Landau Von Rotwein und Rotweinkuchen

Das hat die Stadt Landau auf Facebook und Instagram veröffentlicht.
Das hat die Stadt Landau auf Facebook und Instagram veröffentlicht.

Wochenspiegel: Außergewöhnliche Zeiten führen zu außergewöhnlichen Reaktionen aus der Leserschaft

Der Rotweinkuchen war lecker – da war sich die Redaktion einig. Wir haben ihn am Donnerstag von einer Leserin erhalten, die sich über einen kleinen Seitenhieb auf die Gegner von Corona-Schutzmaßnahmen gefreut hat. Die hatten merkwürdige Vergleiche von Corona-Opfern mit Verkehrs- und Grippetoten aufgemacht und fanden alles nur halb so wild. Unsere Leserin hatte den Hinweis auf die Verteilaktion gegeben. Ein anderes Ehepaar hat uns mit interessanten Zusatzinfos über die Urheber des Flugblatts versorgt.

Über Leserreaktionen können wir uns nicht beklagen. Im Gegenteil: Wir sind Ihnen sehr dankbar dafür, dass sie uns so verlässlich mit Briefen bedenken, dass wir nahezu jeden Montag eine ganze Seite füllen können. Das ist klasse. Unsere Berichterstattung sorgte aber immer wieder auch für über das normale Maß hinausgehende Reaktionen – beginnend mit dem Thema der rechtsextremen Landauer Lehrerin Myriam Kern, weiter über die Corona-Berichterstattung bis zum Titelblatt am Donnerstag.

Dort hatte die Redaktion seitenfüllend die Porträts von am 22. Oktober 1940 aus Landau deportierten Menschen jüdischen Glaubens abgedruckt. „Meine Mutter hat geweint“, berichtet eine Bekannte. Die Stadtverwaltung bezeichnet die Titelseite als „schöne und bewegende Idee“. Von vielen weiteren Seiten wird hervorgehoben, dass die Titelseite – Idee und Layout: Redakteur Jan Peter Kern – mutig und eine schöne Aktion gewesen sei. Danke dafür.

Bei den anderen Themen ist es wie immer: Manche mögen, was man schreibt, andere nicht. Unter den Kritikern ist eine Leserbriefschreiberin, die uns Hetze wegen der Berichterstattung zur Corona-Hochzeit vorwirft. Sie meint, die Hochzeit hätten wir nicht erwähnen dürfen. Diese Kritik kann man ernstnehmen. Die Frage ist immer, ob Entscheidungen, die in der Hektik des Tages fallen, auch mit ein wenig Abstand noch Bestand haben. Allerdings hat das Land nicht ohne Grund die Teilehmerzahl an privaten Feiern ab Montag auf 25 heruntergesetzt; solche Feten haben sich immer wieder als Treiber des Infektionsgeschehens herausgestellt. Und wenn mit einem Fest zwei Kitas stillgelegt werden, dann ist das schon eine Erklärung wert. Dass im Umkreis der Betroffenen dann nahezu jeder wisse, wer da gefeiert hat, ist kein echtes Argument: Das weiß man auf dem Land auch ohne Zeitung.

Was man eher nicht ernstnehmen muss, ist die Kritik an der Berichterstattung zu Myriam Kern. Der Kollege Falk Reimer schlafe wohl gerne mit Kindern und Tieren, meint einer auf der Facebook-Seite der verbeamteten Lehrerin. Ein anderer schreibt, dass ein Schweinemastbetrieb das Problem lösen würde; dazu kommen Privatnachrichten. Um es abzukürzen: Ein Bedrohungs- und Beleidigungsbingo wäre voll.

Schöner sind da andere Reaktionen. Herausragend: Lehrer einer Landauer Schule haben eine Flasche guten Rotwein vor die Tür gestellt. Und da der Kollege meint, er möge keinen Rotwein, kann gerne jemand einen Kuchen daraus machen. Und vorbeibringen ...

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