Landau Verein: Fundamentalisten stehen nicht auf Boden des Grundgesetzes

Steht für Toleranz: die Regenbogenfahne.
Steht für Toleranz: die Regenbogenfahne.

„Veraltete Glaubensdogmen“ wirft der Verein für Toleranz und Menschlichkeit Südpfalz der Er-lebt-Gemeinde und ihren Unterstützern vor, weil diese Homosexuellen das Recht auf das Ausleben ihrer Sexualität abspricht. Der Verein pocht auf eine striktere Trennung von Kirche und Staat.

Die Toleranz-und-Menschlichkeit-Vorsitzende Tanja Sattler und der zweite Vorsitzende Markus Klein begrüßen den Vorstoß des Landauer Oberbürgermeisters Dominik Geißler (CDU), keine Veranstaltungen mehr im Er-lebt-Forum zu unterstützen, als längst überfällig. Deutschland habe sich die Trennung von Staat und Kirche auf die Fahne geschrieben. Die Trennung werde jedoch unterhöhlt, wenn Glaubensgemeinschaften mit veralteten Dogmen vom Staat finanziell profitieren, sei es durch Zuschüsse, Schirmherrschaften oder die Raummiete für öffentliche Veranstaltungen. Der Verein bezieht in seine Kritik auch die Evangelische Allianz ein, wobei das Haus Südstern, das ebenfalls Teil der Allianz ist, sich klar von der Haltung der Er-lebt-Gemeinde distanziert hat.

Nach Ansicht des Vereins verlagert sich die Diskussion zu sehr „hin zu einem ,Religionsstreit’“, wie es die RHEINPFALZ jüngst getitelt habe. Dadurch drohe das eigentliche Problem der Diskriminierung in den Hintergrund zu geraten. „Wir verurteilen Menschen und Strukturen, die anderen Menschen ihr Menschsein absprechen“, schreiben Sattler und Klein. Wer sich selbst dazu aufschwinge, darüber zu urteilen, welche Menschen Gottes Liebe verdienten, habe „gar nichts begriffen und 80 Jahre gesellschaftlicher Entwicklung verpasst oder nicht sehen wollen.“

Religionen würden obsolet, sobald sie Menschen in verschiedene Kategorien einteilen. „Mensch ist Mensch, Ende der Diskussion.“ Dabei sei es völlig egal, wie jemand orientiert sei. Solange Liebe einvernehmlich sei und niemand in seinen Menschenrechten verletzt werde, „geht es keinen was an“.

Der Verein wirft Gruppen wie der Er-lebt-Gemeinde zudem vor „jeglichen wissenschaftlichen Konsens [zu] leugnen, wissenschaftsfeindlich [zu] argumentieren, Fakten, wie die Existenz mehrerer biologischer Geschlechter [zu] leugnen“, um betroffenen Menschen die Identität abzusprechen. Wohin dies alles führen könne, habe man in Deutschland ab 1933 gesehen, als auch homosexuelle, transsexuelle und transgeschlechtliche Menschen vom Regime verfolgt und grausam ermordet worden wurden.

Darauf hatte auch die RHEINPFALZ in einem Kommentar hingewiesen. Der Verein für Toleranz und Menschlichkeit schließt sich der im Kommentar vertretenen Auffassung an, dass keine Religion oder religiöse Schrift über den universellen Menschenrechten stehe. Schon gar nicht hätten Fundamentalisten zu entscheiden, wem Menschenwürde zustehe und wem nicht. Um dies zu verstehen, bedürfe es genau eines Buches: des Grundgesetzes. „Wer dies nicht akzeptiert oder zumindest toleriert, steht in unseren Augen nicht auf dem Boden unserer freiheitlichen, demokratischen Grundordnung und muss dahingehend ausgegrenzt werden, keine staatliche Unterstützung mehr zu erhalten“.

Abschließend schreiben Sattler und Klein, dass Geißler mit der gleichen Entschlossenheit auch gegen andere Institutionen vorgehen werde, die sich ebenfalls über die Menschenwürde stellen. So wie der Südstern auch, machen sie keine weiteren Angaben, an wen sie dabei denken.

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