Ludwigshafen „Die Torhüter-Position ist der Schlüssel“

Die Physis und die Psyche werden Schwerpunkte in der Vorbereitung auf die restlichen Spiele sein, sagt Eulen-Cheftrainer Ben Mat
Die Physis und die Psyche werden Schwerpunkte in der Vorbereitung auf die restlichen Spiele sein, sagt Eulen-Cheftrainer Ben Matschke.

So eine Hinrunde hat Ben Matschke noch nie erlebt. Der Trainer der Eulen Ludwigshafen musste Woche für Woche neue Nackenschläge verkraften. Nicht nur die Niederlagen ärgerten den ehrgeizigen Coach des Handball-Bundesligisten. Hinzu kamen ein noch nie da gewesenes Verletzungspech bei den Eulen. Ein Gespräch über Zuversicht, Zahlenspiele und die Zukunft.

Herr Matschke, sind die Eulen Ludwigshafen im Soll?

Nach dieser Hinrunde mit diesen vielen Nackenschlägen nach Soll zu fragen, da fällt es mir schwer zu antworten. Wir hätten gerne von den vier Spielen, die wir mit einem Tor Unterschied verloren haben, eines gewonnen. Dann wären wir näher dran. Vorige Saison war der Abstand zu einem viel späteren Zeitpunkt auch vier Punkte auf die Konkurrenz. Nach 17 Spielen vorige Saison hatten die Eulen 7:27 Punkte und waren 17. Hüttenberg war 16. mit 7:27 Zählern, davor Stuttgart mit 9:25. Nach dem 19. Spieltag hatten die Eulen 7:31 Punkte als 17., Nettelstedt 8:30 als 16. und Stuttgart 9:29 als 15. Das war alles viel enger. Vor der Saison war der Klassenverbleib 2.0. das Ziel. Sie sagten, die Spiele sind Kann-, kein Muss-Spiele. Widerspricht das nicht dem Ziel? Gummersbach und Bietigheim waren zumindest im internen Kreis definitiv Muss-Spiele. Die wollten wir gewinnen. Lemgo und Stuttgart auswärts hingegen Kann-Spiele, in denen wir zumindest einen Punkt geholt haben. Aber um das Saisonziel zu erreichen, müssen mehr Partien als nur gegen Bietigheim und Gummersbach gewonnen werden. Was stimmt Sie zuversichtlich, dass der Ligaverbleib, also das Wunder 2.0, noch gestemmt wird? Wir haben in der Rückrunde noch ganz wichtige und viele Heimspiele. Mich stimmt die Verpflichtung von David Špiler zuversichtlich. Er hilft den jungen Spielern jetzt schon in der kurzen Zeit immens weiter. Er übernimmt die wichtige Führung auf der Mittelposition, denn wir werden noch lange Zeit auf Alexander Feld und Pascal Bührer verzichten müssen. Außerdem stimmt es mich zuversichtlich, dass mit dem Zurückkommen von Vailiullin, Durak, Remmlinger und Haider im neuen Jahr wieder eine bessere Trainingsqualität entsteht und gesunder Konkurrenzkampf auf den Positionen herrschen wird. Und dann ist der Charakter dieser Mannschaft es wert, bis zur letzten Sekunde daran zu glauben. Stefan Salger galt vor der Saison als ein Top-Transfer. Nun wird er die Eulen nach dieser Saison schon wieder verlassen. Haben Sie mehr von ihm erwartet? Stefan musste zweimal über vier Wochen aufgrund von Bänderverletzungen pausieren. Er ist sicherlich ein Spieler, der Rhythmus braucht und einen Mittelmann, der es versteht, ihn einzusetzen. Das alles braucht Zeit und verlangt viele Trainingseinheiten. Er wird uns noch weiterhelfen. Welche positiven Erkenntnisse ziehen Sie aus den bisherigen 19 Spielen? Zum einen ist da der angesprochene Charakter der Mannschaft. Es ist keine Selbstverständlichkeit, immer an unser Ziel zu glauben, die Nackenschläge wegzustecken und immer nach vorne zu schauen. Das ist mehr als bemerkenswert. Ich bin sehr stolz auf diese Mannschaft und den Umgang mit den permanenten Veränderungen. Denn im Prinzip war die Hinrunde doch davon geprägt, Plan G oder H oder I zu implementieren. Vorige Saison waren 15 Punkte ausreichend. Wenn es dabei auch diese Runde bleibt, dann müssen die Eulen jedes dritte Spiel gewinnen. Gehen wir von 18 Zählern aus, dann müsste sogar jedes zweites Spiel gewonnen werden. Das klingt sehr ambitioniert. Mein Ziel ist es, dass wir in den Spielen zum Saisonende gegen Minden, gegen Stuttgart, gegen den Bergischen HC und zuvor gegen Lemgo oder gegen Göppingen in Reichweite zu Platz 16 sind. Da brauchen wir Top-Level im physischen als auch psychischen Bereich. Zuvor sind sicherlich die Spiele in Gummersbach und in Bietigheim von großer Bedeutung. Leider ist es so, dass bis dahin nicht alle Spieler dabei sein werden sowie einige Spieler definitiv noch Trainingsrückstand haben werden. So liegt mein Fokus in der Vorbereitung auf der physischen Verbesserung des aktuell vorhandenen Kaders und der schnellen Wiedereingliederung der verletzten Spieler. Denn davon wird der Erfolg im Februar abhängen. Werden Sie sich dann noch einmal dafür stark machen, auf dem Transfermarkt aktiv zu werden, eventuell einen Torhüter zu holen? Ich vertraue Stefan Hanemann und Matze Lenz. Deshalb haben wir beide geholt und uns für das Gespann entschieden. Speziell Stefan arbeitet unheimlich viel und legt Extraschichten nach den Trainingseinheiten ein. Jetzt gilt es, die notwendige Coolness zu integrieren, um Leistungen über einen längeren Zeitraum zu stabilisieren. Es war sicherlich so, dass in den vier engen Spielen die Torhüter-Leistung gefehlt hat. Als sie da war, zum Beispiel in Lemgo oder in Stuttgart, waren wir auch maximal konkurrenzfähig. Die Torhüter-Position ist der Schlüssel zu Vielem. Sie haben den langen Atem angesprochen, der benötigt wird, um in der Liga zu bleiben. Wie viele Punkte Ihrer Hochrechnung nach braucht man für den Ligaverbleib? Das ist schwer zu sagen. Entscheidend ist unsere Entwicklung auf und neben dem Feld, denn davon wird der Erfolg am Ende abhängen. Nun, eine Zahl muss es ja geben. Sie sprachen ja immer wieder vom langen Atem. Demnach haben Sie in Ihrer Analyse sicherlich auch eine Zahl … Mitte der zweiten Hälfte der Rückrunde kommen aus Erfahrung verrückte Ergebnisse zustande. Dann kommt es auch darauf an, zu welchem Zeitpunkt wir einen Gegner vor der Brust haben. Liegt der Fokus des Gegners im Europapokal oder der Champions League und nicht zwingend in der Liga. Wir werden uns die Mentalität erarbeiten müssen, um auch vielleicht Spiele wie gegen Göppingen, Melsungen oder Hannover zu Hause positiv zu gestalten.

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