Ludwigshafen Die eigenen vier Wände

Menschen mit Beeinträchtigungen benötigen häufig besondere Wohnangebote. Zwei Ludwigshafener Stiftungen stellen solche Spezialimmobilien zur Verfügung und sichern deren Bestand: die Stiftung der Lebenshilfe und die Stiftung zur Unterstützung psychisch Behinderter in der Pfalz.

Die Stiftung zur Unterstützung psychisch Behinderter in der Pfalz wurde in den 90er Jahren von einer Gruppe Eltern mit psychisch kranken Kindern gegründet. „Die treibende Kraft war das Ludwigshafener Ehepaar Josef und Monika Kretz. Die beiden hatten selbst ein psychisch krankes Kind und leiteten in der Pfalz einige Angehörigen-Gruppen“, erläutert Jörg Breitmaier die Entstehung der Stiftung. Nach dem Tod von Josef Kretz vor etwa sechs Jahren übernahm der Chefarzt der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Krankenhaus Zum Guten Hirten zusammen mit anderen Krankenhaus-Mitarbeitern die ehrenamtliche Verwaltung der Stiftung und fungiert seitdem als Stiftungsvorsitzender. Der Elterngruppe ging es darum, für ihre psychisch kranken Kinder Wohnmöglichkeiten zu schaffen, in denen sie auf Dauer bleiben können. „Wenn psychisch kranke Menschen in einer betreuten Wohnsituation leben, ist ihr Verbleiben in der Wohnung an ihre Krankheitseinsicht und die Bereitschaft, sich betreuen zu lassen, geknüpft“, erklärt Breitmaier. Im Klartext: Wenn jemand sich nicht betreuen lassen will, wird ihm die Wohnung gekündigt. Dies komme relativ häufig vor, weiß der Chefarzt aus seiner Praxis. Daher sei es den Stiftungsgründern ein großes Anliegen gewesen, ihren Kindern auf Lebenszeit ein Wohnrecht zu verschaffen und sie gut versorgt zu wissen – auch nach dem Tod der Eltern. So erwarb die Stiftung Ende der 90er Jahre in Speyer und Ludwigshafen je ein Wohnhaus mit acht Ein-Zimmer-Appartements. Die Bewohner haben ein Wohnrecht auf Lebenszeit, die Stiftung betreibt die Häuser. Das Ludwigshafener Haus liegt in Mundenheim. Wo genau, möchte Jörg Breitmaier nicht verraten, denn die Bewohner legen großen Wert auf ihre Privatsphäre. Der Stiftungsvorsitzenden bewertet es rückblickend als „relativ revolutionär“, was die Eltern mit ihrer Initiative für ihre Kinder geschaffen haben. In einem größeren Rahmen kümmert sich die Stiftung der Lebenshilfe um Wohnangebote für Menschen mit geistiger Behinderung – sie betreibt gleich fünf Wohnhäuser: das Wilhelm-Hiemenz- und Kurt-Hahn-Haus in Maxdorf, das Wohnhaus Dannstadt, das Hedy-Erlenkötter-Haus in Oggersheim und das Wohnhaus Oppau, das gerade neu gebaut wird. „Die Stiftung der Lebenshilfe Ludwigshafen wurde 1998 zu dem Zweck gegründet, die gesamten Immobilien des Vereins Lebenshilfe zu schützen und deren Instandhaltung zu übernehmen“, sagt Stiftungsvorsitzende Judith Heer. Die Stiftung möchte so dem Slogan der Bundesvereinigung der Lebenshilfe „Wohnen heißt zu Hause sein“ gerecht werden. In den fünf Wohnhäusern finden erwachsene Menschen mit geistiger Behinderung ein Unterstützungsangebot, das wiederum vom Verein Lebenshilfe angeboten wird. „Der Betreuungsaufwand nimmt zu, weil die Leute glücklicherweise immer älter werden“, nennt Judith Heer einen Trend. Die Stiftung der Lebenshilfe verfolge die Philosophie, dass die Bewohner möglichst lange in den Häusern bleiben und dort auch alt werden können. Der ehrenamtlich tätige Stiftungsvorstand – die meisten haben selbst geistig behinderte Kinder – bemüht sich darum, die Wohnangebote immer auf dem neuesten Stand zu halten und den Bedürfnissen und Wünschen der Bewohner entsprechend um- und auszubauen. „Früher gab es noch Drei-Bett-Zimmer. Das geht heute gar nicht mehr. Der heutige Standard sind Einzelzimmer mit eigener Nasszelle“, nennt Judith Heer ein Beispiel. Dementsprechend wurde das neu erbaute Wohnhaus Oppau in der Kirchenstraße gestaltet, das kurz vor der Fertigstellung steht. Die Stiftung der Lebenshilfe hat dieses Haus geerbt, 1985 zogen die ersten Bewohner ein. Da es nicht barrierefrei war und nur schwer bedarfsgerecht umgebaut werden konnte, wurde es abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. „Es ist viel Aufwand und eine große Verantwortung“, kommentiert Heer ihr ehrenamtliches Engagement. Doch müsse es diese Wohnformen unbedingt geben. Daher sei es auch notwendig, die damit verbundene Arbeit zu machen, begründet sie ihren Einsatz für die Lebenshilfe-Stiftung. Neben dem Erhalt der Gebäude unterstützt die Stiftung auch noch Therapien und gibt bei Bedarf Zuschüsse zu Freizeitaktivitäten für geistig behinderte Menschen.

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