pracht. Johannes Michel ließ den Klang strömen, sorgte für den adäquaten ruhigen, von großem Atem getragenen Ablauf. Der Chor sang homogen, in allen Stimmen und allen Lagen gut austariert. Einige schwierige, für normale Chorsängerinnen zu hohe Stellen steuerte sicher die Solistin des Abends, Sabine Goetz, bei. Johann Philipp Kirnbergers Motette „An den Flüssen Babylons“ zeigt schon Einflüsse des empfindsamen Stils in ihrer ausgeprägten Expressivität und Emotionalität. Die ausgefeilten dynamischen Abstufungen wurden vom Dirigenten präzise herausgearbeitet und vom Chor einprägsam umgesetzt. Zu loben auch die Sicherheit, mit der die polyphonen Verstrickungen bewältigt wurden. Kurz, aber schwierig, weil achtstimmig im Satz, ist die Motette „Lieber Herr Gott, wecke uns auf“ von Johann Christoph Bach, dem Onkel von Johann Sebastian. Intonationssicher und satt im Klang sang der Kammerchor das Stück. Zwei Raritäten hatte Michel noch ausgesucht, zwei Apokryphen von Johann Sebastian Bach, bei denen nicht klar ist, wie hoch sein Anteil an der Komposition ist. In der Tat sind „Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn“ und „Christus der uns selig macht“ keine solchen Meisterwerke wie Bachs große Motetten. Eindrucksvoll gesungen wurden sie gleichwohl. In der Dramaturgie von Chorkonzerten bestreitet der Chor normalerweise den Hauptteil und den Schluss, auch wenn am Anfang vielleicht ein Solo- oder Instrumentalstück steht. Hier war es einmal umgekehrt. Im letzten Teil des Konzerts durfte sich der Chor ausruhen, am Werk waren die Solisten beim Stabat Mater von Giovanni Pergolesi. Die Vertonung des Klagegesangs der Muttergottes für ihren Sohn am Kreuz ist das letzte Werk des 1736 jung verstorbenen Komponisten, gesetzt als Folge von Arien und Duetten für Sopran, Alt und Streicher. In der Aufführung in der Christuskirche war der Altpart einer Männerstimme anvertraut. Beide Solisten sind Spezialisten für Alte Musik. Die Sopranistin Sabine Goetz und der Altus Franz Vitzthum arbeiten ständig mit einschlägigen Ensembles in ganz Europa zusammen. Beide sangen sehr stilgerecht und allezeit tonsicher. Mit dem Capricornus Ensemble Basel musizierte ein stilistisch hochkompetentes Instrumentalensemble.

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