Ludwigshafen Mann der tausend Stimmen

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Ein Stimmenimitator kommt nie allein. Andreas Müller brachte neben vielen Prominenten ein ganzes Arsenal an Musikinstrumenten mit auf die Bühne, dazu Fotos, Filmchen und reichlich Humor. Der Komiker, der in allererster Linie aus dem Radio bekannt ist, gastierte im Theater im Pfalzbau in Ludwigshafen.

Müller, im Hauptberuf SWR3-Comedychef, wünschte zur Begrüßung gleich mal einen „tuten Gag“ und freute sich, im „schunderwönen Balzpfau“ auftreten zu dürfen. In hohem Tempo, das dem Publikum nicht eben wenig Aufmerksamkeit abverlangte, sprach er mit vertauschten Buchstaben oder, wie er es ausdrückte, „tervauschten Stachbuben“. Eine reine Vorsichtsmaßnahme sei das, um von Geheimdiensten nicht ausgespäht werden zu können. Wir befinden uns nämlich im „Leaking Age“, dem Zeitalter der Enthüllungen. NSA-Whistleblower Edward Snowden und WikiLeaks-Initiator Julian Assange sind zwei der zahlreichen Gewährsleute, die Müller im Laufe des Abends anführt. „Irgendwann kommt alles raus“, ist er sich sicher, „jetzt ist ja sogar Uli Hoeneß rausgekommen“. Am 29. Februar aus der JVA Landsberg. „Er hatte Glück, dass wir ein Schaltjahr haben. Sonst hätte er noch mal vier Jahre warten müssen.“ Der Baden-Badener begibt sich selbst unter die Whistleblower, wenn er die Macht, die in Angela Merkels Raute liegt, aufdeckt oder verrät, wie Rapper Cro unter seiner Pandamaske aussieht. Auch ein Röntgenbild Reiner Calmunds wird präsentiert, das ein schmächtiges Knochengerüst in einem übermächtigen Körper zeigt. „Das ist ja der Körper eines Dünnen, der in einem Dicken wohnt“, wundert sich Calli. Jeden Tag werden 800 Millionen Menschen auf diesem Planeten nicht satt, weiß der schwergewichtige Fußballfunktionär, „und ich bin einer von ihnen.“ In Fernseh- und Hörfunkausschnitten und in Form seiner gekonnten Stimmenparodien holt Müller eine Menge Prominenter auf die Bühne. Aktive Fußballer wie Philipp Lahm oder Lukas Podolski treffen da auf ehemalige wie Franz Beckenbauer oder Lothar Matthäus. In der Politik begegnen sich Volker Beck und Winfried Kretschmann, Wladimir Putin und Barack Obama, Angela Merkel und Sigmar Gabriel. Die letzten drei Päpste treten auf, dazu Udo Lindenberg, Boris Becker und Til Schweiger. Den Ex-VW-Vorstand Martin Winterkorn macht er zum „Doppelkorn“. Den populistischen US-Präsidentschaftsanwärter Donald Trump, den die FAZ seiner Herkunft wegen kürzlich als „Knallkopf of Kallstadt“ vorstellte, lässt er „Ich bin de Trump vun de Palz“ intonieren. Den bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer schickt er anlässlich der Flüchtlingswelle mit einer Variation von Stefan Raabs „Maschendrahtzaun“ auf die Bühne. Die atemlose Show des 49-jährigen Komikers erfordert Konzentration und eine rasche Auffassungsgabe. Mehr als zwei Stunden lang lässt Müller eine solche Fülle an Späßen, Pointen und Parodien auf sein Publikum los, dass ein paar Gags, die ins Leere laufen, kein Problem sind.

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