Landau Scharfe Kritik an Oberleitungsinsel-Lösung in Südpfalz

Arbeiten an einer Oberleitung der Bahn.
Arbeiten an einer Oberleitung der Bahn.

Mit Verärgerung reagiert der Fahrgastverband Südpfalz mobil auf Neuerungen im öffentlichen Nahverkehr in Landau und der Südpfalz. Der Vorsitzende Magnus Hellmich kritisiert die ausbleibende Elektrifizierung der Strecke Neustadt - Wörth und den fehlenden Lückenschluss im zweigleisigen Ausbau bei Winden.

Bei der Untersuchung der Strecke Neustadt-Landau-Wörth-Karlsruhe 2004 sei für die Elektrifizierung ein Kosten-Nutzenquotient von 1,93 ermittelt und eine Elektrifizierung als wirtschaftlich sinnvoll erachtet worden. Trotzdem soll es nun bei einer Insellösung bleiben. Das heißt, dass nur die Bahnhöfe Landau und Wörth elektrifiziert werden, aber Akku-Triebwagen eingesetzt werden, um die nicht-elektrifizierten Strecken zu befahren. Selbst die Elektrifizierung der Queichtalbahn Landau - Pirmasens sei als volkswirtschaftlich sinnvoll eingestuft worden, betont Hellmich.

Dass die TU Dresden zu besagter Insellösung geraten habe, liege daran, dass der Zweckverband Schienenpersonennahverkehr eine Untersuchung „Streckenelektrifizierung Gesamtnetz und Einsatz klassischer Elektrofahrzeuge“ von vornherein ausgeschlossen habe. Hellmich hält dies für einen groben Fehler. Die vermeintlich teure Oberleitungsinfrastruktur amortisiere sich schnell über günstigere Fahrzeugbetriebskosten. Die TU Dresden habe 2017 festgestellt, dass sich eine Elektrifizierung immer lohne, wenn der Takt im Regionalverkehr unter einer Stunde liege; bei einer größeren Verkehrsleistung durch eine höhere Betriebsdauer oder Züge in Doppeltraktion sei das auch schon bei einem Ein-Stunden-Takt der Fall.

Auch die fehlende Zweigleisigkeit auf einem Teilstück der Strecke hält Südpfalz mobil für eine Folge der „Machenschaften des ZSPNV“. Zwar habe die Vollversammlung des Zweckverbands im Juni 2008 einen Prüfauftrag zu Elektrifizierung der Strecke Neustadt-Wörth einschließlich des zweigleisigen Ausbaus des Engpasses Winden-Wörth beschlossen, doch ein Ergebnis liege bis heute nicht vor.

Die SÜW-Kreistagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen stößt ins selbe Horn: Sie will die Hoffnung auf eine Vollelektrifizierung der ganzen Strecke ebenso wenig aufgeben wie die nach einem zweigleisigen Ausbau zwischen Winden und Wörth. Im Vergleich zu anderen Strecken im Zuständigkeitsbereich des Zweckverbands werde die Hauptstrecke des Südpfälzer Bahnverkehrs zwischen den wichtigen Bahnknotenpunkten Neustadt und Karlsruhe „weiter stiefmütterlich behandelt und lediglich mit der zweitbesten bahntechnischen Lösung abgespeist“. Ein Gutachten der TU Dresden, das die Insellösung empfohlen habe, habe auch gezeigt, dass die „Vollelektrifizierung die eindeutig wirtschaftlichere Variante darstellt, weit vor den Akkuzügen und den noch teureren und mit geringerem Wirkungsgrad behafteten Brennstoffzellenzügen“.

Die Grünen hoffen daher, dass „der Notnagel Akkuzüge nicht zum Dauerzustand wird“. Er sei in der Gesamtbetrachtung eine eher umweltschädliche Lösung. Die Förderung von Lithium zur Herstellung der riesigen Akkus führe in Chile, Australien und China zu enormen Umweltschäden. Ein weiterer Vorteil einer Vollelektrifizierung wäre, dass man eine Anbindung an die Stadtbahn aus Karlsruhe ermöglichen würde.

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