Ludwigshafen „Mit Leib und Seele Frau sein“

Sinnbild der verlockenden Weiblichkeit ist die Rolle der Buhlschaft in Hugo von Hofmannsthals Klassiker „Jedermann – Das Spiel vom Sterben des reichen Mannes“. In Salzburg wird das Stück alljährlich in der Innenstadt aufgeführt, am 26. Juli kann man den „Jedermann“ nun auch in Limburgerhof erleben, ebenfalls unter freiem Himmel und mit Christine Neubauer als Buhlschaft. Ein Gespräch mit der populären Fernsehschauspielerin vorab.

Frau Neubauer, das Publikum kennt sie vor allem aus Film und Fernsehen. Ist Theater für Sie eher Hobby?

Nein, das ist mein Beruf. Ich bin ausgebildete Schauspielerin und habe am Theater begonnen. Das Theater hat mich mein ganzes Leben begleitet. Deswegen kehre ich immer auf die Bühne zurück - auch wenn ich in den letzten Jahren viel für das Fernsehen gearbeitet habe. Was macht mehr Spaß? Bühne oder Film? Beides! (lacht) Ich liebe die Abwechslung. Es ist doch wunderbar, wenn man seinen Beruf von verschiedenen Seiten angehen kann. Sie spielen die Buhlschaft bei der Jedermann-Aufführung in Limburgerhof. Ist die Buhlschaft für Sie und ihr Image eine Paraderolle? Ich wähle meine Rollen nicht nach Image, sondern nach dem, was mich als Schauspielerin reizt. Aber die Buhlschaft ist eine Paraderolle der Weiblichkeit, das ist etwas, das mich an dieser Rolle schon immer fasziniert hat. Sie gelten aber auch als ganz besonders weiblich und für sie wurde der Begriff „Vollweib“ geprägt? Na deshalb wurde ich wohl so besetzt. Was bedeutet denn „Vollweib“? Der Begriff entstand bei einem Film, den ich einmal drehte. Der hieß „Vollweib sucht Halbtagsmann“. Ich habe das dann aufgegriffen für die Titel einiger Bücher, die ich geschrieben habe, von Vollweib-Diät bis Vollweib-Training. Für mich bedeutet Vollweib, mit Leib und Seele gerne Frau sein. Im Jedermann sind die Charaktere ja Metaphern für Figuren aus unserem Leben. Da steht die Buhlschaft stellvertretend für die Weiblichkeit. Die Buhlschaft ist eigentlich keine umfangreiche Rolle – oder? Es ist die kleinste Rolle mit der größten Aufmerksamkeit. Und mit wenig Text? (Lacht) Ja, aber das ist nicht der Grund, warum ich die Rolle gerne annehme. Die Aufführung wird ein Rausch von Bildern sein, der für das Leben Jedermanns steht. Aber das ist nicht nur Spektakel, die Zuschauer werden davon berührt. Denn irgendwann steht ja jeder von uns an dem Punkt, wo man sein Leben betrachtet und Bilanz zieht. Da bekommt so mancher Gänsehaut. Die Buhlschaft kommt im Stück nicht gut weg. Schließlich hält sie Jedermann von einem tugendhaften Leben ab? Die Buhlschaft steht für einen Typ Frau, der um Anerkennung und Annehmlichkeiten durch Männer buhlt, aber wenn es darauf ankommt sich abwendet. Da ist die Frau dieses Stücks kein Sonderfall, solche Menschen gibt es, und Jedermann erlebt das. Es ist meine Aufgabe, diesen Frauentyp darzustellen. Sie haben den „Jedermann“ in den vergangenen Jahren bereits in München und Berlin gespielt, jetzt gibt es eine neue Inszenierung des Regisseurs Helmuth Vitzthum, die auch in Limburgerhof zu sehen ist. Wie ist Ihr Eindruck von der neuen Inszenierung? Es ist eine jüngere, realistischere Darstellung mit allen Figuren, die Hugo von Hofmannsthal für sein Stück geschrieben hat. Der Charakter des Stücks, das volle pralle Menschenleben, welches das Stück ausmacht, bleibt erhalten. Es gibt sehr starke Bilder, das liebe ich. Starke Bilder kommen einer Freiluft-Aufführung entgegen. Genau. Es wird opulente und sinnliche Bilder geben, die das Publikum ansprechen und die Fantasie anregen. Sinnenfreude ist ein schönes Stichwort für die Pfalz: Kennen Sie die Region schon? Ich war zwar schon einmal hier, sogar in Limburgerhof, aber leider hatte ich bisher keine Zeit, die Region näher kennenzulernen. Aufgrund meines engen Terminplans wird das auch diesmal so sein. Aber ich denke, für ein Glas Pfälzer Wein nach der Aufführung reicht die Zeit sicherlich.

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