Ludwigshafen BASF richtet sich auf schwierige Zeiten ein

Ludwigshafen. Wegen großer Unsicherheiten in der Weltwirtschaft erwartet BASF-Chef Kurt Bock für das Jubiläumsjahr 2015 keine Gewinnsteigerung. Der operative Ertrag vor Zinsen, Steuern und Sondereinflüssen werde auf der Höhe des Vorjahres von 7,4 Milliarden Euro liegen, sagte er gestern auf der Jahrespressekonferenz. Der Umsatz werde leicht steigen.

Der weltgrößte Chemiekonzern fährt seine Investitionen 2015 gegenüber 2014 um 1,1 auf 4 Milliarden Euro herunter. Von dem Investitionsboom der vergangenen Jahre profitierte auch der nach wie vor größte BASF-Standort, das Ludwigshafener Stammwerk. Auch dort würden die Investitionen gedrosselt, sagte Bock. Der drastische Verfall des Ölpreises im vergangenen Jahr von über 110 Dollar je Barrel (159 Liter) unter 50 Dollar hat Grundchemikalien wie Naphtha billiger gemacht und die Gewinnmargen in den Chemiesparten gestärkt. Im Öl- und Gasgeschäft des Konzerns (25 Prozent Öl, 75 Prozent Gas) ging der Gewinn aber stark zurück. Eine Faustformel der BASF besagt, dass der operative Gewinn im Öl- und Gassegment um 20 Millionen Euro im Jahr sinkt, wenn der Ölpreis im Jahresdurchschnitt um 1 Dollar je Barrel nachgibt. Größter Brocken unter den Investitionen in Ludwigshafen ist der Bau eines riesigen TDI-Komplexes. TDI ist eine Chemikalie, die zur Herstellung von Weichschäumen aus Polyurethan – etwa für Matratzen, Möbel und Autoteile – genutzt wird. Das größte Investitionsprojekt der BASF-Geschichte kostet 1 Milliarde Euro, umfasst neben der TDI-Fabrik sieben weitere Anlagen, schafft 200 Jobs und modernisiert die Infrastruktur des Werks. Die neuen Anlagen sollten Anfang 2015 in Betrieb gehen. Doch die Detonation einer britischen Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg beim Setzen von Pfählen vor zwei Jahren sowie Planungsverzögerungen haben zur Änderung des Zeitplans und auch zu – laut Bock – „leichten Mehrkosten“ geführt. Die TDI-Produktion soll jetzt in der zweiten Hälfte dieses Jahres starten. Genauer wollte der BASF-Chef den Start nicht terminieren. Die BASF hat im vergangenen Jahr den Aufbau von Arbeitsplätzen im Ludwigshafener Stammwerk überraschend fortgesetzt. Bock hatte vor einem Jahr gesagt, er sehe allenfalls noch die „Möglichkeit eines ganz leichten Anstiegs“. Damit war der Eindruck entstanden, dass der seit 2008 laufende Stellenaufbau im weltweit größten Chemieareal zum Stillstand komme. Tatsächlich wurden weitere 437 Jobs geschaffen. Seit dem – nach jahrelangem massivem Abbau – 2007 erreichten Tiefstand entstanden im Stammwerk wieder 3142 neue Arbeitsplätze. Ende des vergangenen Jahres lag die Anzahl der Beschäftigten bei 35.848. Am Standort Ludwigshafen, dem die BASF neben dem Stammwerk weitere Gruppengesellschaften in der Region zurechnet, beschäftigt das Unternehmen 39.416 Mitarbeiter – 3080 mehr als 2007 und 205 mehr als vor einem Jahr. Für das laufende Jahr erwartet der BASF-Chef eine weitere Zunahme der Beschäftigung im Stammwerk um etwa 200 Stellen. Weltweit würden es einige Hundert Arbeitsplätze mehr werden. Mit dem Beschäftigungsaufbau im Stammwerk und am Standort Ludwigshafen bereitet sich das Unternehmen auf das altersbedingte Ausscheiden zahlreicher Mitarbeiter aus geburtenreichen Jahrgängen vor. Lag die Anzahl der Abgänge im vergangenen Jahr im zweistelligen Bereich, so werden ab 2018 jährlich über 500 und ab 2022 jedes Jahr über 1000 Mitarbeiter pro Jahr in Rente gehen. Anders als für die Mitarbeiter gibt es für die Aktionäre keinen Jubiläumsbonus. Die Dividende je Aktie steigt um 10 Cent auf 2,80 Euro. Die Gesamtvergütung für Kurt Bock steigt für 2014 leicht auf 5,452 (2013: 5,400) Millionen Euro. Zum Vergleich: Daimler-Chef Dieter Zetsche bekommt einschließlich Bonuszahlungen und Aktienoptionen 8,36 Millionen Euro. VW-Chef Martin Winterkorn erhielt für 2013 – neuere Angaben liegen noch nicht vor – 15 Millionen Euro.

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