Ludwigshafen Giftmüllhalde abgedichtet

An der Verbindungsstraße zwischen der Gartenstadt und Maudach ragt nun ein kleiner Hügel ein paar Meter in die Höhe. Über 120.000 Kubikmeter Erdreich sind bewegt worden. Ein grauer Metallzaun soll verhindern, dass Passanten auf der Deponie herumlaufen. Frisch gesäter Rasen begrünt das Gelände. Die Halme, die schon gewachsen sind, beugen sich dem Wind. Ein Bild mit Symbolkraft. Die hochgiftigen Industrieabfälle, die dort in den 1950er- und 60er-Jahren legal vergraben wurden, hätten eigentlich ausgebaggert und entsorgt werden müssen. Doch das hätte bis zu 130 Millionen Euro gekostet. Jahrelang wurde diskutiert. Dann entschied sich der Stadtrat für die mit knapp fünf Millionen Euro günstigste Variante und beugte sich den finanziellen Problemen. „Die einzig machbare Lösung war die Abdeckung der Deponie“, sagte Umweltdezernent Klaus Dillinger (CDU) gestern zum Abschluss der Sanierung des Ex-Metro-Geländes. In den vergangenen Monaten ist eine nur 2,5 Millimeter dicke Folie aus Spezialkunststoff über das Gelände gezogen worden. Die Folie soll verhindern, dass Regen Giftstoffe aus dem Boden auswäscht. Das Material ist extrem reißfest und erfüllt alle einschlägigen Vorgaben von Aufsichtsbehörden. Unter und über der Folie sind Bahnen mit Filtervlies angebracht worden. Darüber wurde tonnenweise Erde gekippt. Das ausgesäte Gras soll verhindern, dass das Erdreich weggeschwemmt wird. Das Verfahren ist anerkannt und wird auch bei stillgelegten Mülldeponien angewandt. „Wir haben bei der Logistik und auch den Kosten eine Punktlandung hingelegt“, sagt Roger Herzhauser. Er leitet das Projekt bei der Stadtverwaltung. Ein Kraftakt sei es gewesen, sagt er. Allein die rund 10.000 Lastwagenfahrten zur Aufschüttung des Areals mussten koordiniert werden. Bagger modellierten das Gelände mit einem per Navigationssatellit gesteuertem Programm. Wenn der Rasen überall gewachsen ist, wird nur eine Grünfläche zu sehen sein. Nichts wird mehr an das verseuchte Gelände erinnern. Knapp 200.000 Kubikmeter teils hochgiftige Abfälle liegen in einigen Metern Tiefe. Die größten Sorgen bereitet ein Abfallprodukt aus der Pflanzenschutzmittelproduktion. Die Erdschichten und die Kunststofffolie sollen verhindern, dass Regenwasser ins tiefere Erdreich eindringt und die Giftstoffe ausspült. Zur unterirdischen Grundwasserschicht gibt es laut Stadtverwaltung eine hinreichend dicke und dichte Erdschicht, die eine Verseuchung verhindert. Das Grundwasser in dem Bereich wird ständig mit 19 Kontrollbrunnen überwacht. „Ich bin überzeugt, dass wir mit der Abdichtung den richtigen Weg eingeschlagen haben“, sagt Umweltdezernent Dillinger. Er betont, dass die Sicherungsmaßnahmen ausreichten, um „alle Gefährdungspotenziale zu beherrschen.“ Auch Klaus Schneider, CDU-Ortsvorsteher der Gartenstadt, spricht von einer „vernünftigen Lösung – alles andere wäre utopisch gewesen.“ Selbst frühere Kritiker der Folien-Lösung finden zum Abschluss des Projekts versöhnliche Worte. „Man kann mit dem Ganzen leben“, sagt Norbert Kimpel, SPD-Ortsbeirat in der Gartenstadt. Die Ortspolitiker überlegen schon, ob in einigen Jahren ein Spazierweg als Verbindung zwischen dem Maudacher Bruch und den Wohngebieten über das begrünte Deponiegelände führen könnte. Vom Hügel aus kann man bis zur Haardt blicken. Das Altlastenproblem schlummert indes weiter unter der Erde.

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