Ludwigshafen Grüne auf dem Vormarsch

Für die Grünen war der Sonntag vor allem mit Blick auf die Ortsbeiratswahlen eine Erfolgsgeschichte – in neun Stadtbezirken sind sie angetreten, in fünf davon erstmals. In vier haben sie jeweils ein zweistelliges Resultat eingefahren, das beste mit 22,4 Prozent in Ruchheim. Zurückzuführen ist dieser extrem hohe Zuspruch auf den „Lekkerland-Effekt“. Seit Monaten macht die Bürgerinitiative „Lebenswertes Ruchheim“ mobil gegen die Ansiedlung neuer Gewerbegebiete am Ortsrand. Deren Sprecherin Jutta Kreiselmaier-Schricker ist als Speerspitze des Protests für die Grünen bei der Ortsvorsteherwahl angetreten und hat mit ihrem Stimmenanteil von 21,7 Prozent dafür gesorgt, dass Amtsinhaberin Heike Scharfenberger (SPD) die absolute Mehrheit verpasste. „Das ist eine ganz klare Positionierung gegen die Gewerbegebiete“, sagt Hans-Uwe Daumann zu den Ruchheimer Zahlen. Der 55-Jährige führt die auf fünf Sitze gewachsene Fraktion im neuen Stadtrat an. Aber auch in Mundenheim (12,4), Oggersheim (11,9), Maudach (10,9) und Oppau (7,6) kamen die Grünen aus dem Stand auf respektable Resultate. Bis zu 5,3 Prozentpunkte (Süd) legten sie in anderen Bezirken zu. Daumann führt den grünen Vormarsch auf drei Faktoren zurück: Seit 2009 habe sich die Mitgliederzahl auf 90 verdoppelt, was dem Wahlkampf einen Schub gegeben habe. Vor Ort habe man – wie in Ruchheim – auf die richtigen Themen gesetzt. Außerdem sei die Partei in die Mitte der Gesellschaft gerückt: „Wir sind nicht mehr die Müsli-Wollpullover-Fraktion.“ Dem widerspricht auch SPD-Parteichef Wolfgang van Vliet nicht. „Das ist kein bunter Haufen mehr wie früher, sondern in weiten Teilen eine seriöse Partei, die nicht grundsätzlich gegen alles ist.“ Entgegen dem Landestrend war dem 56-Jährigen zufolge das SPD-Abschneiden in Ludwigshafen, weshalb er von einem Erfolg spricht. Im Stadtrat habe sich seine Partei vor der CDU behauptet und in vier Stadtbezirken zugelegt. „Herausragend“ sei das Ergebnis in Rheingönheim, wo die SPD mit der jungen Ortsvorsteherkandidatin Julia May um fast zehn Prozentpunkte zugelegt hat. Stark sei auch das Abschneiden in Friesenheim (+3,9). Leichtere Zuwächse gab es in Süd (+2,8) und in der Gartenstadt (+1,8). In sechs Bezirken büßten die Genossen Stimmen ein: am deutlichsten in Ruchheim mit satten 10,6 Prozentpunkten, was van Vliet dem „Lekkerland-Effekt“ zuschreibt. Dennoch sei man auch hier wie in Oppau/Edigheim/Pfingstweide (-4,7), Nord (-2,1) und Mundenheim (-1,8) stärkste Kraft geblieben. In Oggersheim (-0,4) habe Barbara Baur sehr gute Chancen bei der Stichwahl. In Maudach (-1,5) habe Ortsvorsteherkandidat Hans-Jürgen Bott alles gegeben, sei aber am Amtsbonus der Titelverteidigerin gescheitert. Licht und Schatten gab’s auch bei der CDU, die in je fünf Bezirken Gewinne und Verluste verzeichnete. Der „Lekkerland-Effekt“ hat in Ruchheim (-8,5) auch auf die Union abgefärbt. Seltsame Blüten treibt dort das neue Auszählverfahren, das beispielsweise SPD und FDP zusammen 48,2 Prozent der Stimmen und vier Sitze, CDU und Grünen mit gemeinsam 51,8 Prozent aber nur drei Mandate beschert. „Das kann nicht sein“, klagt CDU-Chef Ernst Merkel. „Das ist der Hammer“, meint auch Grünen-Spitzenkandidat Daumann. Bluten musste die CDU zudem in Friesenheim (-7,4), wo sie aber vor der SPD bleibt, sowie in Rheingönheim (+1,2), wo die SPD mit drei Sitzen überraschend gleichgezogen ist, wie Merkel bedauert. In Mundenheim (+6,9) legte die Union kräftig zu, konnte die absolute Mehrheit der SPD aber nicht verhindern. Dies gelang ihr hingegen in Oppau (+5,2). „Das sind zwei sehr beachtliche Ergebnisse. Hier haben wir die Basis für einen Wechsel in fünf Jahren geschaffen“, sagt der Parteivorsitzende. Das Heimspiel von Ortsvorsteherkandidat Thomas Schell hat der FDP in Rheingönheim mit 12,5 Prozent (+3,9) ihr Top-Resultat beschert. Die Liberalen sitzen in sieben Ortsbeiräten. Die FWG ist in drei Räten vertreten. Traditionell stark sind die Freien Wähler in Friesenheim, der Heimat ihres Spitzenkandidaten Rainer Metz, wo sie mit 12,4 Prozent (+1,5) vor Grünen und FDP rangieren. Zugewinne gab’s auch in der Gartenstadt (+5,2) und Oppau (+4,5). Je einen Sitz hat Die Linke in Süd und Nord. Die AfD ist in keinem Ortsbeirat vertreten, weil sie auf Kandidaturen verzichtet hat. Das könnte sich 2019 ändern.

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